Toskana mit dem Wohnmobil, Tag 4 (Florenz)
Wir haben uns für heute etwas Individuelleres ausgesucht, nach der täglichen Bustour zum San Marco zieht es uns zunächst in die Bibliotheka Laurentiana, eine von Michelangelo entworfene Bibliothek der Medici, die sich an die Kirche San Lorenzo anschließt. Klang nach hundert Metern alter geschnitzter Bücherregale, uralten Folianten und einem spannenden „Book Porn“-Fotomotiv (auf deutsch: Sabbern für Bibliophile, einmal eine schöne alte Bibliothek fotografieren). Geschnitzte Bücherregale gab’s zwar, wenn sie auch anders als erwartet aussahen, aber die Bücher waren alle weg. Dafür gab es eine schöne Ausstellung alter persisch-arabischer Handschriften, die die hiesigen gelehrten Reisenden schon um 1500 kopiert haben. Kluge Reisende … (Und was Michelangelo angeht: hier ist es wirklich nichts Besonderes, wenn irgendwas von Michelangelo entworfen ist, das lernen wir auch noch.)
Die angeschlossene Kirche hat dann noch einiges zu bieten, leider auch ein absolutes Fotoverbot. Das „hochrangige Altarbild“, das der Baedeker anpreist, war leider auch grade weg. Bücher weg, Bilder weg – fliehen die alle vor uns? Wir haben doch nix gemacht!
Statt die nahegelegene Markthalle zum Mittagessen aufzusuchen, zu der man sich durch einige hundert Meter Lederjackenhändler quetschen muß, suche ich den Spar um die Ecke auf um uns was Leckeres zu fangen. Lecker war es dann zwar, aber auch der teuerste Brotbelag, den ich jemals erworben habe. Naja, Florenz. (Das 400g-Glas Nutella zu 5 Euro paar Zerquetschte habe ich übrigens dann doch stehengelassen …)
Die Markthalle haben wir uns wohlgesättigt dann doch noch erschlossen, aber auch diese war – ist es ein Wunder? – eine reine Touri-Veranstaltung mit entsprechenden Preisen. Man kann aber getrocknete Tomaten und Steinpilze im Kilo kaufen und Olivenöle und Essig degustieren. Wenn ich meinen Vater mal hierhinschleppen sollte, könnte er auch florentinische Kutteln essen, ich hab sie persönlich gesehen und gerochen.
Aber dann! Gestern waren wir so begeistert von Santa Croce, daß wir für heute nachmittag eine englischsprachige Spezialführung aufs Restauratoren-Gerüst in der zentralen Kapelle gebucht hatten. Vorab mit voller Adresse einen Vertrag unterschreiben, daß die Florentiner für nichts, aber auch gar nichts haften, wenn Du vom Gerüst fällst, und außerdem das Fotografieren verboten ist. Mift. Antonio führte uns dann über sieben Etagen auf 35 Meter Höhe und erläuterte die Fresken (deren Restaurierung übrigens abgeschlossen ist, das Gerüst steht nur noch kurze Zeit für die Führungen).
Trotz unseres bekannten Interesses für Sakralkunst, die den treuen Lesern dieses Blogs nicht entgangen sein dürfte, kam ich mir hier in der Wiege der Renaissance grad mal wieder richtig ungebildet vor. Ikonographien, christliche Legenden und Feiertage, von denen ich noch nie gehört hatte. Die Führung war wirklich keine Kinderführung, Antonio ging offenbar davon aus, daß man in der Toskana sonst schon alles gesehen hat, wenn man hier raufsteigt („Sie kennen ja alle das Fresko von … in Arezzo, schauen Sie den Unterschied hier … und Sie sehen deutlich, daß das schon die späte Giotto-Schule mit einigen konservativen Elementen ist …“ usw.) Aber es war mal wieder eine tolle Gelegenheit, dazuzulernen, einige Motive und Namen werden uns mit Sicherheit in den nächsten Wochen wiederbegegnen.
Erstaunlicherweise war der Tag dann schon wieder weit fortgeschritten, es gab ein paar Erdbeeren aus Sizilien (waren OK, aber nicht mehr) und wir schlichen langsam und auf anderen Wegen als gestern zu San Marco zurück.
Ach so: Für Besteigungen von hohen Türmen und Aussichtspunkten war es definitiv zu bewölkt, und die Uffizien sparen wir uns fürs nächste Mal auf. Genug Florenz fürs erste Mal und definitiv genug Kultur für die ersten Urlaubstage. Morgen geht es weiter, der Nase nach Richtung Süden.
die Schürze hätt ich gern. Ich bin begeisterter Koch…….