„K wie Karnevalsflucht“ – mit Pösslchen nach Hamburg

Es begab sich aber zu der üblichen Zeit, dass Pösslchen und seine Bewohner ihre Heimatstadt verließen, um sich an einen anderen Ort zu begeben, damit sie der jährlichen Kamellenzählung entgingen.

Hamburg ist freundlich zu Flüchtlingen, auch wenn sie nur aus Köln kommen …
Hamburg ist freundlich zu Flüchtlingen, auch wenn sie nur aus Köln kommen …

Schon Donnerstag, als die ersten Horden an Pösslchens Kölner Stellplatz vorbeizogen, machten wir uns Richtung A1 auf und schlugen gegen Abend unser Lager an dem tollen Bremer Platz „Am Kuhhirten“ auf einer Weserinsel auf – Top-Infrastruktur inkl. Dusche + WC , nette Leute, nur der Ticketautomat und die Einlaßkarten für den Sanitärbereich überforderten uns intellektuell etwas. Grundpreis 13 Euro inkl. „City-Tax“, da kann man nicht meckern. Hinzu kommen bei Bedarf: Sanitärticket 1 Euro (es reicht aber eins pro Womobesatzung), 1 Euro fürs Duschen, picobello sauber und geheizter Vorraum, 50 Cent für das Kilowatt Strom, 1 Euro für 6 Minuten Wasser („…hast du mal 1 Euro?“). WLAN frei, TV gab’s auch irgendwas im Angebot, haben wir uns aber nicht abgesehen. Brötchenservice im Winter nur am Wochenende. Ein ziemlich großer Platz unter Bäumen, mit viel Platz für Dickschiffe und nächtlicher Beleuchtung. Sehr zentrumsnah, man kann mit einer Fähre über die Weser in die Stadt fahren oder zu Fuß 1300 Meter laufen. Und halb voll, fast nur NRW-Kennzeichen. Wir sind unter uns ;-)

Stellplatz Bremen „Am Kuhhirten“
Stellplatz Bremen „Am Kuhhirten“

Von Bremen haben wir erst mal nicht viel gesehen, wir wollten früh in Hamburg sein, um die Pole Position auf dem Stellplatz zwischen Landungsbrücken und Fischmarkt zu bekommen – mit direktem Blick auf den Hafen. Wir sind keine Stunde zu früh gekommen, denn nach uns knubbelte es sich recht schnell voll, und aus der zweiten Reihe macht der Stellplatz nur halb so viel Spaß, wer will schon den Dickschiffen auf den Hintern schauen? Die Übernachtung auf dem Parkplatz inkl. Securitymann und Müllcontainer, ansonsten ohne Infrastruktur kostet satte 19,50 Euro die Nacht, aber für die zentrale Lage in einer Großstadt mit so einem Blick kann man das akzeptieren.

Womo-Stellplatz Hamburg, vom Fährschiff aus gesehen
Womo-Stellplatz Hamburg, vom Fährschiff aus gesehen
Womo-Stellplatz Hamburg an den Landungsbrücken, mit Blick auf Hafendocks
Womo-Stellplatz Hamburg an den Landungsbrücken, mit Blick auf Hafendocks
Hamburg-Karneval-2015-Wohnmobil-21
Hinter Pösslchen direkt die Hafenstraße

Die Jecken in Köln genossen die Sonne, wir froren uns am Freitag etwas den Allerwertesten ab, die Sonne wollte hier noch nicht so richtig durchkommen. Der ausgedehnte Spaziergang mit klammen Fingern endete schließlich in der Hamburger Kunsthalle, natürlich nicht nur zum Aufwärmen. Das Museum wird gerade saniert, und man präsentiert auf der verfügbaren Fläche vorübergehend 200 Top-Stücke der Sammlung, womit man offenbar keine Besuchereinbußen hat – Respekt. Und: Fotografieren ist erlaubt, obwohl auch moderne Kunst dabei ist – Respekt2. die Gegenüberstellung der Kunstwerke nicht chronologisch, sondern „klassisch“, modern und postmodern machte einen ganz besonderen Reiz aus, vergleichbar etwa dem Kölner Kolumba.

