Auf dem „Valkenhof“, dem kinderfreundlichen, bewaldeten Campingplatz von Westerbork: Geschlafen wie ein Stein, Ray hatte zum Glück trotz des sonnigen Wetters daran gedacht, die Heizung ein wenig aufzudrehen, und ich kam um die obligatorischen „ganz leicht kalten Füße“ herum, die gerade kalt genug sind, nicht richtig zu schlafen, aber nicht kalt genug, um mich wachzumachen und Socken rauszusuchen.
Kaiserbolletjes frisch aufgebacken im Camping-Lädchen, Kaffee aus der inzwischen gut eingearbeiteten Espressomaschine und dann etwas außerhalb von Westerbork in das „Voormalig Kamp en Radiosterrenwacht Westerbork“ – das ehemalige Sammellager für niederländische Juden, Sinti und Roma auf dem Weg nach Auschwitz (u.a. war Anne Frank hier) ist natürlich nicht wirklich ein „touristisches“ Highlight, wir waren die einzigen Deutschen hier und außer uns eine Menge niederländische Schulklassen (trotz des Bestsellers von Harry Mulisch). Die Nachkriegsgeschichte des Lagers ist abwechslungsreich, aber das sichtbarste Zeichen für eine Umnutzung sind die 11 Radioteleskope, die in Reihe geschaltet das größte europäische Teleskop-Array dieser Art ergeben – auf der Suche nach Quasaren und Pulsaren und anderen Dingen ganz weit da draußen. Der esoterische Physiker neben mir erzählte mir schon wieder was von SETI („alles ganz wissenschaftlich“).
Aber nach rund 6 Kilometern Spaziergang zum Gedenkort und zurück durch Wald- und eine Art Heidegelände zog es uns Richtung Meer. Wir ließen Drenthe hinter uns und legten einen kleinen Stopp in Heerenveld ein, wo wir einen simlockfreien UMTS-Stick mit einer holländischen Vodafone-Karte, die blöderweise auf meinem Mac nicht laufen will, erwarben (Bel Company in der Fußgängerzone, extrem freundlich – und ja, Rays Holländisch ist verhandlungssicher ;-)
Das Ziel war, über den Abschlußdeich zu kommen, der das IJsselmeer von der Nordsee trennt und Nordholland und Friesland per Autobahn verbindet. Links das IJsselmeer, rechts – nein, nicht die Nordsee, sondern der Deich. Hatte ich mir irgendwie aufregender vorgestellt …
Es wurde schon Abend und die Sonne stand noch richtig hoch, als wir am anderen Ende, also in Nordholland, ankamen. Wir schlängelten uns noch ein wenig an der Küste entlang und versuchten, einen gemütlichen Stellplatz zu finden. So einfach war das gar nicht, bis jetzt gab’s noch kein Internet zum Recherchieren und reine Stellplätze sind hier wirklich rar, bis jetzt noch kein einziges Schild gesehen. Und: die Campingplätze sind wirklich teuer, was wir hier schließlich zwischen Bergen und Egmont aan Zee gefunden haben, kostet schon wieder rund 24 Euro, WLAN (aber richtig schnelles) und Duschwasser extra. Eben doch eine Touristengegend, hier sind auch schon deutlich mehr Deutsche in der Nachbarschaft. Friedlich, freundlich, extrem gepflegt und: Disziplin für Hundehalter ist angesagt.
Aber zum Schluß noch unser obligatorisches „Reisemobil-Romantik-im-Abendlicht-Foto“ verbunden mit unserem Dank an Herrn Nowak und sein Team von Reisemobile Berens, die uns diese Idylle wieder einmal ermöglichten:
Das komplette Foto-Album dieser Womo-Tour gibt es wie immer bei Flickr: Reisemobil-Bilder
> @reisemobilisten: Tag 2 der Holland-Womo-Tour gebloggt: http://3.ly/womoholland #reisemobil #holland
Schön geschrieben. Und ja, vom Abschlussdeich waren wir letztes Jahr auch enttäuscht. Ausser auf einer der wenigen (zwei?) Raststellen mit Aussichtsplattform sieht man kaum je beide Meere.
Danke :-) – der Oesterdeich hat uns dann wieder versöhnt, der ist um einiges attraktiver. Aber im Grunde ist das ganze ja auch nicht als Touri-Attraktion, sondern als technisches Bauwerk gedacht ;-)