Mit dem Wohnmobil in Cornwall: Küstenwanderung St. Anthonys Head und St. Mawes
Ich überspringe mal ein paar Tage Exmoor, Devon und Nordküste von Cornwall, und erzähle von unserem aktuellen Standort auf der Roseland-Halbinsel zwischen Falmouth und St. Austell. Lands End und den totalen Westen von Cornwall haben wir aus Zeitgründen weggelassen, lieber in Ruhe die Südküste rauftrödeln und bleiben, wo’s schön ist, als am Ende nach Dover zurückhetzen zu müssen. Müssen wir „bald“ nachholen …
Unsere Übernachtungsplätze haben wir meist nach Nase im Zielgebiet ausgesucht, diesmal ganz konkret möglichst als Startpunkt einer Rundwanderung um die Halbinsel, leicht abgewandelt aus dem Michael-Müller-Reiseführer. Also Pösslchen auf die Halbinsel einfliegen lassen, und einen Farm-Campingplatz, der den Namen auch verdient, gefunden, auf der Trewince Farm leicht außerhalb von Gerran, die tatsächlich noch in Betrieb ist und eine Wiese für Camper (aber mit ordentlicher Ausstattung, Strom/Bad etc.) bereitstellt. Wir haben uns übrigens bisher ausschließlich für möglichst einfache Campingplätze entschieden, denn die Stellplatzinfrastruktur ist in England ziemlich mies (praktisch nicht vorhanden), und was der WOMO-Reiseführer diesmal als Stellplätze anbietet, entspricht nicht ganz unserer Vorstellung von Urlaub – Parkplätze am Ortsrand, ob belebt oder nicht, muß ich überwiegend nicht haben. Generell war der Toskana-WOMO-Führer letztes Jahr zwar teilweise stilistisch etwas aufdringlich, aber dafür um einiges informativer als der zu Südwest-England.
Aber zurück zur Roseland-Halbinsel. Direkt von der Trewince-Farm starten wir morgens zur Porth Farm (erst mal steil einen Hohlweg hinunter, das läßt dann für den Rückweg einiges erwarten) und sind von dort in kurzer Zeit am ersten Strand, den man tatsächlich noch als fast menschenleer bezeichnen könnte. Der Küstenpfad führt jetzt oberhalb der Strände und Klippen entlang, hinter jeder Ecke neue Blicke links aufs Meer und rechts auf die abgeernteten Getreidefelder. Ab und zu kommen uns Wanderer entgegen, immer wird freundlich gegrüßt, gelegentlich ein paar Tropfen Regen, aber insgesamt sonnig. Die Pfade gesäumt von Brombeersträuchern oder Wiesenblumen und Schmetterlingen.
Gegen Mittag erreichen wir St. Anthonys Head, wo sich nicht nur ein Leuchtturm befindet (nicht mehr zu betreten), sondern auch eine alte Verteidigungsbatterie für den gegenüberliegenden großen Naturhafen in Falmouth. Die Teestube, die der Reiseführer uns hier versprochen hat, muß sich in Luft aufgelöst haben, so daß ich Ray mit dem Notfall-Müsliriegel am Leben halte. Er läuft seine neuen Wanderschuhe mit Unterstützung von Compeed Blasenpflaster und Leukotape tapfer ein. Als Bonustrack zu der Wanderung im Reiseführer haben wir uns eine Fährüberfahrt nach St. Mawes zum Einkehren und Einkaufen ausgesucht. Vorbei an einer idyllischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert geht es zur Bucht herunter, wo wir das letzte Boot grade verpaßt haben, eine halbe Stunde im Wind ausharren und den Blick auf die Boote genießen.
Die „Place Ferry“ entpuppt sich als kleines Bötchen für etwa zehn Leute, geführt von Skipper Sam, der uns sicher durch die Bucht schippert und an einer Boje noch Segler aufnimmt – man wundert sich ja, wie diese Leute an Land kommen, wenn sie mitten in der Bucht an einer Boje ankern. Jetzt wissen wir es!