Wenn fotografieren ganz entspannt erlaubt ist, komme ich immer auf alberne Ideen …
Wenn fotografieren ganz entspannt erlaubt ist, komme ich immer auf alberne Ideen …
Rodins Skulptur und ein R2D2-artiger Kopf von Rudolf Belling im Zwiegespräch
Rodins Skulptur und ein R2D2-artiger Kopf von Rudolf Belling im Zwiegespräch
Draußen alles schön groß und gelb abgeflattert
Draußen alles schön groß und gelb abgeflattert

Der Samstag war schon vom Morgen an um einiges angenehmer – die Sonne lachte, und die Womos leuchteten im Morgenlicht vor den bunten Fassaden der alten Hafenstraße, die wir alle aus der Tagesschau unserer Jugend kennen. Außer dem Graffitis ist aber wohl nicht mehr so viel übrig von der alten Hausbesetzerszene, wir werden ja alle älter … Gleich dahinter findet sich übrigens die Reeperbahn mit allem Drum und dran, tagsüber erschreckend normal, wenn man davon absieht, daß ich im Penny plötzlich „Baby“ genannt wurde. Öfter mal was Neues ;-)

Statt der Hafenrundfahrt zu 18 Euro die Nase gönnten wir uns eine Tageskarte der Hamburger Verkehrsbetriebe, mit der man für 11,50 (fünf Personen!) nach Herzenslust auf den Hafenfähren kreuz und quer schippern kann. Für einen kühlen, sonnigen Wintertag reichte uns das erst mal. Der Abend verging in der Nähe des Michels mit netten Menschen und dem abendlichen Turmbläser auf dem Turm der Kirche.

Hamburg-Karneval-2015-Wohnmobil-10
Ein Schnipselchen der neuen Elbphilharmonie

 

Sonntag durfte ich mir natürlich den „Altonaer Fischmarkt“ nicht entgehen lassen. Zum Glück wurde ich am Abend von Einheimischen vorher vorgewarnt, daß es kaum noch etwas Malerisches hat und im Grunde ein reiner Tourinepp ist – der Fisch kommt gefroren aus Dänemark, und bei den großen Obstkörben schaut man besser nicht so genau, was unten drin so vor sich hinmatscht. Plus Souvenirs, der übliche Flohmarktramsch und einige Stände mit Fischbrötchen. Aber ich hab’s jetzt mal gesehen. Als ich wieder zu Ray zurückkroch, der das Bett warmgehalten hatte, weckte uns später erst der seeeehr ausdauernde Leierkastenmann auf dem Stellplatz, der von „Rosamunde“ über Peer Gynt bis zur Ode an die Freude so ziemlich die ganze westeuropäische Musik auf der Rolle hatte. Er begleitete uns noch das ganze Frühstück durch, es erbarmte sich aber niemand von den Dickschiffkapitänen und bezahlte ihn fürs Aufhören …

Später ging’s dann zurück nach Bremen, wo wir uns noch eine komfortable Nacht mit Strom und Duschen beim Kuhhirten gönnten – hier war immer noch richtig was los, im Sommer würde man sicher reservieren müssen. Montag gab’s sogar frische Brötchen, so daß wir frisch gestärkt Richtung Köln zurückdüsen konnten.

Ein Kommentar

  1. Das ist mal wieder ein sehr, sehr schöner Bericht !

    Das sagt mir, ich muss DRINGENST mal wieder nach Hamburg!!!
    Ich stand auf meiner letzten Hamburg Tour genau wie ihr erst in Bremen, dann allerdings in Hamburg selber auf einem anderen Platz, etwas außerhalb auf einer Alster ( oder Elbe) (?) Landzunge…
    Toller Bericht der lust auf mehr macht

    LG Isa

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