Englands Südwesten im Wohnmobil: Dorset – Jurassic Coast – Golden Cap
Es gab frische Brötchen im Seadown Caravan & Camping Park, und der Morgen versprach sonnig zu werden, Schäfchenwolken. Nach der Sturmwanderung waren wir wieder mal früh in die Koje gefallen, und man muß hier eh um 10 Uhr ausgecheckt haben, deshalb früh raus, Frühstück, ein Schwätzchen mit einer englischen Kastenwagenfrau am Grauwassergulli (die Kästen sind hier meist von „Autocruise“), und ein zwei Meilen zum National-Trust-Parkplatz Richtung Golden Cap. Die Einfahrt ist unscheinbar und der Weg im Vergleich zu dem, was wir bisher vom NT gesehen haben, sehr holprig, ein einsamer Parkplatz im Wald – mit Pay + Display (Parkticket), 3 Pfund für den ganzen Tag. Ha! Hier greift mal unsere Mitgliedschaft! Die kürzere Wanderung aus dem Reiseführer, die wir angehen wollen, soll 6 Kilometer lang sein und einen steilen Aufstieg (3 km) auf den höchsten Punkt der südenglischen Küste enthalten. Wir wappnen uns also.
Am Ende ist alles halb so wild, wir sind in Nullkommanix oben auf dem Kap, und die Ausblicke hielten, was man uns versprochen hatte – aber sollte das jetzt schon alles sein, ein kleiner Rundweg und wieder zurück? Der Fossilienstrand unterhalb zog uns irgendwie magisch an, und ein Bachlauf, der zum Meer floß, schien uns der richtige Ansatz zu sein, einigermaßen sicher runterzukommen. Also in Richtung Meer! Unterwegs werden wir noch von Brombeerbüschen mit sonnengereiften Früchten angehalten, die deutlich vernehmbar „Iß mich, iß mich“ flüstern.
Mitten auf einer Wiese leuchtet uns schon seit dem Kap ein großes weißes Schild entgegen, das, begleitet von einer Spendenbox, für die jährliche Wiederherstellung der Stufen zum Strand runter wirbt. 3000 Pfund werden benötigt, um die Stufen – ich nehme an wegen winterlicher Sturmfluten und dem weichen tonartigen Fossiliengestein – jedes Jahr neuzumachen. Am Einstieg werden wir dringend gewarnt, daß es wirklich wirklich steil sei und man absolut auf eigenes Risiko runtersteigt. Uiii… was erwartet uns da? Aber alles in allem fühlten wir uns zwar geschmeichelt von dem „only physically fit people“, und es war steil, ja, aber es war weniger dramatisch als erwartet. Da hat mal wieder die anscheinend unendliche englische Fürsorglichkeit zugeschlagen. Von „gemütlich den Bachlauf zum Meer runterschlendern“ war aber natürlich keine Rede. Unten erwartete uns der perfekte Kieselstrand, jede Welle wirft die faustgroßen Kiesel zurück an die Küste, was ein schönes Klackergeräusch gibt. Und auch hier kommen die schwarzgrauen Fossilienklippen bis runter zum Strand, und man kann herumwühlen und Schicht für Schicht abtragen, was ich ausdauernd betrieb, während Ray seinen kleinen Mittagsnap in einer Kuhle voller Kiesel nahm. Menschen fast keine, nur der inzwischen leider unvermeidliche angeschwemmte Plastikmüll, aber in Maßen. Das schichtweise Ammoniten freilegen kann wirklich süchtig machen, ich vermute, wenn wir hier eine Woche wären, wäre ich auch eine Woche lang am Buddeln.
Der Rückweg ging über teils steile Weiden und einen breiten Waldweg zurück zum Pösslchen, wo wir am NT-Picknicktisch unser Mittagsmahl einnahmen. Und da war es plötzlich sage und schreibe 15 Uhr durch! Da eine zweite Nacht am Ort nicht möglich war, fuhren wir weiter Richtung Weymouth und Portland, eine vorgelagerte, nur durch eine Dammbrücke verbundene Insel. Alles scheint hier extrem militärisch zu sein, große Pötte im Wasser, und Siedlungen, die wie typische Soldatenwohnungen aussehen. Viele Sperrgebiete. Das lange Wochenende wirkt sich auch hier aus, wir müssen drei Campingplätze anfahren, um einen Platz ohne Strom zu bekommen. Die East Fleet Farm Campsite nimmt uns dann gnädig auf, ein sympathischer Platz, aber die Umgebung nicht zum Wandern. Wir schauen mal, was wir morgen auf der Portland-Insel vorfinden.
das wäre was für Maria – als Freizeitgeologin – gewesen. Die hätte tonnenweise Ammoniten ausgegraben und den Campingbus damit an’s zulässige Gesantgewicht gebracht.
Jo :-)
Da habt Ihr mit Emma ja deutlich mehr Luft nach oben als wir mit Pösslchen :-)