Wenn aus dem Südwesten der Südosten wird: Fast schon Heimreise

Südwestengland im Wohnmobil: Portland – Corfe Castle – (Seven Sisters) – Eastbourne

Wir verabschiedeten uns von unserem sympathischen Campingplatz mit top-ausgerüstetem Outdoor- und Campingladen (sogar Sicherungen und Wohnraumbatterien hatten sie da)  und fahren noch mal über den Damm nach Portland, diesmal auf den Aussichtspunkt mit allerlei Denkmälern für Opfer diverser Kriege, U-Boot-Torpedoexperimenten und Olympia-Segelwettbewerben (sorry). Neben den sehr monoton wirkenden Wohnsiedlungen, die wie typische Armeequartiere wirken, hat die Insel einen netten alten Kern, der ein wenig nach „vergane Glorie“ wirkt, wie unsere Freunde in Holland sagen würden. Wir entscheiden uns aufgrund versagendem Blasenpflaster gegen den Inselrundweg zu Fuß und fahren mit Pösslchen die relativ kurze Strecke runter zum  Leuchtturm „Portland Bill“. Hier unten könnte man mit Sack und Pack einen ganzen Tag verbringen – Wiesen, jede Menge „Portland Stone“ zum Klettern für Kinder, Möwen, Brandung, ein Leuchtturm mit zig Sicherheitshinweisen zum Besteigen usw. usf.

Der Fahrdamm von Weymouth nach Portland
Der Fahrdamm von Weymouth nach Portland

Blick auf den Fahrdamm, mit langem Strand
Blick auf den Fahrdamm, mit langem Strand
WIeder mal ein perfekter Stellplatz, wenn nicht …
Wieder mal ein perfekter Stellplatz, wenn nicht …
… wie gehabt.
… wie gehabt.
Hier läßt es sich aushalten
Hier läßt es sich aushalten
Portland Bill Lighthouse. (Licht wohl grad aus ;-)
Portland Bill Lighthouse. (Licht war wohl grad aus ;-)
Reißt ganz schön die Klappe auf…
Reißt ganz schön die Klappe auf…
Viel zum Rumkraxeln am Portland Bill
Viel zum Rumkraxeln am Portland Bill

Unser Tagesziel ist gar nicht so weit weg, wir suchen uns noch ein Stück vom National Trust aus, diesmal wieder eine schnuckelige Burgruine, die weit mehr Charme hat als das olle Tintagel Castle, was dafür natürlich spektakulär an der Küste lag. Auch in Corfe Castle schauen wir uns pro forma mal wieder den vom WOMO-Reiseführer England empfohlenen „Stellplatz“ an. Auch hier – kurz hinter einem normalen Parkplatz mit „no overnight sleeping“ – ein schmaler Randstreifen für 4 PKW direkt an der Straße, jedenfalls nach der Beschreibung im Buch. Die angegebene Koordinate führte wiederum punktgenau auf den National-Trust-Parkplatz, wo übernachten natürlich auch nicht infragekommt. Das Dorf ist voll bis oben hin, kein Parkplatz frei, und wir haben vorsorglich ein paar Campingplätze als Favoriten im Navi markiert (und einige auch vorher angerufen, wegen Bank Holiday und so). Unsere Wahl erweist mal wieder als glücklich: wir erwischen eine Farm oberhalb von Corfe Castle, wo wir auf einer riesigen (!), steil am Hang liegenden Campingwiese, die gut gefüllt ist, einen freien Blick auf die Burg, die Dampfeisenbahn und den Sonnenuntergang haben. Keile am Hang mal wieder im vollen Einsatz. Ein friedlicher Abend, für 13 Pfund mit (einfacher) Dusche/Toilette, ohne Strom.

Sonnenuntergang über Corfe Castle
Sonnenuntergang über Corfe Castle
Morgenlicht auf Corfe Castle
Morgenlicht auf Corfe Castle

Heute morgen beobachten wir amüsiert, wie sich der Campingplatz belebte. Man muß die Engländer, die überwiegend im Familienzelt unterwegs sind, schon bewundern, denn es wird nachts doch recht kalt. Sehr beliebt sind deshalb einteilige Schlafanzüge mit Kapuze und neckischen Mustern – nicht nur bei Fünfjährigen … Apropos Fünfjährige. Wir standen recht nach an der Auffahrt zur oberen Wiese und beobachteten nach 9 Uhr mit Schmunzeln, wie sich kleinere Kindergruppen unauffällig entlang dem Hang und der Auffahrt zusammenrotteten. Hatte etwas sehr konspiratives, wie die Burschen und Mädels da wie kleine Buddhas saßen und – warteten? Das Geheimnis wurde gelüftet, als ein kleiner Lieferwagen den Hang hochkam, auf dem „Kamp Store“ stand – es kam sofort Leben in die Kiddies und sie rannten wie hinter dem Rattenfänger von Hameln in einem Affenzahn hinter dem Wagen den Berg hinauf. Wie es sich für kleine Engländer gehört, reihte man sich dann ordentlich auf, um Kleingeld gegen Süßigkeiten einzutauschen.

