Gestern machten wir noch einen kurzen Abstecher im Nachmittagslicht nach Arras hinein, wo wir hofften, daß sie auf dem Grand Place endlich den Weihnachtsmarkt abgebaut hatten. Hatten sie aber leider nicht. Dafür hatte der Beffroi und der zugehörige Place des Héros schönstes Licht und war nur ein Drittel zugeparkt. Da friert man sich doch gerne die Fotofinger ab.
In Lens, das wir uns zum Übernachten ausgesucht hatten, weil die Versorgungssäule Kreditkarten nimmt, (in Arras hätte man wieder Jetons kaufen müssen) erwartete uns eine nicht so schöne Überraschung: die Wohnraumbatterien hatten während der recht langen Fahrt von Amiens nicht geladen und machten auch keine Anstalten, dies mit dem teuren Landstrom vom Stellplatz (3 Euro für eine halbe Stunde) zu tun. Das hatten wir zwar schon mal, aber die 30-Ampère-Sicherung vom letzten Mal war es diesmal nicht. Wir theoretisierten herum mit Trennrelaissicherung und mehr, aber im Dunkeln noch in der Elektrobox rumstochern, war dann auch nicht so unser Ding. Also einfach möglichst viele Verbraucher ausschalten und hoffen, das es über Nacht für die Heizventilation reichte. Die Ventilation war dann auch kein Problem, nur war die zweite Gasflasche um 2:18 Uhr in der Früh endgültig am Ende, was sich durch das schöne Klackern des Kühlschranks bemerkbar machte. Die Temperaturen blieben unter der Decke aber noch schön kuschelig, nur auf den Kaffee am nächsten Morgen mußten wir dann verzichten, was die Fehlersuche nicht einfacher machte …
Es hatte geregnet über Nacht, war also nicht so kalt, aber der regenbewölkte Himmel sah nicht nach Wasserschloss d’Olhain in der Nähe aus, also machten wir uns schweren Herzens Richtung Heimat auf und überlassen unsere Elektrik nächste Woche dem Berens-Team. Wir hatten fast eine ganze Woche Sonnenschein, wo es anderswo und zuhause schneite und stürmte, sind gut erholt können uns überhaupt nicht beklagen.
Natürlich mußten wir vor Belgien noch mal von der Autobahn runter, um unsere Käsevorräte im Mega-Carrefour aufzustocken (Hallo Maria!) und einen Grand Café zu uns zu nehmen. Aber dann ging’s strack die E42 nach Osten, bis ich Ray anläßlich der Informationsschilder am Straßenrand in eine Diskussion verwickelte, was eigentlich der Unterschied zwischen Schiffshebewerken und einfachen Schleusen sei. Da nur ein Grummeln kam, nahm ich als Mittagspausenziel kurzerhand die nächste Abfahrt zu den historischen Schiffshebewerken des Canal du Centre, um die Sache selbst in Augenschein zu nehmen. Dort gibt es nämlich vier historische und ein fuschneues Schiffshebewerk von 2002. Eine gute Wahl! Zufällig hatten wir mal wieder ein Stück des UNESCO-Kulturerbes am Wegesrand entdeckt; wenn ich richtig gezählt habe, war das mindestens das dritte das vierte in dieser Woche (nach dem Nordfranzösischen Kohlerevier, der Kathedrale von Amiens und dem Beffrois von Arras).
Erwähnte ich, daß die Regenwolken einem angemessen strahlend blauen Himmel gewichen waren und das Licht perfekt für die historischen Denkmäler stand? Die alten Hebewerke, die im Sommer durchaus noch für Freizeitboote in Betrieb sind, lagen in der Wintersonne wie verzauberte Wasserschlösser.
Nach einer ausgiebigen Fotosession, die auch das neue Hebewerk – das größte in Europa! – noch mitnahm, rollte Pösslchen noch besser gelaunt zurück nach Köln.
Und wie war das jetzt mit den Hebewerken und den Schleusen? Hebewerke heben mit zusätzlicher Technik, und Schleusen nur mit dem Zufluß von Wasser von der höheren Stelle. Ab 25 Meter braucht man wohl ein Hebewerk, darunter tut es auch eine Schleuse.