Tour de la Ruhr – revised

Oje, der Tag fängt ja gut an: Seit Tagen bläut der Himmel, und wir können es kaum erwarten, heute mit zwei Womos – Jos Bully „Emma“ und unserem Pössl Richtung Ruhrquelle zu fahren, um die Tour de la Ruhr erneut aufleben zu lassen. Und jetzt ruft der arme Jo mit Grabesstimme heute morgen an und sagt wegen  höllischer Zahnschmerzen ab. Dabei ist das doch eigenlich „seine“ Tour – heiliger Ibuprofen, hilf ihm!

Also Richtung Sauerland. Sauerland? Ja, die Ruhr startet im Rothaargebirge bei Winterberg im Sauerland. Also auf die A4 Richtung Olpe, und ab dort dann Richtung Winterberg. Eine echte Kurverei durch das frühlingshafte Sieger- und Sauerland, es wird höher und die Berge mit Nadelbaumbewuchs wechseln sich ab mit heftigen neubepflanzten Schneisen – noch Reste von Kyrill? Kann ich irgendwie nicht so recht glauben, die Jungpflanzen sehen allzu winzig aus. Kyrill ist doch auch schon wieder ein paar Jahre her.

Zwischendurch gab es noch einen Einkaufsstopp in Altenhundem, wo wir uns mit Grillgut und diversen Gourmet-Zutaten versorgten, um Jo wieder den Eindruck eines Freßblogs zu vermitteln. Der seit zig Kilometern ausgeschilderte Flohmarkt  ist eine herbe Enttäuschung: ganze drei (drei!) Stände, davon nur einer mit Trödel, der Rest mit dem üblichen Neuwarenramsch. Naja, zum Glück sind wir keinen Umweg dafür gefahren, es war gleich auf dem Lidl-Parkplatz.

Das idyllische Sauerland nimmt bald ein Ende und wird abgelöst vom touristischen. Wir biegen hinter Winterberg nach rechts zur Ruhrquelle ab, die einige schöne Wander- und Radwege bietet. Wir speisen erst einmal ausgiebig (und die Brötchen sollten eigentlich noch für Jo reichen, wie hatte Ray sich das gedacht?) und laufen gespannt die paar Hundert Meter zur Quelle. Ups:

„Unspektakulär“ war das meistgehörte Wort rundum bei den Natur-Touristen.
„Unspektakulär“ war das meistgehörte Wort rundum bei den Natur-Touristen.
20 Meter weiter unten hat alles seine Ordnung
20 Meter weiter unten hat alles seine Ordnung

Renaturiert nennt man das wohl. Aus einem Schlammloch kommen drei Tropfen Ruhr und werden 10 Meter weiter unten von einem kleinen Steinkranz und einigen Ruhebänken und Infotafeln eingefaßt. Ja, wir haben in Wikipedia gelesen, daß weiter unten, wenn erst die Neger und der Hillebach einmünden, richtig Wasser in diesen Fluß kommt. Das sehen wir uns morgen an! Lustig waren die Kinder, die versuchten, das schlammige Rinnsal aufzustauen und dadurch „die Ruhr abzustellen“. Aber, „die Ruhr sucht sich ihren Weg“, bemerkte einer der jungen Wasserbauingenieure.

Jetzt aber Stellplätze evaluieren. Es sollte entspannend sein, aber gute Internetverbindung haben. In Winterberg schauten wir uns zwei Camping- und einen Stellplatz an, beim dritten waren wir schon so müde, daß wir froh um den vorletzten Platz waren. Naja, froh. Der erste Campingplatz wirkte irgendwie langweilig, oberhalb eines Gewerbegebietes. Der zentrale Stellplatz „für 110 Reisemobile“ war ein lustiger Parkplatz an der Stadthalle in Winterberg. Man muß einen Parkschein lösen und Münzen für Strom einwerfen – je 0,50 Euro für 3 Stunden. Es gibt eine Säule mit 10 Steckdosen (für 110 Reisemobile). Wirkte insgesamt etwas trostlos, wir verzogen uns.

110 Plätze, 10 Steckdosen. Nicht ganz unser Geschmack, dieser Parkplatz. Dafür billig.
110 Plätze, 10 Steckdosen. Nicht ganz unser Geschmack, dieser Parkplatz. Dafür billig.