Corfe Castle wartete morgens um 10 einigermaßen leer auf uns, aber eine halbe Stunde später füllten sich die Parkplätze. Das ganze Dorf und mehrere sehr liebevoll auf die Touristenströme eingerichtete Einrichtungen des National Trust, und die Burg heute mit Mittelalterfest, Schwertkämpfen und Ritterschlag am Nachmittag. Man kann überall rumkraxeln und hat einen tollen Blick übers Land.

Corfe Castle
Corfe Castle
Ohne pädagogische Hinweise geht's bei den Engländern nie
Ohne pädagogische Hinweise geht’s bei den Engländern nie
Corfe Castle
Corfe Castle
Corfe Castle
Corfe Castle

Aber heute war fahren angesagt, wir wollen uns die 270 Meilen nach Dover noch mal aufteilen und kurz vor Eastbourne (wo das Pier kürzlich abgebrannt ist) an den Seven Sisters, sieben weißen Klippen an der Südküste, übernachten. Und wie es aussah, war das eine gute Idee, denn die Strecke zieht sich. Wir kamen die ersten zwei Stunden fast gar nicht vom Fleck, selbst in kleineren Orten war es rappelvoll und kurz vor Ring… ging gar nichts mehr. Stop and Go, und wir verstanden nicht warum. Montag ist der Feiertag, warum sind die alle Sonntags unterwegs? Nach gefühlten Stunden löste sich das Rätsel, es war nur ein Unfall oder eine Panne, und just als wir an der Unfallstelle ankamen, fuhr der Abschleppwagen weg und alles löste sich auf.

Volkswagen Bully T2 Peace
Unterwegs: Es waren sooo viele in den drei Wochen, und ich hätte sie alle fotografieren können. Bei dem konnte ich dann nicht widerstehen.
Was einem so unterwegs zu den Seven SIsters begegnet
Was einem so unterwegs zu den Seven SIsters begegnet
Ponies!
Ponies!

Ich war reif für den Fahrerwechsel und einen Besuch im nächsten Fastfoodladen. Ab da fluppte es ganz gut, bis wir das Zielgebiet erreichten und erstaunlicherweise die Campingplatzdichte an den Seven Sisters – ein riesiges Gebiet – gegen Null ging. Wir richteten uns nach einer Weile schon drauf ein, auf die andere Seite von Eastbourne zu fahren und dort weiterzusuchen, als uns eine kleine Farm (Black Robin Farm, Eastbourne) im Hochland mit vier Wohnwagen auf der Wiese auffiel: nix wie hin! Kein Mensch weit und breit, nur wieder ein freundlicher Vorraum mit den Hinweisen, wo und wie das Geld (12 Pfund) zu hinterlegen seien, und daß nicht mehr als fünf Fahrzeuge auf der Wiese sein sollen. Das „Caravan Club Members Only“ haben wir dann leider erst gesehen, als das Geld schon durch den Schlitz war … Dafür einen Platz mit vorne Blick zum Meer und hinten zur Schafweide. Lovely. (Andere Verzweifelte nach uns übersahen dann offenbar das mit den maximal fünf Plätzen geflissentlich und wurden später von der Farmchefin – nicht vertrieben, aber von der Wiese auf einen tiefergelegenen Parkplatz geholt. Scheint eine Frage von genehmigten Plätzen auf der Wiese zu sein. Das mit den Club Members only war aber kein Thema)

Blick nach links von der Wiese aufs Meer …
Blick nach links von der Wiese aufs Meer …
… und rechts zu den Schafen
… und rechts zu den Schafen
DIese Dame war besonders an unseren Brotresten interessiert und gab nicht auf, bis die Tüte alle war.
Diese Dame war besonders an unseren Brotresten interessiert und gab nicht auf, bis die Tüte alle war.

Morgen noch ein bißl Eastbourne, Seebadluft schnuppern, und dann geht es endgültig Richtung Dover zurück. *schnüff*

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