Le Tréport war ein schöner Einstieg für uns Normandie-Anfänger. Natürlich haben wir uns wie immer mit den lokalen Entfernungen vertan: Paris und London sind näher als der Mont St. Michel.
Aber Dieppe lag tatsächlich nur um die Ecke, so dass wir ganz gemütlich die Küstenstraße nahmen, so lange es irgendwie ging – natürlich muß man hier von Zeit zu Zeit einen Schlenker um eins der Atomkraftwerke nehmen, die sich an der Küste entlang aufreihen. In Le Tréport und Umgebung hat man aber offenbar mehr Probleme mit einem geplanten Offshore-Windpark, wie die Protestaufkleber und Plakate überall zeigen.
Aber nun nach Dieppe. Hier gibt es ebenfalls zwei Wohnmobilstellplätze, beide direkt am Hafen. Wir entscheiden uns für den Stellplatz am Ende der Grünanlagen, der fußläufig etwas näher zum Zentrum – und direkt am offenen Meer – liegt. Der andere liegt eher „hinter“ dem Jachthafen und mit dem Rücken in Richtung Steilküste. Auch hier richtig was los – wir finden zwar noch bequem einen guten Platz mit Blick auf Burg und Meer, aber die 60 Plätze sind am nächsten Morgen – inkl. zwei Fahrzeugen auf der Entsorgungsstation – rappelvoll. Interessanter und sehr französisch-entspannter Tanz übrigens um die wenigen Stromsäulen. Das Mantra lautet: „1 Stunde darfst Du laden, und keinesfalls Dreifachstecker benutzen“. Das sieht dann am nächsten Morgen so aus:
Dieppe empfängt uns wie zuvor Le Tréport in strahlendem, eisigen Wetter, aber wenn man sich etwas bewegt, ist es in der Sonne angenehm. Der Spaziergang hoch zur Burg bietet fantastischen Blick übers Meer, auf den Strand und die Stadt. Man kann sich gar nicht losreißen.
Das Museum in der Burg bietet eine klassische Gemäldesammlung mit vielen „Seestücken“, sowohl klassisch als auch impressionistisch (z.B. Pissarro, Sickert) und ein paar zeitgenössische Stücke. Hier an der Küste sagen einem die maritimen Motive gleich viel mehr, als wenn man sie sonst in einem beliebigen Museum ansieht. Vieles erkennt man direkt wieder. Ich bekomme Lust, meine eigenen „Seestücke“ zu kreieren …
Es gibt natürlich auch gotische Kirchen in Dieppe, teilweise in einem bemitleidenswerten Zustand. Immerhin St. Jaques scheint teilweise Restaurierungsmaßnahmen zu genießen, wir beobachten eine Restauratorin direkt bei der Arbeit an einr Skulptur in einer Kapelle. Auch eher ungewöhnlich, und vor allem kühl. St. Remy dagegen …
Die Nacht: kalt. Aber Pösslchen heizt gut durch, wir schlafen tief und fest. Der Morgen: kalt. Ray schlägt sich todesmutig in die Altstadt zur Baguettejagd durch, ich fotografiere bibbernd ein „dampfendes“ Meer und reifüberzogenen Kieselstrand.
Weiter geht es morgen Richtung Étretat.