Ein diesiger Ostersonntag zog heute morgen auf auf unserem Womo-Stellplatz in Fischbach am Bodensee, bedeckt und mit Nieselregen. Wir ließen uns also jede Menge Zeit zum Frühstücken, genossen jeden Krümel der – Tusch – auf dem Campingplatz ofenfrisch gebackenen Körnerbrötchen (Ostersonntag! Unser mitgebrachtes Brot kann noch warten …). Gestern noch erworbener Lavazza-Espresso verträgt sich mit der italienischen Kanne auch besser als unser feingemahlener Filterkaffee.
Um die Ecke in Friedrichshafen wartete das Zeppelinmuseum als Schlechtwetterprogramm. Untergebracht im ehemaligen Hafenbahnhof, einem im Bauhaus-Stil gehaltenen Gebäude, ist es beileibe keine B-Lösung für einen Besuch in Friedrichshafen. Moderne Museumsdidaktik, für jeden was dabei.
(Achtung Klischee Anfang) Während die echten Jungs mit großen Augen vor den riesigen Maybach-Motoren oder den Schiffsschrauben standen, konnten die Damen die Weinkarte der Passagierfahrten studieren und das Zeppelin-Geschirr aus Selb bewundern (Klischee Ende). Ernsthaft: Ich hatte überhaupt keine Vorstellung über die unglaubliche Größe dieser Dinger, und daß die Passagiere in dem Zeppelin gesessen haben und nicht in der Gondel. Mit Promenadendeck, Schlafkabinen und Sanitäreinrichtung (wie im Womo, aber wohl deutlich teurer), Speisesaal und Rauchsalon. Irgendwie hatte ich immer die Vorstellung, daß die ganze „Zigarre“ mit Gas gefüllt ist, aber im Gegenteil: in dem starren Gestell werden einzelne „Ballonetts“ positioniert, die für sich mit Gas gefüllt sind. Und woraus hat man die gasdichten Hüllen hergestellt? Aus so genannter Goldschlägerhaut, das war siebenfach übereinander geklebter Rinderblinddarm! Wenn man Wikipedia glaubt, daß ein solcher Blinddarm pro Tier maximal einen viertel Quadratmeter hergibt und sich dann die schiere Größe dieser Zeppeline vorstellt, müssen eine Menge Rindsviecher für den Zeppelinbau ihr Leben gelassen haben.
Natürlich waren auch die unvermeidliche militärische Nutzung und die zahlreichen Unfälle und zerstörten Zeppeline ein Thema. Im zweiten Stock des Museums tritt man dann ganz überraschend in einen Saal voller alter Holzskulpturen und Gemälde, der Kontrast könnte nicht größer sein, aber das ist wohl auch so beabsichtigt, denn das Motto ist „Technik und Kunst unter einem Dach“. Erinnerte ein wenig an das Kolumba-Museum in Köln, wobei die Ausstellung hier chronologisch von alter hin zu moderner Kunst strukturiert ist, während man in Köln bewußt die mittelalterliche Marienskulptur vor ein Gemälde von Beuys stellt, um hinter der Stirn des Betrachters etwas in Bewegung zu setzen.
Die Eindrücke reichten dann aber auch für einen Tag, im Grunde waren das zwei verschiedene Museen ohne Pause hintereinander, und wir gönnten uns einen Milchkaffee an der Seepromenade, bevor wir uns auf den Weg in Richtung Norden machten.
Als Tagesziel haben wir uns Bad Kreuznach an der Nahe ausgesucht, da wir morgen pünktlich zum Mittagessen bei der Familie eintrudeln wollen, bevor es zurück nach Köln geht. Erstmals haben wir uns einen echten „Womo-Stellplatz“ und keinen Weichei-Campingplatz wie die letzten drei Nächte ausgesucht. Ziemlich neu und direkt am Naheufer an riesigen Salinen gelegen, kann man sich hier einfach einen Platz suchen und sein Stromkabel an die Steckdose anschließen. Der Platzwart soll zweimal täglich kommen, das nächste Mal wohl morgen früh um 9 Uhr, um abzurechnen. Es war schon recht voll, als wir gegen 18:30 eintrudelten, aber einige Plätze waren noch frei. Die Nahe rauscht hier ziemlich heftig vorbei, wer eine schwache Blase hat, sollte sich weiter weg vom Ufer stellen. Ver- und Entsorgungsstation ist dabei, ob auch für Chemieklo, haben wir noch nicht herausgefunden. Man wird morgen sehen.
Weitere Bilder gibt’s im Flickr-Album.
Reisen aus Leidenschaft » Zeppelinmuseum und die vierte Nacht am …: Ein diesiger Ostersonntag zog heute morgen a… http://bit.ly/ba5gna
reisemobilisten: Gebloggt: Zeppeline und Heilige in siedendem Öl. http://3.ly/tag4 #reisemobil #reisebericht