St. Mawes, eine Viertelstunde im Boot entfernt, hat ein völlig anderes Klima als die Halbinsel, wo ein starker Wind weht. Hier ist es eher maritim-sonnig und man sitzt draußen in der Sonne am Hafen. Wir lassen es uns in Chandlers Café bei Pizza und Cheese Tea (eine Abwandlung des Cream Teas mit Ähnlichkeit zum Halven Hahn) gut gehen. Nach einem kurzen Besuch im örtlichen Coop geht es im Boot zurück auf die andere Seite und das letzte Stück Weg, etwa eine Stunde, wird angegangen. Es ist etwas unspektakulärer, aber überwiegend idyllisch durch Eichen- und Kiefernwälder mit Blick auf die Bucht mit den hunderten Segelbooten. Wir kommen sogar perfekt an unserer Straße heraus, noch vor der Porth Farm, so daß wir das letzte Stück Asphalt steil bergauf noch im Handumdrehen bewältigten – wir wunderten uns selbst etwas über unsere Reserven.
Auf dem Platz begrüßt uns der Nachbar, offenbar ein alter englischer Seebär (oder Hippie), mit Ohrringen, Tatoos, Mütze und braungebrannt, und verrät uns Geheimtipps zum Sichten von Seehunden. Mal sehen, ob wir morgen früh zur steigenden Flut die Energie haben, uns noch mal runter zum Strand zu bewegen. Ein ehemaliger Musikstudent aus Köln besucht uns später am Abend auch noch, ihm ist der Lehrer aus dem Gesicht geschnitten, und er ist im T3 mit Hochdach unterwegs, wie Emma, kommt seit 30 Jahren immer wieder hierhin. Ein schönes Stück Erde hier, indeed.
hallo ihr beiden,
trotz schlechter Augen und etwas unscharfem Bild ;-) glaube ich es sind Hortensien und nicht Hyazinthen. Sie wachsen auch in der Bretagne an jedem Ort und ihre abwechslungsreiche Farbenpracht imponiert mir immer wieder.
Wenn man schon mal in Cornwall ist, dann gehört Lands End eigentlich zum Pflichtprogramm. Ich hatte gehofft von dort ein paar Bilder zu sehen und mich an meine sehr schöne Hochzeitsreise im zarten Alter von 23 zu erinnern.
An die winzigen, scheinbar unerreichbaren Buchten kann ich mich noch erinnern (wieder ganz ähnlich der Bretagne). Sie sind meist durch schmale, halsbrecherisch steile Trampelpfade zu erreichen. Bei Flut laufen die Dinger allerdings rasant voll, da ist dann der Freeclimber gefordert.
Ich wünsch euch noch schöne Tage. Nach Köln kommen lohnt sich nicht…Usselwetter. Also schreib und fotografier noch schön.
Gruß Jo
Ja, das war ja klar… den ganzen Tag grübelte ich darüber, daß Hyazinthen falsch sind, aber mir fiel der richtige Name nicht ein. Alles per Ausschlußprinzip durchgespielt: Rhododendron, Magnolien, Flieder (natürlich alles Quatsch) … bis ich in meinem Buch heute morgen auf die Hortensienstraße stieß… da war es wieder. Aber Du bist meiner Korrektur zuvorgekommen. Was Land’s End betrifft, haben wir uns Deinen Rat zu Herzen genommen: langsam machen, nicht hetzen, mal auch wo bleiben. Klappt nur begrenzt, weil die cornischen Meilen länger als normal sind, wie man mir glaubhaft versicherte, und weil ich nicht nachher in einem Rutsch nach Dover durchhetzen will (was gar nicht ginge, weil eben die cornischen Meilen… you got it), ist es eben „Südwest-England“ und nicht Cornwall geworden. Läuft nicht weg. Dein Bild von vor
37zig Jahren hältst Du Dir eh besser im Herzen fest, das sollten wir Dir nicht mit der Realität verderben.Liebe Grüße,
elke