Camping „An der Sommerrodelbahn“ verhieß jedenfalls keine Trostlosigkeit. Als wir ankamen, erwartete uns die reinste Kirmesstimmung. Sommerrodelbahn, Panorama-Abenteuerbrücke und Mountainbike-lebensmüde-den-Berg-runterstürz-Parcours  (Aka Bike-Park Winterberg) bis zum Abwinken. Einen vorletzten Platz direkt an der Straße konnnten wir noch ergattern (der Platzwart ein überaus freundlicher ansehnlich-sportlicher Typ, der uns morgen sogar Brötchen mitbringt. Vermutlich ist er morgens vor acht aber schon drei Steilwände hochgeklettert). Der Platz: ich wurde leicht aggressiv ob des Lärms der durchziehenden Motorräder. Wer sagt eigentlich, daß zu einer guten Moped-Tour angebohrte knatternede Auspuffrohre gehören? Das ist der reine Terror! Zwischendurch ein paar Sirenen, Blaulichter (vermutlich Knochenbrüche bei den BMX-Fahrern oder doch nur die Begleitung für den Autokorso für die Hochzeitsgesellschaft hier oben auf der Panoramabrücke?).

Blick auf die „Kappe“, den Kirmesplatz von Winterberg.
Blick auf die „Kappe“, den Kirmesplatz von Winterberg.
Hiermit starten wir eine Hitparade lustiger Womo-Kosenamen. „Kuschelbomber“ – das ist ja wohl echt bombig!
Hiermit starten wir eine Hitparade lustiger Womo-Kosenamen. „Kuschelbomber“ – das ist ja wohl echt bombig!

OK. Gegen Abend beruhigte sich die Lage etwas, und wir warfen unseren Grill, Version 2.2 mit Kabelbindern und Konservendosen als Höhenausgleich an. Der Mann ans Feuermachen, die Frau mariniert die Garnelen. Das Womo bringt ganz alte Rollenbilder zu Vorschein. Achtung Jo, jetzt kommen wieder die Freßbilder!

Grill Version 2.2
Grill Version 2.2
Irgendwie fehlte ein Bauteil, aber Kabelbinder gehen immer
Irgendwie fehlte ein Bauteil, aber Kabelbinder gehen immer
Senf-Honig-Sojasoße-Tabasco-Garnelenmarinade
Senf-Honig-Sojasoße-Tabasco-Garnelenmarinade
Fertiggegrillte Garnelen im Abendlicht
Fertiggegrillte Garnelen im Abendlicht
Fertiges Menü mit Nudelsalat
Fertiges Menü mit Nudelsalat

Garnelen und Vino für mich, Würstchen und Piwo für Ray, Nudelsalat für uns beide, und ein kleiner Spaziergang auf den nun beinahe menschenleeren Berg hoch. Er heißt übrigens „Kappe“ und stand wunderschön im Abendlicht – um 20 Uhr ist es noch taghell, die Sonne noch deutlich über dem Horizont. Er ist im Prinzip ein Ganzjahres-Kirmesplatz, aber wenn man ein wenig über das Restaurant „Bobhaus“ hinauswandert („höchste Freiluftterrasse des Hochsauerlandes“ – nördlich der Alpen!!!elf), kriegt man noch etwas von der Natur mit. Aber das ist nun mal so hier, ein Sportgebiet mit Rund-um-die-Uhr-Sport-Infrastruktur. Es gibt eine Rodel-Anschubtrainingsbahn (oder wie das hieß), und unten an Straße betreibt die Bundeswehr ihre Sportschule. Wir sind hier morgen garantiert schnell weg. Gute Nachrichten von Jo: dem Zahn geht es besser (oder er wurde brutal ruhiggestellt) – und er stößt morgen zu uns.

Das UMTS reichte leider nicht, den Eurovisons-Live-Stream aus dem Internet zu schauen, geschweige denn, den Campingplatz zu beschallen – aber ich glaube, die ganzen Biker hier sind eh nicht an einer kleinen ESC-Party interessiert, die düsen selbst nach Einbruch der Dunkelheit noch mit ihren kleinen Fahrrädern über den Platz. Also schauen wir mal, wer uns morgen als Sieger präsentiert wird, die russischen Babuschki oder die Italienerin. I’m standing still!

2 Kommentare

  1. (oder er wurde brutal ruhiggestellt)….
    was heißt hier brutal? Ich habe die IBU Fee in Dienst gestellt und schon mal eine (einzige)eingeworfen. Kann man ja später noch nachlegen :-)
    Ich freu mich auf morgen und hoffe gegen 10:00 Uhr hier in aller Ruhe zu starten.
    Werde mal die Rhur in der Nähe von Syburg erkunden und mich dann auf dem verabredeten Campingplatz einfinden.
    Ich bastle jetzt noch ein wenig an der Carthago Seite.
    Gute Nacht ihr Lieben bis morgen.
    JO

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