Schwüle Hitze bereits seit Tagen, so soll es ja sein, nur die Mücken nerven in Uschhorod. Statt sonnenverbrannt sind wir eher zerstochen. Morgens treibt uns die Sonne auf den Heckfenstern aus den Betten, und es geht nach ein paar faulen Tagen (ich muß mir schon wieder Lesestoff nachbesorgen) schon wieder in Richtung Heimat.
Unsere Kühlschrankfüllung heute morgen bedroht schon wieder unser zulässiges Gesamtgewicht ;-) frische Kalbsschnitzelchen, Kiloweise köstlich-aromatische gelbe (!) Tomaten aus Opas Garten, eine selbstabgefüllte Pulle mit Hauswein, eine Pulle Wodka, Räucherkäse und eine Tupperdose voll mit Omas gutem Apfelkuchen.
Wir nehmen den Rückweg über Ungarn, also der Grenzübergang „Tyssa“ in Tschop-Zahony. Die Ukrainer sind perfekt gebügelt, freundlich und total entspannt, eine Viertelstunde oder so, und weiter geht’s Richtung Tyssabrücke. Der Fluß bildet die ukrainisch-ungarische Grenze. Tja. Und da stehen wir dann. Eine Menge Leute reisen heute, am Sonntagmorgen, in die EU ein, und die Ungarn sind sehr gewissenhaft mit ihren Kontrollen. So haben wir in brütender Hitze ausgiebig Gelegenheit, die marode Grenzbrücke zu besichtigen (kurz irritiert von unserer „maximal 3 Tonnen“-Fahrspur. Nein, ich fahre nicht auf die LKW-Spur, um keinen Preis!).
Rund zwei Stunden stehen wir hier, dann noch die ungarische Kontrolle. Passkontrolle OK, Erste Zollkontrolle einmal durchs Womo, kein Wodka? Keine Zigaretten? Ikonen? Kunstwerke? – Nö. Mit den Kunstwerken waren wir schwer in Versuchung, aber die Kasse muß nach dem Womokauf erst mal wieder aufgebessert werden.
OK, bitte fahren Sie rechts in die nächste Schlange, „Jama Kontrol“ – auf die Grube! Ich habe wohl den Fehler gemacht, mit dem Ungarn irgendwie Russisch zu sprechen, deshalb sind wir vermutlich verdächtig. Merke: Bei den Ungarn unbedingt bei Englisch oder Deutsch bleiben! Dummerweise vor uns an der Grube zwei österreichische Dachdeckerteams ukrainischen Zungenschlags, volltätowiert, das perfekte Klischee für böse Zigarettenschmuggler. Das dauerte dann nochmal eine ganze Weile, bis wir dran waren. Aber dann einigermaßen flott, ein junger Zöllner checkte einmal grob alle potentiellen Verstecke (Gasschrank, Boiler, Wassertank, Toilette, Schubladen, Schrank – zum Glück nicht den Kühlschrank, sonst hätten unsere Milchprodukte womöglich nicht einreisen dürfen). Beim Öffnen der Hintertür der knappe Kommentar: „Super Auto“. Hmmm … ja!
Dann aber endlich raus (bzw: rein in die EU). Uhren zurückdrehen, aber es war immer noch gegen 12 Uhr mittags. Die Klimaanlage bullert, bis Nyiregyhaza gut ausgebaute Landstraße, ab dort Autobahn mit Maut. Die 12 Euro darf man aber schon online mit Kreditkarte buchen, kein Aufkleber mehr erforderlich. Nett!
In Budapest läßt uns Open Street Map heute gleich zweimal mit seinem Navi im Stich: der erste angezeigte Campingplatz, super Lage auf einer Landzunge in der Donau, empfängt uns mit dem Schild „Camping moved to Budapest, Pilisi str. 7“ inkl. Geo-Koordinaten. Die alten Einrichtungen machen auch den Eindruck, als ob dieser Platz schon irgendwann in der Nachkriegszeit verlassen wurde ;-) Schade.
Statt quer durch Pest zu fahren, suchen wir eine Gruppe von näherliegenden Plätzen in Buda raus. Den ersten lassen wir aufgrund obskurer Navigationsführung mal links liegen, nehmen den nächsten: Romai Camping. Hier haben wir Glück: ein netter Platz neben einem Schwimmbad, unter alten Bäumen. Sic transit gloria mundi, oder „vergane glorie“, wie die Holländer sagen, aber es ist alles da, was man braucht. Platz selber aussuchen, freies aber sehr wackliges WLAN, einfache, aber saubere Duschen mit gutem Wasserdruck (wenn abends nicht grade eine Horde besoffener Contiki-Reisender nach Party durch ist) und heißem Wasser, Chemiekloentsorgung und Strom. Pauschal rund 22 Euro, nun ja, Budapest eben und einigermaßen zentral. Ich schätze auch hier ein ehemaliges Ferienlagergelände aus alten Zeuten oder etwas in der Art. Aber sehr nette, deutschsprachige Leute.
Wir kühlen uns etwas ab, duschen, die schwüle Hitze hält bis in den Abend an. Dann schaffen wir es aber gerade noch, etwas zu essen, die Möbel reinzuschaffen und die Markise (sic!) einzurollen, bevor der Gewittersturm losgeht. Wir machen es uns gemütlich, Spülen muß bis morgen warten.
Ihr seid also noch unterwegs. Da war meine Mail also verfrüht, hätte erst mal im Blog lesen sollen.
Freue mich auf das Wiedersehen mit euch.
Markise einfahren: brav!
Auto unterwegs putzen: spießig ;-)
Grz Jo
Wenn Du uns ein karpatenverschmutztes Pösslchen für 5 Euro komplett innen und außen waschen willst, können wir das beim nächsten Mal gerne machen ;-) Wir hatten das Vergnügen beim Citroen-Service in Uschhorod, klasse Team dort und ich glaube, sie hatten auch Spaß mit unserem Wagen.