Eine kleine Wanderung in der Champagne

Reims – Marne – Vandières – Châtillon-sur-Marne

Nachdem wir uns noch einen weiteren Tag und eine weitere Nacht in Reims die volle Ladung Kultur und Architektur gegeben hatten (die ich jetzt hier mal überspringe), waren die Wohnraumbatterien tiefenentleert und Ray zu recht etwas nervös … es mußten ein paar Kilometer zugunsten der Batterien gemacht werden, aber es zog uns aufs Land, noch nicht in die nächste Kathedralen-Stadt. Auf der Website tourisme-en-champagne.com stolperte ich über einen Stellplatz bei Champagne Nowack (sic!), den wir uns mal als Tagesziel setzten. Die Fahrt über Land von Reims über die Landstraßen Richtung Marne war landschaftlich deutlich interessanter als sonst; die schönsten Lagen, mit Fernsicht und ordentlich gepflegten Kreuzen, sind allerdings – wie so oft hier – der verlorenen Jugend von Anfang des letzten Jahrhunderts vorbehalten, siehe dazu hier, hier und hier.

Aussicht auf Bligny
Aussicht auf Bligny

Wie immer die dunklen Kreuze für die Deutschen, die hellen für „mort pour la France“.
Wie immer die dunklen Kreuze für die Deutschen, die hellen für „mort pour la France“.

Das großzügige Strunzen mit unseren Sicherungsreserven und den schnurrenden Batterien strafte sich natürlich sofort, nachdem ich es aufgeschrieben hatte – zwei der übrigen vier zu 40 Ampère gingen gleich beim Laden wieder drauf, so daß wir sehr froh waren, bei Champagne Nowack einen voll mit Flatrate-Stromsäulen ausgerüsteten Platz vorzufinden, um den Akkus wieder eine Portion Landstrom zu gönnen. Nicht diese 2-Stunden-2-Euro-Säulen, wie man sie normalerweise hierzulande findet. Auf Monsieur Fréderic, den hiesigen Champagner-Chef und diesen Stellplatz gehe ich später noch einmal ausführlich ein. Jedenfalls kam von Ray die klare Ansage: hier können wir auch zwei Tage bleiben und morgen etwas durch die Weinberge wandern. So sei es!

Ausgestattet mit Baguette und Mimoulette im Rucksack zogen wir bei klarem Himmel los, direkt in Vandières den Hügel hoch, vorbei an Château Vandières, Friedhof und Kirche und natürlich zahllosen kleinen Champagner-Winzern. Wir scheinen die einzigen Touristen weit und breit zu sein, auch Einheimische sieht man kaum. Ob diese alle im Urlaub in Französisch-Übersee sind oder im Winterschlaf, läßt sich nicht feststellen.

Nein, er raucht sich nicht touri-romantisch keine Gauloise, sondern telefoniert natürlich mit seinem Handy.
Nein, er raucht nicht touri-romantisch seine Gauloise oder schnuppert an seiner tollen Champagne-Erde, sondern telefoniert natürlich mit seinem Handy.

Über die Weinberge hinweg erreichen wir Châtillon-sur-Marne, wo eine riesige Statue von Papst Urban II. das Marnetal überblickt. Er war wohl Prior in der Abtei nebenan, die wir als nächstes ansteuern.  Zurück entlang der Marne zieht sich der Weg dann etwas – der Boden ist recht tonartig („terre amoureuse“, wie der Juniorwinzer später sagen wird) und pappt und pappt und pappt unter den Schuhen. Nach rund 12 Kilometern  kommen wir vier Stunden später sauerstoffgesättigt und mit ein paar Kilos Terre de Champagne unter den Wanderstiefeln  auf unserem Stellplatz an – und nachher geht’s dann zur Dégustation!

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