Entlang der Maas in den französischen Ardennen

Vier ganze Tage konnten wir über Fronleichnam rausschlagen, so daß wir uns noch einmal über die Grenzen der Eifel hinauswagten. Wir erinnerten uns an die schnuckelige, aber etwas unterkühlte Maastour in Belgien letztes Jahr Karneval, und wollten unsere Tour dem Fluß entlang nach Süden fortsetzen. Es gibt dort einen kleinen Zipfel Frankreich, der in die belgische Wallonie reinragt und zum Département Champagne-Ardennes gehört. Hier bahnt sich die Maas in zahllosen Mäandern ihren Weg durch die Ardennen.  Der Himmel bläute, das Hoch „Walburga“ brachte den bisher heißesten Tag des Jahres, also nichts wie weg. „Wann fahren morgen wir los?“ – „Na, nach dem Frühstück, oder?“ Entspannung ist die Parole, aber erst mal hinkommen. Belgien überraschte uns mit einem längeren Stau, aber am Nachmittag erreichten wir in brütender Hitze zunächst Givet, in dessen Nähe ein winziges Dorf mit einem Campingplatz liegt. Eigentlich war mir das nur aufgefallen, weil es dort einen „Roche aux Chats“, also irgendwas Geologisches namens „Katzenfelsen“ geben soll.

Campingplatz Jamonette in Foisches.
Campingplatz Jamonette in Foisches.  Ein Platz kostet 92 Cent die Nacht, pro Person 2,47 Euro, Pösslchen 3,75 Euro, und ans EDF gehen 2,52 Euro. Macht sage und schreibe 12,13 Euro pro Nacht inkl. Warmwasser, Dusche und was man so braucht. Außer Baguettes.

Weil wir mal wieder nicht rechtzeitig unser Grauwasser entsorgen konnten und deshalb mit dem Wasserverbrauch vorsichtig sein wollten, war dieser ultraruhige Platz – Taubengurren, etwas Hundegekläffe, sonst nichts – genau das Richtige für uns zum Runterkommen.

Ein  kleiner Spaziergang am Abend zeigte uns die Sehenswürdigkeiten: ein Dorfplatz wie aus dem Baukasten „Unser Dorf soll schöner werden“ mit LED-illuminiertem Springbrunnen, ein alter Bauernhof, eine Kirche und Wohnhäuser. Kein Laden, keine Bäckerei, nichts sonst. Alles wie aus dem Ei gepellt, wir haben eine leise Ahnung, warum das so sein könnte … Aber erst mal den Katzenfelsen suchen! Ein Schild gibt uns einen Hinweis, daß dies die richtige Richtung sein könnte.

Muß doch hier irgendwo sein?
Muß doch hier irgendwo sein?

Um es kurz zu machen: nichts. Nicht mal mehr im Internet fand ich den Felsen, von dem ich sicher war, ein Foto gesehen zu haben. Katzen gab es, aber weit und breit keinen Felsen. Dafür pikobello Sportanlagen, Bouleplatz, Spielplatz, Top-Zustand bei allem (nur die Straße mit dem Campingplatz atmete etwas vergane Glorie).

Noch echte Landwirtschaft hier.
Noch echte Landwirtschaft hier.
Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein.
Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein.
Aha. Super Ausblick vom Sportplatz.
Super Ausblick vom Sportplatz.

Wir wußten natürlich vorher, daß unten in der ersten großen Maasschleife bei Chooz, ganz in der Nähe des Regionalen Naturparks Givet, eins der größten Kernkraftwerke (nach Output, laut Wikipedia) vor sich hin kraftwerkt. Der Blick vom Sportplatz Foisches auf die Anlage war grandios. Das Kraftwerk begleitete uns auch am nächsten Tag, als wir uns Givet und den dortigen Aire de Service ansahen – der idyllische Blick auf die Maas, ergänzt von den beiden Kühltürmen, hatte schon was eigenes. Mein Gag mit dem interessanten Strompreis auf dem Campingplatz ist trotzdem nicht angekommen – mochte aber auch an meinem Französisch liegen.

 

Viel Stein hier in den Ardennen.
Viel Stein hier in den Ardennen.
Alternativer Stellplatz in Givet am Maasufer. Auch hübsch.
Möglicher Stellplatz in Givet am Maasufer. Auch hübsch.
Man kann sich nicht sattsehen. Der Frühling war irgendwie weg, und hier ist er, der Sommer!
Man kann sich nicht sattsehen. Der Frühling war irgendwie weg wie nix, und hier ist er, der Sommer!
Den Abstecher nach Chooz konnten wir uns dann natürlich nicht verkneifen
Den Abstecher nach Chooz konnten wir uns dann natürlich doch nicht verkneifen.

