Das Wetter macht uns einen Strich durch die Planungen – die Nacht durch regnet es unaufhörlich auf das Hochdach unseres Pössl, und wir schlafen beinahe bis halb elf, wundern uns selbst über unsere Verpenntheit. Die Luftveränderung tut wahrscheinlich ihr Übriges.
Zum Frühstück besucht uns eine junge, trächtige Katzendame, die sich zunächst sehr vorsichtig unserem Eingang nähert, aber mit etwas Räucherkäse leicht korrumpierbar ist. Zögernd, aber zunehmend zutraulich schnurrt sie sich zuletzt an meiner Schulter fest und bleibt sogar friedlich vor dem Wagen sitzen, als wir den Motor anwerfen.
Großartige Lust, Iwano-Frankiwsk im Regen zu besichtigen, hat aber niemand von uns, und wir beschränken uns auf eine kurze Runde für die nötigsten Erledigungen in Supermarkt und Tankstelle. Mit Frischwassertanken und Kloentsorgung sieht es an der nächsten Tanke allerdings schlecht aus. Also müssen wir noch ein bißl mit dem leichten Thetford-Duft leben, der sich so langsam im Bad ausbreitet.
Wir beschließen, uns Richtung Karpaten aufzumachen. Das Karpatenvorland ist von der Lemberger Seite aus lieblicher, und es erhebt sich etwas sanfter als von der Südseite. Leider sind die Berge wolkenverhangen und es nieselt leicht vor sich hin. Zum Glück hält sich der Verkehr am Sonntag in Grenzen, die Straße ist durchwachsen wie sonst auch, man muß halt ein wenig aufpassen. Mittags (naja, genaugenommen ist es schon gegen 15 Uhr) erreichen wir Jaremtsche, eine kleine Stadt in den Bergen. Hier ist vor allem in Winter viel los und das touristische Angebot ist riesig – von Raftingtouren über zig Hotels und private Zimmerangebote bleibt kein Auge trocken. Eigentlich wollten wir hier bleiben, aber so richtig schön ist es bei dem Wetter eigentlich nicht und irgendwie ist es uns dann doch zu touristisch. Wir beschränken uns auf einen kurzen Mittagsimbiss, werden von anderen Touristen als Exoten fotografiert und ziehen noch rund 20 Kilometer weiter.
Hinter Jaremtsche, etwa fünf Kilometer links den Fluß Pruth entlang, liegt der Luftkurort Worochta auf 850 Meter Höhe über NN. Hier spürt man schon mehr von der guten Energie, die die Karpaten ausstrahlen. Nebelverhangen und Nieselregen, aber trotzdem ist es hier um einiges besser als in der grauen Stadt. Jede Minute verändert sich das Bild, wenn man die Berge hochschaut. Eine huzulische Holzkirche und eindrucksvolle Eisenbahnviadukte aus dem 19. Jahrhundert gibt es hier auch, das sehen wir uns morgen nochmal genauer an. Ein kleiner Spaziergang durch den Ort zeigt eine spannende Mischung aus Alt und Neu, Natur und Tourismus, Geschäftigkeit und Ruhe.
Ach ja: Unser Stellplatz! Die Methode „der Nase und dem Gefühl nach“ hat sich bisher bewährt. Wir stehen versteckt im Hinterhof des „Chalet Truten“ (шале Трутень), einem netten kleinen Hostel, das uns erlaubt, die Hosteltoiletten zu benutzen. Das Hostel macht übrigens einen sehr schönen Eindruck, winzige Zimmer mit Stockbetten aus heimischem Holz, eine kleine Gemeinschaftsküche und gemeinsamer Waschraum mit separaten Duschen und Toilette. Weit und breit kein Plumpsklo. Dafür aber ganz ordentliche mobile Internetverbindung.
Heute abend gibt es Nudeln wie Roman sie mag: mit süßem Schmand. Mal sehen, wieviele Kilos wir nach Hause auf die Waage mitbringen, hoffentlich kommen wir nicht über die erlaubte 3,5 Tonnen ;-)
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