Rund um den Rursee, Pösslchen beim Silvestercamping in der Eifel

Meine Güte, Ist. Das. Kompliziert. Fassen wir es mal so zusammen: es gibt jede Menge Wasser hier, und wir hatten viel Glück, daß nur wenig davon diesmal von oben kam. Sowohl die Urft, die wir ja schon in Nettersheim kennenlernen durften, als auch die Rur (ohne h) bilden zusammen in allerlei Verknotungen, die auf der Karte wie 5 verwurschtelte Blinddärme aussehen, ein System von Trinkwasserstauseen. Die Rur und ihre Nachbargewässer schlängeln sich dabei dermaßen durch die Täler, daß wir fast nie genau wußten, welches Gewässer vor unseren Augen denn nun eigentlich aufgestaut wurde.

Unser erstes Ziel lag gestern im Kalltal (noch ein Flüßchen mit eigener Talsperre), um uns ein literarisch, künstlerisch und historisch spannendes Nest namens Simonskall anzusehen, ein winziges Örtchen, zu dem eine winzige Straße an der Kall entlang führt, bei der man bei Gegenverkehr knapp von der Straße runtermuß, um aneinander vorbeizukommen. Links münden rauschende Bäche den Waldhang runter, rechts saftige, sumpfige Wiesen … Auenland!

Nein, nicht Auenland, Mordor ist auch schon durchgekommen. So idyllisch es hier heute aussieht,  seit 100 Jahren oder mehr auch Luftkurort (!), rundum darf man die Wege nicht verlassen, weil immer noch Blindgänger des letzten Krieges rumliegen könnten. Einer der angebotenen Wanderwege, die hier starten, ist der „Westwall-Weg“, auf dem man Bunker und dergleichen sehen kann. Wenn wir nicht bei Ankunft bereits in einen heftigen Regenguß geraten wären, den wir mit einem Milchkaffee in der sympatischen  Talschänke überbrückten,  hätten wir uns den Fußmarsch wohl mal gegönnt, aber bereits rund ums Dorf war es so schlammig, daß wir gekniffen haben.

Geschichts- und Literaturträchtige Wanderwege, wenn auch reichlich schlammig heute
Geschichts- und Literaturträchtige Wanderwege, wenn auch reichlich schlammig heute

Idylle im Kalltal, Pösslchen paßt sich gut ein
Idylle im Kalltal, Pösslchen paßt sich gut ein

Wir kommen im Frühling wieder, Kalltal, versprochen!

Da uns wegen hohem Verpeiltheitsfaktor am Samstag noch einzelne Lebensmittel fehlten, die zur Zubereitung einer vollständigen Mahlzeit unerläßlich waren, versuchten wir es Richtung Monschau, in der Hoffnung, in einem größeren Ort (immerhin ein McDonalds!) eine offene Tankstelle mit einer Auswahl an Fladenbrot oder Tomatenmark zu finden. Nun gut. Monschau. Es ist Sonntag im Winter, und die Autos stehen bis zum Ortsausgang raus. Massen an Menschen. Nagut, im Sommer ist es mit Sicherheit die Hölle, derzeit war es nur unmöglich, für Pösslchen einen Parkplatz zu finden, das reichte uns eigentlich schon. Sieht ja ganz nett aus, aber wenn man es mit dem Tourismus übertreibt, ist es irgendwann nix mehr. Gibt so viele sympathische kleine Orte mit Burgen und dergleichen  hier, aber die Leute schienen alle in Monschau zu sein.   Wir schrieben die Womo-Cuisine ab und entschieden uns für ein Abendessen in der Heimbacher Gastronomie, als Vorgeschmack auf ein mögliches Silvesteressen, das wir eh vorhatten.

Auf dem Weg rund um den See lag als nächstes Einrur und Rurberg, wo wieder mal ein paar Staudämme unübersichtliche Gewässer trennten. Außerdem gibt es hier noch einen Womo-Stellplatz ohne Strom, der zur Abwechslung aber auch eine defekte Frischwassersäule hatte – landschaftlich (zumindest im Moment) auch nur dann attraktiv, wenn man auf einen Parkplatz schauen will oder auf das Feuerwehrhaus und den Badesee. Gut, daß wir den Stellplatz Heimbach ausgesucht haben, das wäre hier doch etwas einsam gewesen. Auch hier im Sommer mit Sicherheit die Hölle los, derzeit aber eher den Charme eines hochalpinen Skigebiets im Sommer. Aber die Gewässertechnik macht schon was her, und daß ganz Aachen von dem Trinkwassersee hier profitiert, kann man sich gut vorstellen.

