Eine himmlische Ruhe begleitet unsere Nacht in der Champagne Richardot in Loches-sur-Ource, wo wir kostenlos und autark ganz solo stehen durften. Es gab auch keinerlei gefühlte Verpflichtung, uns mit Champagnerkisten vollzuladen. Ostersonntagmorgen jedenfalls öffnete sich das nächtlich geschlossene Tor wie von Zauberhand, Menschen sah man nicht. Nur die zwei Esel, mit denen wir uns noch anfreundeten und die unseren Ostergruß von heute morgen begleiteten.
Wir haben einen größeren Fahrtag mit kürzeren Zwischenstopps vor uns; zunächst durchqueren wir das nächste Dorf – Essoyes – das wohl Renoir zu einigen Motiven verhalf. Der Himmel bläut, wir wollen nicht ins Museum, also weiter durch schnucklige Dörflein Richtung Chaumont. Dort erwartet uns ein Eisenbahnviadukt aus dem 19. Jahrhundert, das es uns angetan hat. Die untere Ebene ist für Fußgänger sogar begehbar, was wir ausgiebig tun. Der Besuch hat sich gelohnt!
Inzwischen ist es gegen Mittag, und wir wollen noch etwas Brot und eine Osterüberraschung für den morgigen Familientreff besorgen, also ab in die nächste Patisserie in Chaumont. Ups: Die Idee hatten wohl noch einige hundert Franzosen auch. Während Ray unseren halbseidenen Parkplatz in der engen Kleinstadtstraße bewacht, stehe ich beinahe eine halbe Stunde an, (in der ich die passenden Vokabeln durch Zuhören reaktivieren kann) und bewundere die leckeren Auslagen … Die Franzosen haben es echt drauf mit dem süßen Gebäck.
Das Mittagsmahl mit frischen Baguette gibt es dann in einem der sehenswerten Dörfer der Umgebung, wo wir – neben Château, Mairie, Ecole, La Poste etc. noch die kleine Église kurz besichtigen. In diesem Ort wurde im Jahr 587 übrigens ein wichtiger Friedensvertrag zwischen Austrasien und Burgund geschlossen. Unglaublich, was für wichtige Dörfer wir hier durchqueren …
Weiter geht es auf die Landstraße, wo uns wieder sehr viel Gegend erwartet. Tagesziel ist (eigentlich) Toul, wo die letzte gotische Kathedrale auf dieser Reise auf uns wartet. Das Office du Tourisme direkt an der Kathedrale hat geöffnet; es ist jedoch so kalt und auch schon spät, daß wir uns auf die Kathedrale beschränken. Sie wird zwar restauriert, ist aber insgesamt in einem beklagenswerten Zustand. Netze fangen den aus den Seitenschiffen herunterfallenden Putz auf – und vermutlich auch die Taubenkacke. Die flying rats düsten im Tiefflug durch das Langhaus. Offenbar ist die Kirche in kommunaler Hand, und in Wikipedia lese ich (ohne Quelleanangabe, also ohne Gewähr), daß diese Tatsache wohl die Restaurierung erschwere. Großartig ist der große Kreuzgang, der wiederum in einem vergleichsweise ordentlichen Zustand zu sein scheint. Eine Sammelbüchse für die Restaurierung habe ich übrigens nirgendwo gefunden.
Leider gibt es in dieser Stadt, wo eine der bekanntesten Kathedralen der Gegend steht, nicht einen einzigen Campingplatz, womit wir nun wirklich nicht gerechnet hatten. Ein Stellplatz ist vorhanden, aber wir zogen – wegen unseres Wasser- und Duschproblems – Richtung Metz weiter und klapperten so ziemlich jeden Platz bis dortin ab – alle noch geschlossen. Zwei weitere, die wir anriefen, ebenso. Bis tief rein nach Luxemburg kein einziger Campingplatz, der vor dem 1. April geöffnet hätte. So landen wir schließlich leicht entnervt neben einem halben Dutzend weiterer Womos auf dem Parkplatz vor dem geschlossenen Camping Municipal in Metz, speisen in der nächstgelegenen Touristenfalle laffe Pasta (das hätten wir auch noch im Womo hingekriegt) und hoffen, daß das nahegelegene Schwimmbad morgen zeitig aufmacht …