Paris … endlich mal zu zweit und mit etwas mehr Zeit als sonst. Es ist zwar das lange Osterwochenende und vermutlich einiges los, aber da wir ja diesmal nicht unbedingt die touristischen Hotspots abklappern müssen, wird es wird schon auszuhalten sein. Unser geliebter Wohnmobilstellplatz im belgischen Huy, nur rund 160 km von Köln entfernt, abends als Pole Position angefahren, so daß die Fahrt nach Paris sich nicht allzusehr zieht. Und natürlich auf den einzigen akzeptablen Platz in ganz Paris, Jos geliebten Camping Indigo im Bois de Boulogne. Der Platz liegt genau zwischen dem riesigen Stadtwald und der Seine und bietet für 2 Euro pro Fahrt einen halbstündlichen Shuttlebus zur nächsten U-Bahnstation Porte Maillot an.
Mit Strom, City Tax und zwei Personen kostet der Spaß rund 40 Euro die Nacht. Nicht billig, aber was ist in Paris schon billig? Diesmal haben wir uns auf gut Glück die teure Vorreservierung gespart, und es hat problemlos geklappt, da wir auch schon zeitig am Gründonnerstag nachmittags anreisten. So konnten wir uns noch schön akklimatisieren und im benachbarten Suresnes (einmal über die Seine-Brücke mit dem Fahrrad) für ein paar Tage Vorräte für die Womo-Cuisine einkaufen. Empfehlung: statt Monoprix würden wir beim nächsten Mal doch den Carrefour die paar Treppen hoch nehmen.
Ein Spaziergang über den Platz zeigt viele freie Plätze und einige sehenswerte mobile Unterkünfte.
Spaziergang in Montmartre
Natürlich starten wir doch recht zentral mit unserem ersten Spaziergang und gönnen uns auf Karfreitag den Weg vom Place de la Concorde hoch nach Montmartre – gleichzeitig mit einer katholischen Kreuzwegprozession, deren Teilnehmer wir am Sacré-Cœur wiedertreffen. Außer dem Place du Tertre mit seinen obligatorischen Touristenmalern und dem Vorplatz von Sacré-Cœur gibt es keinen Massenandrang. Hier fällt uns zum ersten Mal die massive Polizei- und Militärpräsenz auf – Absperrungen sind zwar wohl eher für die Gläubigen vor der Kirche, aber schon recht hohe MP-Dichte. Es herrscht der „Plan Vigipirate“ in der höchsten Stufe „Alerte Attentat“, und das merkt man doch hier und da, auch wenn es die Franzosen ruhig angehen lassen.

Wir schlendern nach einem Baguette in der kleinen Grünanlage hinter Sacré-Cœur bis hinunter zum Friedhof Montmartre, der natürlich Ruhestätte unzähliger Prominenter ist. Ohne Plan lassen wir uns treiben und sind fast allein hier. Der Versuch, am Montmartre noch ein gemütliches Eis zu essen, gelingt nur so halb, man darf sich von der Abzocke nicht allzu sehr die Laune verderben lassen.


Angenehm zurückhaltend übrigens – im Vergleich zu dem Exzess derzeit in NRW – ist die Wahlwerbung zur Präsidentschaftswahl, immerhin bereits nächste Woche. Es gibt festgelegte, gleich große Anschlagstafeln, auf denen die Kandidaten ihre Plakate kleben können. Nur hier und da sieht man Aufkleber oder mal ein Graffiti. Anarchisch kleben nur die Außenseiter.


Trotz oder wegen schmerzender Füße werfe ich zum Schluß unseres Spaziergangs noch einmal in einen Blick in Schuhabteilung der Galeries Lafayette, während Ray standesgemäß und geduldig draußen wartet. Das Untergeschoß mit den Damenschuhen dürfte wohl Menschen mit weniger individuellen Füßen als meinen kleine spitze Schreie entlocken, ich war eher von der Architektur beeindruckt – hatte ich so in dieser Pracht nicht erwartet.


Treiben lassen Richtung Montparnasse
Tag zwei begrüßt uns mit bedecktem Aprilwetter, hier und da eine Schauer, so daß wir uns zunächst zum Grand Palais aufmachen, wo es u.a. eine aktuelle Rodin-Ausstellung gibt. Als wir die Schlangen sehen, ziehen wir weiter. Ein kleiner Flohmarkt am Seineufer unterhalb der Pont Alexandre III, dann weiter Richtung Jardin du Luxembourg und nach Montparnasse. Keine große Lust zu fotografieren, einfach schauen, gemütlich einen Kaffee trinken, in Parks sitzen und die Augen schweifen lassen. Nach einem kleinen Abstecher durch einen interessanten Outdoor-Laden (Le vieux Campeur), der sich nahe des Boulevard St. Germain auf ca. 15 einzelne Ladenlokale verteilt (empfehlenswerte Wanderschuhabteilung) landen wir spätnachmittags wieder an der Ile de la Cité mit Notre Dame, wo uns schon vor der Brücke eine weiträumige Absperrung mit Taschenkontrollen erwartet. Das ist hier natürlich wieder Hotspot, also Enge und Warten, aber erträgliche Stimmung und dem Anschein nach auch kein Racial Profiling.

Die Schlange vor Notre Dame ist lang, aber zügig (nochmal Taschenkontrolle), aber drinnen ist es so voll, daß wir auf dem kürzesten Weg wieder nach draußen flüchten. Platzangst. So müssen in etwa die mittelalterlichen Pilgerströme durch den Kölner Dom gezogen sein – die haben aber nicht ständig Selfies gemacht.
Noch ein wenig Leute und Gegend anschauen und dann die müden Füße Richtung Bois de Boulogne. Trotz des durchwachsenen Aprilwetters ein feiner Tag.

