Nordküste Bretagne mit holprigem Start

Bonjour Jo,
muss mich doch mal von unserer Bretagne-Reise melden, obwohl du irgendwie sowieso ständig dabei bist. Als wir Freitag Abend in Huy landeten, war unsere gewohnte Pole-Position durch Anpflanzungen von Bäumen am Ufer der Maas verlorengegangen – das war’s dann wohl mit Huy (nix gegen Bäume!). Wir dengelten ein Stündchen weiter und landeten auf einem großzügigen Platz an den Schiffshebewerken zwischen Namur und Charleroi – eine wunderbare Stelle! Damit zog es sich am nächste Tag dann gar nicht so sehr bis Valenciennes, wo wir deine „heilige Erde“ erreichten. Hast du meine SMS bekommen … ?

Weißes Kastenwagenwomo im Abendlicht auf großer Uferplatte an Kanal. hinten ein Schiffshebewerk
Erste ruhige Nacht

Durch die 100 Kilometer Versatz waren wir dann am nächsten Abend schon weiter in der Normandie als üblich, ein schnuckliger Municipal auf Höhe von Saint-Lô, gegenüber eine Familie mit zwei Hunden und einer Katze im Zelt (!), man tauschte sich über die Wiese hinweig aus, während unsere Tiere sich vorsichtig beäugten.

Tja, und dann rollten wir Sonntagmittag auch schon auf dem Camping Municipal in Cap Frehel (Camping du Pont de l’Étang) ein, den wir als Startpunkt in die Bretagne beibehalten hatten – dein Tipp von 2018, leider Ende August doch deutlich voller als in Erinnerung und noch sehr heiß – Pösslchen rollte also über das riesige Areal, um einen Schattenplatz zu finden, parkte kurz zwischen bei der Auswahl einer Ecke im Wäldchen … und:

sprang. nicht. mehr. an.

Auch nicht beim zweiten und dritten Mal. Fiese metallische Geräusche, es ist nicht die Batterie … und wir können dich nicht anrufen, damit du „was für eine verf***e Scheiße“ sagen kannst und uns beruhigst, denn es ist natürlich „nur“ der Anlasser, was uns der Pannendienst kurz darauf bestätigt. Er rollt den Wagen bergab, so dass er anspringt und wir uns noch auf einen Randplatz halbwegs grade, aber leider sehr sonnig und auf dem Präsentierteller platzieren können. Sonntags in eine Werkstatt schleppen, macht halt wenig Sinn. Der erste Anruf bei einer Werkstatt, die ans Telefon ging: 3-4 Wochen Vorlaufzeiten. WTF?

weißes Kastenwagenwomo an exponiertem Platz am Weg, hinten Sanitärhaus und Meer
immerhin waagerecht, nicht weit zum Klo und Meerblick …

Aber sagen wir mal so: wir haben mit kaputtem Pösslchen schon schlechter gestanden. Blick aufs Meer, viele freundliche Nachbar*innen (<- nein, niemand zwingt dich zum Gendern!), die uns mit Ratschlägen versorgten („mit dem Hammer draufhauen“), nach dem Stand der Dinge fragten und uns die Daumen drückten. Und natürlich Telefonate mit der Assistance, die sich bei aller Freundlichkeit allerdings schwertat, eine Werkstatt für uns zu finden. Wir stellten uns vor, wie wir eine halbe Stunde vor Cap Frehel das letzte Mal Pösslchen gestartet hatten – nach einer Wartezeit auf dem Staudamm bei St. Malo, als die Klappbrücke hochging … schlimmer geht immer. 

Sonnenuntergang am Meer, links eine Kaktuspflanze oder so
schlimmer geht immer …

Nach zwei Tagen Ungewissheit, was nun wird, versuchten wir es Dienstag noch mal selbst (mit Hilfe von Avriel von der Rezeption), und wir konnten es kaum glauben: Die erste Nummer, die sie anrief, eine Renault-Werkstatt in Matignon, wollte uns gleich am selben Tag noch abschleppen und am nächsten Tag in die Werkstatt nehmen. Es wurde dann Mittwoch (Pösslchen wieder angeschoben und 13 km hinter dem Abschleppwagen hergefahren), eine Nacht auf dem Parkplatz und Reparatur am Donnerstag, aber hallo: Donnerstag, kurz nach der heiligen französischen Mittagspause waren wir 490 Euro ärmer, aber mit einem pfuschneuen Anlasser wieder on tour! 

Das Gute: wir waren wirklich 3 Tage zum Nichtstun verdonnert, haben uns kaum vom Platz getraut und nur aufs Meer geschaut. Und sind viele Schritte über diesen riesigen Campingplatz gelaufen. Ein Hauch von Erholung trotz allem.

Wir lassen es nun langsam angehen, zwei Nächte in Binic mit Blick über die Bucht, zwei Nächte in Paimpol mit Radtouren, einer tollen Abteiruine und langen Spaziergängen – immer nur wenige Kilometer weiterziehen und genießen. Und stundenlang in Supermärkten lecker Zeug kaufen😛! Ich überleg immer, was ich dir einpacken und mitbringen könnte. 

 

Und heute hat es Klick gemacht: wir sind auf einer Insel! Die Ile Grande liegt zwischen Trégastel und Trébeuren, also mitten an der Côte de Granit Rose, man ist mit einem Hops über eine Brücke auf der Insel und wir haben einen riesigen Platz direkt am Meer. Der Wind pfeift, Regenschauer und Sonne wechseln sich ab, und die Brandung draußen am Riesenkieselstrand … stundenlang nur rausschauen. Bretagne pur!

 

Wir denken an dich, die ganze Zeit.

Liebe Grüße

e & r

PS: Der Abenteuerkater hatte schon seine erste Begegnung mit einer Möwe – beide haben überlebt!

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