Ziemlich bestes Rhein in Flammen

Drachenfels, Drachenburg und Nonnenwerth
Drachenfels, Drachenburg und Nonnenwerth

Das lange Sonnen-Wochenende von Christi Himmelfahrt startete für uns etwas ungewohnt: Freitag stand die Hochzeitsfeier einer mir nahestehenden Person in Bonn auf dem Plan, so daß das eigentliche Womo-Wochenende erst Freitagnachmittag losgehen sollte. Aber wir natürlich nicht doof, überlegen uns einen genialen Plan: Der Womo-Stellplatz Rheinaue in Bonn liegt in der Nähe der Feierlocation, also übernachten wir von Donnerstag auf Freitag dort, lassen uns aufgebrezelt mit dem Taxi zum Standesamt kutschieren, von dort mitnehmen und nach der Feier steht Pösslchen wieder um die Ecke. Superplan. Nicht berücksichtigt: Samstag ist Rhein in Flammen, so daß schon ab Donnerstag die ganze Bonner Rheinaue des Wahnsinns fette Beute ist – inklusive komplett gesperrtem Stellplatz. Und auf den übriggebliebenen Parkplätzen ist natürlich explizit das Übernachten verboten.

Aber egal, wir kamen Donnerstag etwas ins Schwitzen und improvisierten uns dann eine rechtsrheinische Übernachtung am Straßenrand nahe dem Hotel. Grandioses Wetter, gut gefeiert, Wochenende! Jetzt einfach ein wenig den Rhein runterrollen und schauen, wo wir noch stehen können. Notfalls auch Richtung Ahr runter. Der erste Campingplatz am Rheinufer war dann in Rheinbreitbach der „Salmenfang“, und wir fragten einfach mal ganz vorsichtig die Chefin vom Platz, ohne große Hoffnung, weil Rhein in Flammen ja von Linz bis Köln geht und wir ziemlich spät dran waren. Aber oh Wunder, sie hatte noch ein Eckchen für uns in der zweiten Reihe, ohne daß wir mit den Nachbarn kuscheln mußten. Lag bestimmt an unserer charmant-bescheidenen Art ;-) Aber im Ernst: zu diesem Termin nehmen sie bereits Anmeldungen für nächstes Jahr entgegen. Offenbar waren aber nicht alle gekommen …

Ein schmaler Wiesenstreifen direkt am Rhein, die meisten Plätze direkt am Ufer, aber auch die Zweite Reihe ist noch ufernah und hat den Vorteil, daß man unter den Bäumen etwas Schatten hat. Einige treue Dauercamper natürlich, aber nicht diese typische betonierte Vorgarten- und Gartenzwergatmosphäre, wie man sie oft sieht (aufgrund der Lage wird auch klar, warum: regelmäßige Hochwasser). Die Chefplatzwartin ein echter Schatz, man sieht sie den ganzen Tag mehrfach über die Wiese laufen und sie ist immer ansprechbar.

salmenfang rheinbreitbach camping
Pösslchen in der zweiten Reihe am Salmenfang, aber immer noch fast am Wasser.

Wir ließen den Samstag ruhig angehen – den Lacher des Tages ernteten wir mit der Aussage, mal „in die Stadt“ zu gehen. „Verlauft Euch nicht“, hieß es. Rheinbreitbach ist idyllisch und dörflich, hat aber einen wunderbaren türkischen Tante-Emma-Laden mit Biolebensmitteln, frischem Obst und leckeren orientalischen Vorspeisen – und einer Rose zum Muttertag. Wir füllten unseren Proviant ein wenig auf, und nachmittags folgte ein kleiner Spaziergang den Rhein hinauf bis zum Fähranleger 640. Hier schippert die Fähre direkt zum Arp Museum Bahnhof Rolandseck, das wir bisher sträflich vernachlässigt hatten. Ab sofort gilt: Dada!

Dada hat Schwingen, ide
„Dada hat Schwingen, die gewaltiger als hundert Urwälder sind“
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Im Dada-Stimmen-Tunnel wird es uns schon ganz dadaistisch zumute …

Was soll ich sagen – großartige Architektur, tolle Skulpturen, und Kunsterleben mit allen Sinnen. Nach dem Ausflug in den Züricher Dadaismus, der uns angenehm albern-überfordert zurückließ, war die Ausstellung „Menschenkinder“, die klassische europäische Kinderdarstellungen mit »UNICEF-Fotos des Jahres« zusammenbringt, geradezu erholsam für unsere Sehgewohnheiten.

Blick vom Arpmuseum auf Rheinfähre und Siebengebirge
Blick vom Arpmuseum auf Rheinfähre und Siebengebirge

Daheim am Salmenfang bei Pösslchen konnten wir die rund 60 Ausflugsschiffe rheinaufwärts beobachten, die sich in Linz versammelten, um dann im Konvoi, von Feuerwerk begleitet wieder nach Bonn runter zu schippern.

In der Dämmerung füllen sich die Feuerkörbe am Ufer
In der Dämmerung füllen sich die Feuerkörbe am Ufer

Alle festen und temporären Uferbewohner schienen mitzumachen: Feuerkörbe und Lagerfeuer vor jedem Stellplatz, Lichterketten, und kurz vor Ankunft des Schiffskonvois checkt die Freiwillige Feuerwehr nicht etwa die Feuerstellen, sondern zündet noch ein paar Bengalos dazu. Höhenfeuerwerk rechts auf Grafenwerth, links in Unkel, und wir mittendrin.  So sehr wir diese Massenveranstaltungen in Bonn oder Köln meiden … das hatte was!

Rhein in Flammen
Rhein in Rauch und Flammen!

Fazit: Rhein in Flammen war der Überraschungs-Bonus, aber hier waren wir nicht zum letzten Mal: Sehr entspannte Atmosphäre, völlig unspießig, nette, offene Leute, leckerer Flammkuchen. Von Mai bis Oktober geöffnet –  denn winters steht hier regelmäßig alles unter Wasser. Trotzdem hat der Platz alles an Infrastruktur, was man braucht:Biergarten, Brötchenservice, Strom, Wasser, Entsorgung (Grauwasser mit Flexischlauch, für uns etwas frickelig), und zwei moderne, saubere Sanitär-Wagen mit Duschen und WCs, die dann im Herbst natürlich vor dem Hochwasser wieder wegmüssen. 22,50 € die Nacht inkl. allem. Wo wollten wir nochmal Pfingsten hin?

 

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