Mit dem Wohnmobil in Rumänien – Rückweg Ukraine, Slowakei, Tschechien
Schweren Herzens nahmen wir von dem wunderbaren Maramureș Abschied und machten uns auf, die 200 Kilometer von Breb bis Uschhorod in der Ukraine zu bewältigen. Diesmal wählten wir den Hauptweg über Baia Mare, den wir uns bei der Anreise verkniffen hatten – ein ziemlich kurviger Paß war zu bewältigen, der gut ausgeschlafen natürlich viel angenehmer zu fahren ist. Ein paar Kanister Quellwasser werden unterwegs noch eingeladen, die uns die nächsten Tage mit frischem Trinkwasser versorgen.
Die Strecke teilt sich auf in gemütliche 100 Kilometer Rumänien bis zum Grenzort Halmeu nördlich von Satu Mare, und dann schlagartig anstrengende 100 Kilometer vom ukrainischen Grenzort Djakowo bis Uschhorod. Der Grenzübertritt ist problemlos, nur wissen die Jungs und Mädels am ersten Schlagbaum nicht, wie sie den „Mikroautobus“ einordnen sollen. Die richtige Antwort ist „passaschirsky“ – also PKW. Bloß nicht in die LKW-Schlange einordnen! Überhaupt, die ukrainischen Grenzer: gut drauf, entspannt, freundlich, sprechen englisch. „Irgendwas verbotenes dabei? Nein? OK“ (also kontrollieren tun sie natürlich schon, aber alles völlig korrekt und entspannt).
Ich kenne die Ukraine nun schon einige Jahrzehnte, aber von Rumänien kommend war es diesmal anders als sonst. Vielleicht, weil wir gesehen haben, wie die EU und die letzten Jahre das Land geprägt haben, das ja auch zu den wirklichen Armenhäusern Europas zählte. Die Fahrt nach Uschhorod und der Kontrast zu Rumänien war schmerzhaft und machte beinahe wütend. Natürlich unfair, denn die Ukraine kämpft noch mit ganz anderen Problemen und die EU-Mitgliedschaft ist noch fern. Es brauchte aber diesmal eine Weile, bis ich auch wieder die kleinen Veränderungen und Fortschritte sah, die es zweifellos gibt: Bürgersteige werden (endlich) gemacht, historische Häuserfassaden sind saniert, die Polizei fährt mit Hybridfahrzeugen aus Japan (das damit seine CO2-Bilanz ausgleicht), und es gibt vereinzelt richtige Mülltonnen, die auch geleert werden. Aber Uschhorod wird in diesem Jahrzehnt keinen städtebaulichen Hauptpreis mehr gewinnen – zusehr steht Business im Mittelpunkt dieser Grenzstadt. Vom Krieg im Osten ist im übrigen bis auf ganz wenige Ausnahmen so gut wie nichts zu spüren hier.
Wir haben uns drei Tage in Uschhorod aufgehalten, so daß wir alte Freunde treffen, die Gräber von Verstorbenen aufsuchen und einen oder zwei Wodka trinken konnten. Größere Besichtigungen standen jedoch nicht mehr an. Eine unbedingte Empfehlung für Uschhorod-Besucher: Die Ilko-Gallery, wo es hochklassige Kunstausstellungen, interessante Konzerte und einen guten Espresso gibt.
Derzeit ist der Grenzübergang Uschhorod–Vyšné Nemecké in die Slowakei mit „nur“ vier Stunden Einreisezeit in die EU der empfehlenswerte, Tschop-Záhony nach Ungarn rein soll noch länger dauern. Da wir keine Lust auf plattes Land und noch längere Wartezeiten hatten, nahmen wir uns etwas Zeit und fuhren zurück über die Nordroute durch das Slowakische Paradies und die Hohe Tatra. Bei unserer ersten Durchreise 2012 lag die gesamte Slowakei unter einem dicken Nebel, diesmal wurden wir entschädigt: Nach vier Stunden Grenze kamen wir gegen Abend genau richtig bei Poprad raus und machten es uns auf dem Campingplatz „Autocamping Podlesok“ gemütlich. Da ist ein perfekter Einstiegspunkt für Wanderungen im Nationalpark Slowakischs Paradies und bietet auf der andere Seite einen Blick bis in die Tatra. *seufz* wieder eine Ecke für 3 Wochen Wanderurlaub.
Freitag ging’s weiter, und dieser Teil der Fahrt wurde etwas anstrengender – die gute Wetterlage der letzten drei Wochen hatte ihr Ende, und die tschechische Autobahn zwischen Brno und Prag ist noch im baustellenlastigen Ausbaustadium.
Trotzdem schafften wir es noch, einen schönen, einsamen Platz nahe Pilsen zu finden, so daß wir am nächsten Morgen noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt machen konnten – sehr fein! Dann ging es aber auf die (fast) letzte Etappe, die so gut fluppte, daß wir uns Samstagabends ganz entspannt noch in Rheinbreitbach an den Rhein stellen konnten – ein letzter Abend, und Sonntagmorgen: zuhause.
Die Waschmaschine ist durch, wann fahren wir wieder los?
Hallo,
sehr sympathischer Bericht.
Allerdings interpretiert ihr “ACAB” fälschlicher Weise als „Street Art“.
ACAB steht international für “All cops are bastards”. Diese Parole wird von zahlreichen Jugendsubkulturen verwendet, insbesondere unter Autonomen, Skinheads, Hooligans, Ultras und Punks.
https://de.wikipedia.org/wiki/A.C.A.B.
Wünsche euch weiterhin viele tolle Reiseabenteur
Hallo, danke für den Kommentar! Die Bedeutung des Graffitis ist mir selbstverständlich bewusst, die Bezeichnung Street Art steht nicht ohne Grund in Anführungszeichen.