Im Norden: Stade, Elbfähre, Nord-Ostsee-Kanal, Schachtholm, Kiel …

Sind wirklich drei Tage vorbei? Nicht zu fassen. Unsere Nordtour war angefüllt mit erholsamen Momenten, Natur und wetternahen Abenteuern, bei denen wir die Autarkie unseres Pössl und unsere eigene Autarkiefähigkeit und die Lücken in unserer Ausrüstung austesten  konnten. Schon der Stellplatz in Stade hatte keine Sanitäreinrichtungen, sondern war ein „richtiger“ Stellplatz, so daß wir Bad und WC schon mal unter Echtbedingungen nutzen mußten.

Etwas verwundert hat uns beim morgendlichen Losfahren ein gewisser Geruch, der offenbar nicht vom Klo kam, sondern irgendwie wie kaputter Siphon roch – trotz Grauwasserentsorgung am Abend zuvor. Das scheint in der Tat daran zu liegen, daß es überhaupt keinen Siphon gibt ;-) und man kann es durch Zustöpseln der Abflüsse (Dusche, WC, Küche) während der Fahrt verhindern (wenn sie nicht rausplöppen, was wohl auch schonmal vorkommen soll). Und immer schön regelmäßig entsorgen, vor allem wenn man Geschirr im Womo spült …

Nach unseren Erlebnissen mit dem Love Mobile und der endlosen Fahrt über die A1 landeten wir also in Stade, waren aber zu müde, um abends noch in die Stadt rüberzugehen – obwohl dies vom Stellplatz gut zu Fuß möglich gewesen wäre. Dies holten wir nun am nächsten Morgen nach, und es lohnte sich! Strahlendes Wetter und eine Altstadt wie aus dem Bilderbuch. „Hansestadt Stade“! Rundum von Wasser umgeben, voller denkmalgeschützter, wunderbar erhaltener Gebäude, dabei aber voller Leben – alle Gebäude sinnvoll genutzt und überall Cafés, Geschäfte und jede Menge Buchläden. Als ich zum Aufpasser in einem rekonstruierten Lastkran, der für Informationen zum Denkmalschutz genutzt wird sagte, „Sie haben es echt schön hier“ – kam nur ein norddeutsch-knappes, aber nicht unfreundliches „man gewöhnt sich dran“ zurück.

Stade, Denkmaldetail
Stade, Denkmaldetail
Stade Altstadt
Stade Altstadt
Stade – Idylle am Denkmal
Stade – Idylle am Denkmal

Nach dem kleinen Spaziergang fühlte es sich langsam nach Urlaub an. Wir brachen ganz gemütlich Richtung Wischhafen auf, wo die einzige und wohl ziemlich wichtige Elbfähre Richtung Schleswig-Holstein auf uns wartete. Die Verkehrsnachrichten hatten schon am Tag zuvor bis zu 1 Stunde Wartezeit gemeldet, aber die Alternative – Stau im Hamburger Elbtunnel – war für uns keine. Es wurde dann tatsächlich eine lange Wartezeit, bis wir endlich über den Deich auf die Fähre konnten, aber die angenehmste, die man sich vorstellen kann. Motor aus und in der Sonne stehen, kleine Spaziergänge, etwas Zeitung lesen … und kurz vor der Fähre gibt es sogar einen Womo-Stellplatz. Wer also besonders schlau ist, übernachtet hier und mogelt sich dann vorne in die Schlange rein.

Stellplatz an der Elbfähre, mit Überflutungsgefahr
Stellplatz an der Elbfähre, mit Überflutungsgefahr
Fähranleger
Fähranleger
Blick von der Elbfähre
Blick von der Elbfähre

Und dann mit dem Schiff über die sehr unübersichtliche Elbe. Rund 20 Minuten waren wir unterwegs (15 Euro), und dann ging’s via Glückstadt über Land durch Schleswig Holstein.

Hier überfiel uns irgendwie ein unstillbarer Kohldampf
Hier überfiel uns irgendwie ein unstillbarer Kohldampf
Unser OSM-Navigation hat einen guten Platz gefunden.
Unser OSM-Navigation hat einen guten Platz gefunden.

Tagesziel war der Stellplatz am Flughafen Rendsburg-Schachtholm, der direkt am Nord-Ostsee-Kanal liegt. Mit etwas Glück kann man in wenigen Metern Abstand vor dem Womo die richtig dicken Schiffe vorbeikommen sehen. Den Stellplatz hatte eine Kollegin in Facebook aufgetan, das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Der Platz war gut zu finden und hatte wirklich eine nette Lage: Schafweide und Flugplatz im Rücken (ein einzelner Motorflieger am Abend), und nach vorne raus den Kanal. OK, noch eine Straße dazwischen, die man auf den Bildern nicht gesehen hatte. Und die Kreuzfahrer kommen sooo oft jetzt auch nicht vorbei, aber die großen Frachter machen auch schon was her.

