Forêt de Mormal – und ein Campingplatz im Dornröschenschlaf

Nachdem uns der Lac de Val Joly für unseren Geschmack ein wenig zu fein und organisiert war, zog es uns „in den Wald“, genauer gesagt ins größte zusammenhängende Waldgebiet – nein, nicht nördlich der Alpen, aber immerhin nördlich von Paris. Der Wald von Mormal birgt in seinem Herzen den winzigen Ort Locqignol mit gut 300 Einwohnern, ein „village fleuri“, das zwar einsam, aber alles andere als verlassen wirkt. Im Wald gab es früher zwei Campingplätze, aber der noch überall verzeichnete „roi du bois“ ist schon seit 2015 verschwunden, der Gemeinde war er wohl etwas zu anarchisch und sie verkaufte das Gelände kurzerhand, vermutlich wurde es einfach wieder aufgeforstet. In Locquignol gibt es nun „Le vert Donjon“, wo wir uns niederlassen wollten. „Camping Bar Terrasse“ verspricht es am Ortseingang, uns erwartet ein Ein-Sterne-Campingplatz mit einer kleinen Handvoll Mobilhomes und Hütten, viel Wiese, einem Traktor- und Baggerfriedhof und einem kleinen Sanitärhäuschen. Soweit ganz ok, wir sind zunächst die einzigen durchreisenden Camper hier, auch sonst fast niemand zu sehen. Die Chefin, die eine Sprache spricht, die wohl Rouchi heißt und eine Abwandlung des für uns unverständlichen Ch’ti ist, muss man suchen gehen, um die Bezahlung abzuwickeln, man wird hier einfach in Ruhe gelassen. Ruhe ist das Stichwort: Das lauteste ist ein Esel, der nebenan auf der Weide steht, und natürlich das Vogelgezwitscher. Bar und Terrasse sind wohl schon eine Weile in Rente, Hunde und Katzen sind in der Mehrheit. Die Sanitäranlagen erinnern ein wenig an ein sozialistisches Erholungsheim, auch vom Baujahr her, sind aber so grade nutzbar. Wir wollten es ja nicht anders ;-) Der Deutsche in uns will natürlich trotzdem einmal am Zaun rütteln und rufen: „was könntet Ihr hier mit wenig Aufwand Hübsches draus machen!“ 16 Euro all inclusive ist vom Preis her auch so grade OK.

Da es hier natürlich weit und breit keine Läden, geschweige denn eine Bäckerei gibt, rettet uns der Brotautomat, von wo uns Ray morgens mit frischen Baguettes versorgt. Aber dann geht es in den großen Wald! Empfohlen wird von hier aus ein Rundweg, der Circuit de Pâtures, der im Prinzip einmal um Locquignol herumführt, nicht besonders spektaktulär und auch ohne große Anstrengung, aber an einem so schwülen Tag wie heute reicht es dann doch. Der Wald ist wirklich attraktiv und wir begegnen praktisch keinem Menschen – die Wege sind zum Teil sogar zugewachsen, aber es ist nicht schwer, sich zu orientieren, einfach den nächsten Abzweig nehmen. Ein Reh huscht durchs Unterholz, Schmetterlinge allüberall, und zum Schluss könnte man an einem Teich noch prima Libellen aller Art fotografieren, wenn die Sonne einem nicht so erbarmungslos auf den Kreislauf gehen würde. So genießen wir den Rest des Tages am Pösslchen und faulenzen das Wochenende vor uns hin …

 

Ein Kommentar

  1. tolle Fotos – wie immer – ihr beiden. Aber hier hättet ihr mehr an den alten Jo denken müssen und eine riiiieeesige Galerie für die alten Traktoren und Bagger hinsetzen müssen!
    Und das, wie ich jetzt erst sehe, an meinem Geburtstag.
    Ich hoffe da kommt noch etwas nach ;-)

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