Man erinnert sich: ein ganz leicht derangierter Stellplatz in unmittelbarer Nähe der vielbefahrenen A8. Dennoch eine erstaunlich ruhige Nacht (wobei man mein Ohropax in Betracht ziehen muß) und der erste Blick am Morgen ging auf die aufgehende Sonne und den – Fotografentusch! – wolkenlosen blauen Himmel.
Wir hatten extra ein Päckchen Brot eingepackt, da wir Karfreitag in Bayern nicht mit kommerziellem Leben rechneten, aber an der Raststätte gab es sogar Körnerbrötchen und Laugenbrezeln. Dazu etwas zu fein gemahlener Kaffee aus der italienischen Kanne. Der Gasherd ist wirklich etwas Feines. Und schon ging’s wieder Richtung Jettingen und Umgebung: diesmal standen noch einige Baudenkmäler auf dem Programm, die uns – rheinische Romanik oder Gotik gewohnte Augen – mit ihrer barocken Opulenz überraschten und teils überforderten. Wohin den Blick zuerst wenden? Auf alle Fälle ein sehr friedlicher Vormittag, Menschen öffneten uns ungefragt einsame Wallfahrtskirchen und beschreiben bereitwillig Wege zu versteckten Böhm-Bauten.
Ein kleiner Abstecher – ich sage jetzt nicht warum – führte uns noch in die Nähe des Kernkraftwerks Gundremmingen. So nah waren wir beide noch nie an einem aktiven AKW, seltsames Gefühl. Aus einem verlassenen Hof („Vorsicht vor dem bisschen Hund“) lief uns das freundlich-verspielte bißchen Schäferhund nach und spielte „laß den Menschen Stöckchen schmeißen“. Das Tier wurde dabei so anhänglich, daß wir zum Schluß nur mit Mühe das Wohnmobil wegfahren konnten, ohne den an die Reifen geschmiegten Hund plattzumachen.
Irgendwann zum frühen Nachmittag war der Aufnahmepegel für Barock an die Grenze angelangt und es zog die Seele in die Berge. Ab auf die A7 Richtung Memmingen-Kempten-Füssen. Nur gute 120 Kilometer, und die Alpen am Horizont kamen immer näher. Während Ray den Nachmittagsfahrer machte, suchte ich uns im Internet schöne Stellplätze heraus. Und siehe da, was lacht mich an? Der Campingplatz am Bannwaldsee, wo ich bereits als kleines Kind meine Ferien im Wohnwagen verbringen durfte. Leider heißen die einzelnen Abschnitte des Platzes nicht mehr so idyllisch „Bauernbichl“, sondern sind ganz profan durchnumeriert. Von Füssen aus fährt man ein paar Kilometer weiter, rechterhand die Königsschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein in Laufweite, und ein paar Kilometer weiter ein großer, komfortabler Campingplatz direkt am See. Es hätte auch ein paar preiswertere Stellplätze mit Strom direkt an der Straße gegeben, aber der Blick – links der See, rechts die hohen Berge – war uns die 5 Euro Aufpreis wert.
Noch ein wenig feuchtkalt hier draußen, einige Schnee-Flecken liegen noch bis an die Vorzelte der Dauercamper heran. Vorzelte! Dieser Platz ist so ziemlich das Gegenteil von dem gestern, in jeglicher Hinsicht: luxuriös ausgestattete Dauercamper-Logis mit teils geschnitzten Holzsäulen und isolierverglasten Fenstern. Von der Hundedusche über den Brötchenservice bis hin zum Kettcarverleih jegliche Ausstattung, die das Camperherz begehren mag.
Kuschlig warm ist es nach unserem Abendspaziergang im orangen Pössl. Die Tortelloni mit Ricotta- und Spinatfüllung liegen wohlig-schwer im Magen. UMTS ist schwach bis gar nicht, der einzige Wermutstropfen in dieser kleinen Campingperle. Deshalb muß dieser Bericht wohl bis morgen warten, wenn wir in Füssen den zweiten Kaffee trinken. Und hier kommt er! Den zweiten Kaffee gab’s auf dem Tegelberg auf 1707 Meter Höhe, und am Fuße dieses Berges gibt’s auch wieder UMTS ;-)
Die restlichen Bilder gibt’s wieder hier.
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