Schachtholm, der Stellplatz mit den schwimmenden Nachbarn
Schachtholm, der Stellplatz mit den schwimmenden Nachbarn
Hinter dem Stellplatz
Hinter dem Stellplatz
Sonnenuntergang im Rückspiegel
Sonnenuntergang im Rückspiegel

Auf diesem Platz stießen wir dann knapp an die Grenzen unserer Autarkie, denn für die 6 Euro Gebühr gibt’s exakt die schöne Aussicht und einen super gepflegten Rasen, und das wars. Kein Strom, keine V/E und keinen Brötchenservice. Aber wir hatten ja Jos Wechselrichter im Wagen, so daß unsere Internetsucht … hm. Es gibt zwei Arten von 12V-Steckern, und die dicken passen beim Pössl nur in die vordere Steckdose rein, die wiederum nicht von der Bordbatterie, sondern von der Autobatterie gespeist wird. Die hinteren Steckdosen haben schmalere Buchsen. Wenn wir also nicht die Motorbatterie leersaugen wollten, war Feierabend mit geplanten Blogpostings, OSM-Trackings und Logodesign und wir mußten das durchwachsene Wetter und den Sonnenuntergang genießen. Den Bonustrack, wie es uns im plötzlichen Gewittersturm die Markisenhalterung teilweise abgerissen hat, walzen wir jetzt mal nicht weiter aus, das wird unter Lehrgeld verbucht (Jo, wir bräuchten dann demnächst wohl doch mal die Halle und eine helfende Hand …).

Trotz allem: superidyllischer Stellplatz, nette Leute im angrenzenden Flughafencafé (selbst Reisemobilist mit guten Storys), und natürlich Norbert den Fluglehrer und Stellplatzchef in seinem Concorde Charisma, der uns für den nächsten Morgen eine gute Werkstatt empfahl und ebenfalls gute Womo-Geschichten auf Lager hat.

Spann an“ nennt sich übrigens die recht große Caravan- und Campingfirma in Rendsburg-Osterrönfeld, die uns die Markise dann lieber ganz abgeschraubt hat, um zu verhindern, daß sie auf der Autobahn zum Geschoß wird. Empfehlenswert, freundlich, hilfsbereit.

Rendsburg selbst hatte gegenüber Stade nicht viel zu bieten, zumal auch das Wetter stark nachließ. Kalt und windig wurde es. Viel Leerstand in der Innenstadt, schief singende Jugendliche in grünen T-Shirts auf einem Festival und die Heiligen der letzten Tage vor dem Rathaus. Dafür eine technische Attraktion: Eine Schwebefähre über den Nord-Ostseekanal. Leider nicht für Womos, und wir Weicheier schauten uns das Spektakel nur vom warmen Womo aus an, weil wir weiter nach Kiel wollten, Kaffee trinken mit alten Bekannten.

Schwebefähre in Rendsburg
Schwebefähre in Rendsburg

Kiel ganz kurz: es gibt spannendere Städte, aber weltweit kein besseres Eis als bei Giovanni L. im Einkaufszentrum CITTI. Man wundert sich, wenn Gastgeber einem grad mal den Blick auf den Hafen zeigen und dann ins Einkaufszentrum wollen. Innenstadt? Gibt’s nicht wirklich … (wir haben jetzt aber auch nicht gesucht). Aber das Eis! Erdbeer-Stracchiatella, Schwarze Vanille, dunkle Schokolade … Da haben wir doch gleich für die abendliche Sommerparty noch einen Thermocontainer in Schwarz-Rot-Goldenen Sorten mitgenommen.

Kieler Hafen. So einen Pott hatten wir leider nicht in Schachtholm
Kieler Hafen. So einen Pott hatten wir leider nicht in Schachtholm

Nachmittags ging’s dann einigermaßen zügig nach Bad Oldesloe, wo uns ein Traumhaus mit Teich, Saunahütte, Luxusgrill und alten Freunden erwartete. Immerhin drei Womos standen dann zum Übernachten vor der Tür! Der Abend klang also mit leicht kalten Füßen, einem deutschen EM-Sieg, leckerem Tzatziki, gemütlichem Feuer, einem Hund, zwei Katzen und guter Stimmung aus, so daß wir uns am nächsten Morgen gut ausgeschlafen einigermaßen zeitig wieder auf die A1 aufmachten, wo uns ein einigermaßen erträglicher Wochenendverkehr erwartete, aber daß man 450 Kilometer auf der A1 in 5 Stunden schafft, ist wohl eine Illusion.

3 Kommentare

  1. …Ihr Pössl-Opfer,
    lustig zu sehen, dass wohl jedes Womo – egal welchen Alters – immer irgendwie eine Baustelle ist :-).
    Wir werden das Ding schon irgendwie festbekommen. Wir schrauben am nächsten WE sowieso an Emma herunm. Wird höchste Zeit, der Urlaub naht.
    Vielleicht kann man ja eine Schrauber-Grill-Kombi draus machen.

  2. Ist ja toll, mal zu lesen, wie Ihr zu uns hin und wie wieder nach Hause gekommen seid… Und Stellplatzempfehlungen aus der Näche gibt es auch noch, Klasse…
    Wir sollten mal einen Idyylischen Stellplatz auf halber Strecke Bad Oldesloe – Köln finden!!

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