Die Räucherstäbchen von Avalon

England mit dem Wohnmobil: Glastonbury, Wells, Cheddar

Heiliger Gral, Artusgrab, Merlin … Glastonbury ist ein „magischer“ Ort, nimmt in Anspruch das legendäre Avalon der Artussage zu sein und gilt heute als ein Zentrum der Esoterik und Hippieszene. Da es auch in der (mir zu „esoterischen“) Serie „Stargate“ vorkommt, begann der Tag mit einer länglichen Diskussion mit Ray über den Unterschied zwischen (alberner) Esoterik und (ernstzunehmender) Mystik. Nun gut, schließlich ziehen wir von Frank und Barbaras gastlichem Platz zeitig los (die eine Stunde Zeitumstellung und das frühe Schlafengehen) und schlagen uns die rund 16 Meilen nach Glastonbury durch, wo wir Pösslchen kostenlos und zentrumsnah auf dem Parkplatz einer Cricketanlage abstellen. In der Nähe gleich ein Supermarkt, den wir später besichtigen, erst mal ins Zentrum.

Glastonbury: Gurus auf der Straße
Gurus auf der Straße

Mystische Buchauswahl allüberall
Mystische Buchauswahl allüberall

Begrüßt wird man von der Abbey bzw. ihren Ruinen, die von draußen über die Mauer  interessant aussehen, aber an diesem Morgen nicht interessant genug für 7 Pfund pro Nase. Apropos Nase: schon beim Eintritt in das Ortszentrum weht uns ein leichter Duft von Räucherstäbchen um die selbige, der uns auch über den Tag hinweg nicht verläßt (und nein, es waren wirklich Räucherstäbchen, als Ehrenfelderin weiß frau wie Gras riecht). Klassische Hippiegarderobe dominiert auch bei älteren Menschen. OK, Hippies *sind* inzwischen alt! – wir werden auch gleich von einer potentiellen Handleserin angesprochen, was wir dankend ablehnen.

Glastonbury Tor
Glastonbury Tor
Glastonbury Tor
Glastonbury Tor

Relativ zentral liegt der Glastonbury Tor, ein Kegelhügel in relativ flacher Landschaft mit einer Turmruine, den es zu erklimmen gilt. Hier liegen die Wurzeln des sagenumwobenen Avalon. Es zieht ein heftiger Wind, aber die Aussicht ist nett. Als wir vom Berg herabsteigen, besichtigen wir noch den spirituellen Garten mit der Chalice Well („Kelchquelle“), deren rot gefärbtes Wasser natürlich mit dem Blut Christi und dem Heiligen Gral in Verbindung steht. Ein bißl Eisen im Blut schadet uns nicht, wir füllen unsere Flasche auf und erfrischen uns ein wenig. Als Garten ist das sehr sehenswert, auch wenn man uns Gruppenmeditationen per Infotafel untersagte …

Ein geheiligter Ort voller Frieden …
Ein geheiligter Ort voller Frieden …
Chalice Well: Keine Gruppenmeditationen bitte!
Keine Gruppenmeditationen bitte!
Die Quelle mit dem Wasser des Heiligen Grals. Oder so
Die Quelle mit dem Wasser des Heiligen Grals. Oder so
Chalice Well Garden
Einzeln meditieren darf man aber
Kristalle spielen hier eine große Rolle
Kristalle spielen hier eine große Rolle
Eisenhaltig. Oder das Blut vom Heiligen Gral
Eisenhaltig. Oder das Blut vom Heiligen Gral

In Glastonbury ist nichts esoterisch oder mystisch, allenfalls skurril-alternativ. Großer Vorteil aber für die schreibende Vegetarierein: die Gastronomie ist organisch-vegetarisch geprägt, sogar einen Bio-Wodka haben wir auf der Getränke-Karte der „Hundred Monkeys“ gesichtet, und Ray hatte eine „whole earth Cola“. Die Leute sind nett, sprechen aber einen anderen Akzent, an den man sich erst gewöhnen muß.

Morrisons Supermarkt ist günstig und hat leckere Sachen (z.B. eine Riesenauswahl an Hommos), den müssen wir uns merken.

Kathedrale von Wells
Westseite der Kathedrale von Wells. Hier wurde mal an die Fotografen gedacht und ordentlich Platz davor gelassen

Wir ziehen weiter ins nahegelegene Wells, wo wir „nur noch“ die sehenswerte Kathedrale besichtigen wollen. Es ist ja auch schon Nachmittag geworden nach Hügelwanderung, Mittagessen und Supermarkt. Aber dann in Wells: wow. Nachmittagslicht auf einer riesigen Westfassade, und eine gotische Kathedrale mit Kreuzgang, Kloster, Bischofspalast und allem Drum und Dran, die trotz Touristen eine wunderbare Ruhe und Spiritualität ausstrahlt (soviel zum Thema Mystik). Architektonisch herausragend sind die sogenannten „Scherenbögen“, die dem Vierungsturm Halt geben und dem Ganzen eine erstaunlich moderne Anmutung geben (ich mußte an Böhms Parabeln denken). Ausstattungsmäßig sind die Anglikaner wohl eher puristisch, aber die Fenster sind sehenswert. Und auf der astronomische Uhr wird seit dem 14. Jahrhundert jede Viertelstunde ein Ritter vom Pferd geholt, leider haben wir das verpaßt. Dafür aus gegegebenem Anlaß eine Kerze für einen guten Freund angezündet.

Scherenbögen Kathedrale von Wells
Die Scherenbögen unter dem Vierungsturm
Kathedrale von Wells
Blick vom Kreuzgang

Mit letzter Kraft schaffen wir es gegen Spätnachmittag nach Cheddar, der Heimat des berühmten Käses. Hier finden wir uns im „Cheddar Bridge Touring Park“ wieder, gleich neben dem Friedhof. Sauber und freundlich, 22 Pfund inkl. Strom, auf 4,50 Pfund für 24 Stunden Internet (pro Gerät) verzichten wir dankend.

Morgen geht’s dann endlich nach Devon in den Exmoor Nationalpark, hopefully auch an die Küste.

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