Auf die Idee wären wir jetzt auch nicht gekommen, es zieht wie Hechtsuppe
Auf die Idee wären wir jetzt auch nicht gekommen, es zieht wie Hechtsuppe
Staustufe zwischen Urft- und Rursee - lecker Trinkwasser für Aachen
Staustufe zwischen Urft- und Rursee – lecker Trinkwasser für Aachen

Serpentinen führen uns weiter durchs Land, Mordor hat hier die berühmt-berüchtigte „Ordensburg“ hinterlassen, eine monumentale Anlage, in der man aus blonden, sportlichen Arierbuben „Führerfiguren“ bilden wollte. Es soll eine geheime Studie gegeben haben, daß die Jungs zwar alle gerne sofort Kreisleiter und mehr geworden wären, aber das intellektuelle Rüstzeug eher nicht so ihre Stärke war. Nach dem Krieg wurde das Gelände lange von den Belgiern als Truppenübungsplatz genutzt, jetzt entsteht eine Mischung aus NS-Dokumentationszentrum, Naturpark-Zentrum und „Forum Eifel“. Sieht von den Planungen her ganz vielversprechend aus. Wir kraxelten einmal rund um die Ordensburg mit Schwimmbad, „Thingplatz“, allerlei Monumentaltreppen ohne erkennbaren Zweck.

Hier tut sich einiges, ab 2014 vielversprechendes Natur- und Begegnungszentrum.
Hier tut sich einiges, ab 2014 vielversprechendes Natur- und Begegnungszentrum.
Ehemaliger Panzerwaschplatz auf Vogelsang. Leider kam niemand und hat unseren verdreckten Panzer gewaschen.
Ehemaliger Panzerwaschplatz auf Vogelsang. Leider kam niemand und hat unseren verdreckten Panzer gewaschen.
Bis 2014 allerdings jede Menge Bauzäune und die interessanteren Anlagen nicht begehbar
Bis 2014 allerdings jede Menge Bauzäune und die interessanteren Anlagen nicht begehbar
Rundgang um Vogelsang
Rundgang um Vogelsang

Erwähnte ich schon, daß es hier durchgängig wie Hechtsuppe zieht?

Hier bringt's mal richtig was, auf den Anhöhen braucht's auch keine langen Masten
Hier bringt’s mal richtig was, auf den Anhöhen braucht’s auch keine langen Masten

Tja, und so langsam ging das Licht dann auch wieder weg. Wir zogen Richtung Heimbach und kamen genau von der anderen Seite wieder rein, was uns einen guten Blick auf den Ort und unseren Stellplatz kredenzte: Man sieht übrigens, daß es alles andere als überfüllt hier ist, wir hatten mit mehr gerechnet. Ohne Schnee ist das mit dem Wintercamping wohl nicht so attraktiv.

Blick von oben auf Heimbach bzw. den Wohnmobil-Stellplatz
Blick von oben auf Heimbach bzw. den Wohnmobil-Stellplatz

Unser Versuch, die fußläufige Gastronomie in Heimbach zu entdecken, war, sagen wir „interessant“. Zumindest für Vegetarier ist es eine frustrierende Angelegenheit. Wenn neben den Schnitzeln, Rumpsteaks  und Grilltellern aller Art überhaupt  etwas „Für Vegtetarier“ auf der Karte steht,  ist es ein Pilzomelett oder Spaghetti mit irgendeiner Soße. Liebe Heimbacher Gastronomen: das kann ich jeden Abend zuhause haben, dazu brauche ich nicht ins Restaurant. Beim Fisch sieht es wenig besser aus, eins von zwei Gerichten hat etwas mit eingelegtem Hering zu tun. Njam. Dem vielversprechenden und etwas hochpreisigere Burgrestaurant, das auf der Karte „fine dining“ am Abend und für Silvester ankündigte, fühlte sich unsere wenig „fine“ Garderobe nicht gewachsen. Sehr gemütlich sah schließlich das Restaurant zur Alten Mühle im Ortszentrum aus, wo ich als fischessender Mensch immerhin zwischen Gambas und Eifeler Bachforelle wählen konnte. Es gibt 1,5 von vier Punkten: einer für Ambiente (fast keine Abzüge in der Deko-Note, da habe ich immer was zu meckern), ein halber für die  doch ganz ordentliche Bachforelle (was heimisches schien mir dann doch sicherer als die Gambas). Abzüge ganz klar für den etwas lässigen Service und die lange Wartezeit, nach der dann die beiden Gerichte nicht mal gleichzeitig kamen.

Das mit dem Silvesteressen überlegen wir wohl morgen nochmal …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert