Der Caravan Salon 2018 öffnete seine Tore am Fachbesuchertag für uns und wir konnten uns in aller Ruhe umschauen, was es rund um unser Lieblingsthema Kastenwagen in den Hallen 12 und 15 zu sehen gab. Selbstverständlich dürfen wir so was Pösslchen nicht merken lassen, aber eins können wir schon mal verraten: er muss vorläufig keine Angst haben, gegen einen jüngeren Nachfolger ausgetauscht zu werden.
Dass viele Marken in das boomende Kastenwagengeschäft eingestiegen sind, wie vor Jahren Carthago mit seinem Malibu oder auch Hobby, den man eher als Wohnwagen-Hersteller kennt, ist ja klar. Wir fanden diesmal abseits der üblichen Verdächtigen Pössl, Malibu, Adria und Knaus einige (für uns) neue Marken – z.B. Sunlight – die sich dann später natürlich als Teil der Hymer Group rausstellte … aber gut, in dem Markt steigt wohl keiner mehr richtig quer ein. Sunlight gefiel uns eigentlich ganz gut, sie haben ein nettes Innendesign, das nicht ganz so spießig daherkommt, wie man es von Reisemobilen gewohnt ist. Hell, weiß mit heller Holzoptik und horizontaler Maserung wirkt er optisch recht geräumig. Eine schöne große Küchenspüle (die ist bei manchen Herstellern echt ein Witz!). Auch wenn der Verkäufer uns für meinen Geschmack etwas übermotiviert in Richtung Sondermodell „beraten“ wollte, gab es ein freundliches Gespräch. Als Zubehör gibt es einen isolierten und beheizten Abwassertank (535 Euro) oder auch Außendusch-Anschlüsse. Nett.
Auf dem letzten Foto sieht man ein Phänomen, das uns auf den nächsten Messeständen als Running Gag begleitet: Wozu zum Teufel verschenkt man da oben links am Schrank über der Dinette diesen Raum? Hier wird er optisch verkleidet, an anderen Modellen ist es eine richtige Nische:
Wir rätselten vor uns hin, schlossen Wetten ab, ob der nächste die Lücke auch hat, hier und da war mal ein Stromanschluss in der Lücke verbaut oder scheinbar eine Heizungsöffnung (?). Kaufen die alle beim selben Möbelhersteller, ist dem das Material ausgegangen? Es blieb einigermaßen rätselhaft (auch einzelne Verkäufer konnten nichts dazu sagen …), schließlich kamen wir zu dem Schluss, dass die Lücke vermutlich für die Montage eines Flatscreen-TV vorgesehen ist. Da ergäbe auch der Stromanschluss Sinn. Da wir in Pösslchen komplett TV-frei sind (wenn auch beileibe nicht technikfrei, wie man weiß), sahen wir in der Lücke vor allem verschenkten Stauraum.
Dieses Beispiel zeigte aber ähnlich wie bei den Grundrissen allgemein oder auch dem Thema Bad im Kastenwagen das vorherrschende Phänomen: es gibt nichts Neues unter der Sonne, man kann das Rad nicht neu erfinden, und etwas wirklich phänomenal Neues oder Revolutionäres ist uns zumindest nicht ins Auge gesprungen. Was man sieht, sind kleine Verbesserungen hier und da, die zeigen, dass die Hersteller bei den Nutzern durchaus zuhören, z.B. Zurrösen im „Keller“ schon serienmäßig oder verbesserte Wärmeisolierung. Beliebt sind aktuell immer noch die Kastenwagengrundrisse mit „Blickachse“, d.h. wo man auf den Schrank neben dem Schlafzimmer verzichtet (oft in Verbindung mit Längsbetten). Zusammen mit dem Kühlschrank zur Schiebetür hin scheint das ein kleiner Trend zu sein. Für uns, die wir echt viel im Pösslchen kochen und auch abspülen (direkt neben dem Bett?), und den Schrank für Vorräte auf jeden Fall brauchen, eher keine Option.
Zum Kopfschütteln brachte uns ein scheinbar neuer „Trend“ in der Heckgarage: An vielen Modellen sahen wir Stauraum-Klappen, die sich nach innen zur Heckgarage öffnen, teilweise sogar das Gasfach. Viele Klappen und Öffnungen mit Stauraum sind ja sicher gut gemeint, aber jeder Kastenwagenfahrer weiß, wie voll die Heckgarage ist: Möbel, Schlauchrolle, Kabeltrommel, Kisten mit Zeugs, Sportgeräte, Vorräte … und wie schwierig es ist, hier eine Ordnung reinzubekommen. Man soll also seinen Kofferraum bei Wind und Wetter, ggf. sogar nachts zum Ventil umstecken, ausräumen, um z.B. die Gasflasche zu wechseln? Hmmmm …
Gefallen wiederum hat uns das Isolationskonzept XHP des Rapido Dreamer, bei dem die Wohnmobilnorm EN 1646-1 eingehalten werden soll – ein winterfester Kastenwagen also. Das wäre mal eine Mietfahrt im Winter wert (psst, Pösslchen liest mit).
Als wir dann in die Linerhalle kamen und den Holger Berens von Reisemobile Berens trafen (wo unser Pösslchen auf dem Hof stand, als wir uns in ihn verliebten), hatte ich das Gefühl, im Gespräch mit ihm den gleichen Text wie jedes Jahr zu sprechen: Wir sind nach wie vor extrem glücklich mit der robusten Heinrichs-Verarbeitung unseres Pösslchens im Vergleich zu aktuellen Fahrzeugen, und von dem (für uns) optimalen Grundriss. Insbesondere der Platz „in der Taille“, der beim Pösslchen durch das Raumbad mit „echter“ Tür und geradem Schnitt entsteht, hat uns noch nirgendwo anders wirklich überzeugt.