Wir versuchten uns dann wie geplant, etwas weiter die Maas hinauf zu mäandern. Gar nicht so einfach, man muß sich entscheiden, bleibt man unten oder nimmt man oben die Aussichtspunkte? Stellt man sich irgendwohin und nimmt das Fahrrad? Aber dann kommen wir gar nicht von der Stelle … das übliche Dilemma – so much to see, so little time. Wir landen auf dem Camping Municipal in Fumay, nachdem wir an all den vielen Womos vorbeigefahren waren, die auch den idealen einsamen Stellplatz am Ufer suchten und schneller als wir waren. Der Strom kostet hier 5,40 Euro, insgesamt landen wir wieder bei 12 Euro, 30 Meter vom Maasufer entfernt. Hier läßt es sich aushalten. Wir dösen in der Sonne und schauen uns erst abends mit dem Fahrrad ein wenig um – und lernen mal wieder Karten lesen: wenn hierzulande keine Wege eingezeichnet sind, dann heißt das: es geht steil rauf. Auch der Carrefour liegt fast an einem „point de vue“ … so sind wir doch noch zu unserer sportlichen Betätigung gekommen, auch wenn es nur ums Abendessen ging.

Aber auch Fumay selbst ist schnuckelig und hat in der Umgebung einige Aussichtspunkte zu bieten, wenn es auch Freitagmittag recht verschlafen ist. Wir müssen uns an die heiligen französischen Mittagszeiten erst wieder gewöhnen.

Allerbeste Parkplatzoptionen im Fumay
Pösslchen hat Spaß am Parken in Fumay
Das mit der Rückfahrkamera üben wir aber noch …
Das mit der Rückfahrkamera in der freien Natur üben wir aber noch …
Beherrschung ist gefragt.
Beherrschung ist gefragt.
Ehre den Maquis – die Gedenkstätte hat einen schönen Blick über die Maas.
Ehre den Maquis – die Gedenkstätte hat einen schönen Blick über die Maas.
So ungefähr
So ungefähr
Dieses Schatzi erlaubte sich eine Posing-Session mit mir.
Dieses Schatzi erlaubte sich eine Posing-Session mit mir.

Nur wenige Kilometer weiter landen wir am Samstag in Monthermé und stellen uns spontan auf den freien Platz am Ufer, wo es tatsächlich einen „offiziellen“ Womo-Stellplatz gibt. Die Madame vom Dienst paßt auch gut auf, daß man richtig und platzsparend zwischen den zwei blauen Linien parkt, und kassiert gleich ab – inkl. Strom, den man sich mit der Bootsanlegestelle teilt (clever). 6,20 Euro (wieder mehr als die Hälfte Strom, ich kapier das ja immer noch nicht im Land der Atomkraftwerke). Da unser Konvektor-Kühlschrank mit der Hitze kämpfte, haben wir Gas und Strom mal sicherheitshalber im Wechsel laufen lassen. Mal sehen, wie das in zwei Wochen in der Provence laufen wird … OK, das war jetzt der Uferplatz, aber als Stellplatz ist das noch optimierbar. Man steht einen guten halben Meter auseinander und kann sich vor dem Womo auf der Wiese mit Blick auf die Anleger und den Fluß ausbreiten. Ich mußte zwischendurch – links der rotverbrannte Bauch des einen Nachbarn, rechts das Renterpaar mit eBook und Wauwau –  doch grinsen, in was für einem Spießerparadies wir hier gelandet waren.

Hier fließt die Semoy in die Maas, und unsere abendliche Rundtour führt uns ein Stück die Semoy hinauf und zur Abbaye de Laval Dieu, mit einem schönen Kräutergarten, direkt am Fluß gelegen.

Blick auf den Stellplatz in Monthermé
Blick auf den Stellplatz in Monthermé – schöner Blick, aber wie auf der Hühnerstange.

Irgendwie war das nicht mein Tag, trotz drei Tage blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein war ich quengelig und unruhig. Vermutlich bin ich urlaubsreif und kann mal wieder nicht runterkommen.

Der Höhepunkt des Tages … 
Der Höhepunkt des Tages …

Aber der letzte Anreisende des Abends, mitten zwischen den Dickschiffen und einigen wenigen Kastenwagen, Klofenster an Klofenster, zauberte mir dann doch ein Lächeln ins Gesicht:

English Beauty. Wozu sie die Parkkralle brauchten, haben wir aber nicht verstanden.
English-Brasilian Beauty. Wozu sie die Parkkralle brauchten, haben wir aber nicht so recht verstanden.

Der Sonntag stand dann wieder ganz im Zeichen der Rückreise. Ein Stück die Semoy hinauf, ein Stück Luxemburg zum Volltanken, und ab Richtung Heimat. Noch zwei Wochen, dann geht es wieder richtig los.

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