Toskana mit dem Wohnmobil, Tag 16 (Monte Argentario – Monticiano – San Galgano)
Ray hat mich überzeugt: wenn zwei Reiseführer und Wikipedia einhellig der Meinung sind, daß man die Insel nicht vollständig mit dem Fahrzeug umrunden kann, weil 10 Kilometer unausgebaute Schlaglochpiste sind, muß Elke das nicht persönlich überprüfen. Wir einigen uns stattdessen auf den Berggipfel von Monte Argentario, dessen Auffahrt serpentinig, schmal und zum Schluß auch holprig genug fürs Pösslchen ist. Aber es lohnt sich! 637 Meter klingen nicht hoch, aber wir kommen ja direkt vom Meeresspiegel. Oben stehen zahlreiche Sendemasten und Richtfunkantennen. Vermutlich alles Spionage. Die drei Arbeiter, die uns am Sonntagmorgen auf dem Aussichtspunkt kurz ansprechen, sind bestimmt auch nur Tarnung.




Im übrigen schaut man von Monte Argentario direkt auf die benachbarte Insel Giglio. Klingelt da was? Bei mir zunächst nicht, aber bei Ray – und als ich spaßeshalber mit dem Finger rüberzeigte und sagte: „da liegt sie doch, die Costa Concordia“, stellten wir mit dem guten Tele danach fest, daß das sogar stimmte … die sind ja immer noch dabei, sie aufzurichten und irgendwann einmal an einem Stück zu bergen.

Aber wir hatten auch schon wieder genug vom Meer, wollten noch was von der Festlandtoskana haben. Also schwangen wir uns auf die Via Aurelia Richtung Grosseto und waren in weniger als 2 Stunden wieder mittendrin. In einer weiteren Natur-Therme – Bagno Petriolo – schauten wir uns kurz die Herrschaften an, die im Naturpool an ihren Fußnägeln rumpulten, futterten unsere Erdbeeren in einer leckeren Duftmischung aus faulen Eiern und Grillqualm, und zogen weiter.

Monticiano war unser Ziel für die Siesta, und nach einem kleinen Nickerchen saßen wir gemütlich am Dorfplatz und schlürften unseren Kaffee, die einzigen Touristen weit und breit.
Weil in Italien Fronleichnam kein abeitsfreier Tag mehr ist (für die Wirtschaft und so), finden die Prozessionen am Sonntag statt. Häuser sind mit roten und gelben Decken beflaggt, kleine blumengeschmückte Altäre im Dorf verteilt, und nach einer Messe in der einen Kirche zieht die Gemeinde mit Priester unter Baldachin und Hostienmonstranz von Altar zu Altar und präsentiert den Corpus Christi. Auch der Wirt, der vorher beim Kartenspiel dem Rotwein zugesprochen hatte und unseren Kaffee nur leicht schwankend und mit reichlich Fußbad servieren konnte, bekreuzigte sich, als die Prozession an seiner Bar vorbeizog. Hier ist noch alles „normal katholisch“. Die Heidenkinder genossen derweil auf der „Festa del Birra“ ein paar hundert Meter weiter die noch leere Hüpfburg. Wir saßen stundenlang und schauten. Ein alter Mann fragte mich (mit Kamera um den Hals): „fotografo ufficiale?“ – ich so: „no, privata, turistica“ – er: „Brava!“ :-)








Erst gegen 19 Uhr zogen wir noch sechs Kilometer weiter zur ehemals wohlhabenden Abtei San Galgano, wo der Abt nach der Pest im Mittelalter aber bereits das Dach verkaufen mußte, und die seither verfällt. Ein großartiges Stück gotische Architekturruine. Leider abends geschlossen, aber wir können das Westlicht und auch die angestrahlte Abtei in der Nacht genießen, denn wir stehen unmittelbar nebenan auf dem offiziellen Stellplatz. Dieser hat zwar topmoderne Strom- und Frischwasserversorgungssäulen, die aber leider – ebenso wie die mich intellektuell überfordernde Entsorgungsstation – nicht in Betrieb sind. Etwas zu kurz gesprungen, trotzdem ein toller Platz, besonders wenn man wie wir heute das einzige Fahrzeug weit und breit ist.


San Galgano macht morgens um 9 Uhr auf und sieht von innen noch weitaus dramatischer aus, also morgen mehr davon.
wirklich wunderschön dort in der Toscana………aber die Bretagne ist doch noch schöner :-)
und wird nach der Schottlandtour wieder zum absoluten Standard erhoben