Mit dem Wohnmobil durch Rumänien, Tag 7: Sarmizegetusa – Petroşani – Transalpina – Gărbova
Von unserem Ausgangspunkt Sarmizegetusa bzw. Retezat kann man in Hațeg einfach nach Norden fahren und dann auf gut ausgebauten Straßen über Deva nach Alba Iulia düsen. Aber wer will das schon? Wir entscheiden uns für die „Abenteuerpiste“ über Petroşani und wollen dann nach Norden das weniger spektaktuläre Stück der Transalpina nehmen – das spektakuläre Stück bringt uns zu weit von der Route ab. Also zunächst in Petroşani mal kurz in den Carrefour und dann ab Richtung Paßstraße. Zunächst warnt uns ein Schild, daß die Straße grundsätzlich Montags bis Freitags von 8-12 und 14-18 Uhr gesperrt ist. Das hätte uns 50 Kilometer zurück über Hațeg und auf die einfache Route geschickt. Praktischerweise ist es grade 12 Uhr – die Bauarbeiter machen Mittagspause – und in zwei Stunden sollten die paar Kilometer ja zu bewältigen sein. Elke nimmt gerne bergauf das Steuer. Zunächst geht es durch ein enges Flußtal auf mäßig holpriger Straße Meter für Meter bergauf. Irgendwann wird es dann recht unasphaltiert und vor allem steil – wir kommen insgesamt immerhin auf über 1500 Meter. Ich hatte ja still und heimlich gehofft, daß der Reiseführer von 2014 veraltet ist, was den Straßenzustand angeht, aber hier hatte sich an der alten Schotterpiste nicht viel geändert – aber sie sind ja dran, deshalb die grundsätzliche Sperre. Natürlich ist das alles mit Straßenfahrzeugen noch gut machbar, man muß eben nur aufmerksam und teilweise im Schritttempo fahren.
Nach dem ersten Höhenpaß, wo sich vor allem Schäfer ihren Treffpunkt mit einfachen Zelten eingerichtet haben, erreichen wir schließlich die Transalpina-Passkreuzung, wo sich das Leben abspielt. Hier kreuzen sich die beiden Hauptrouten, rechts geht es hoch zur „großen“ Transalpina nach Süden, links nach Norden Richtung Sebes. Die Kreuzung ist voll von Souvenirständen und Menschen, die leckere Sachen aus dem Wald verkaufen … Grundsätzlich könnte man hier auf einem einfachen Campingplatz auch übernachten, aber das paßt für uns nicht – und direkt an der wuseligen Kreuzung ist auch nicht grad der Wunschplatz.
Wir decken uns ein und weiter geht es nach Norden, wo wir an einigen Stauseen vorbeikommen und weitere mögliche Stellplätze links liegen lassen – alles direkt an der Straße und wenig attraktiv. Neugierig macht uns eine Campingplatzempfehlung „unter niederländischer Leitung“ in Gărbova rund 40 Kilometer weiter unten, fast schon in Sebeş. Eine gute Entscheidung: Wir landen in einem Siebenbürger Winzerdorf wie aus dem Bilderbuch. Waren die Dörfer im Süden der Berge schon recht schmuck, so legen sie hier noch eine Schippe drauf: top-gepflegt und saniert, oft noch mit historischen deutschen Inschriften im Giebel. Es wird generell viel gebaut und saniert, schade ist allerings, dass es die traditionellen Ziegel wohl nicht oder nicht mehr erschwinglich gibt, um die Dächer zu sanieren – also lieber die „deutschen“ Dachpfannen. Schlimmer: vor jedem dritten Haus liegt ein Stapel der unsäglichen Styropor-Dämmplatten, die dem Erscheinungsbild vieler alter Häuser ein Ende setzen werden. Zum Glück soll der Dreck ja nicht besonders lange halten, und in zwanzig Jahren, wenn die Sanierungs- und Entsorgungsindustrie sich daran eine goldene Nase verdienen wird, gibt es hoffentlich bessere Dämm-Materialien für Altbauten. Aber ich schweife ab …
Der Campingplatz in Gărbova heißt „de Schaapsport“, auf rumänisch Poarta Oilor, und es empfängt uns in der Tat ein älteres, original niederländisches Ehepaar in der Anlage. Sie leben zwar in Holland, verbringen aber den Sommer hier. Es gibt Appartments, Zimmer, einen Pool und Stellplätze für Womos und Anhänger. Das ganze ist ziemlich perfekt – der nächtliche Blick, im Pool schwimmend Richtung Sternenhimmel und Fledermausflug (Vampire!) ist einmalig. Abzüge gibt es nur für die kaum zu bändigende Fliegenplage im Womo, das ist der Preis für die ländliche Lage – Nachbars Stall ist gleich nebenan. Dafür haben die Fledermäuse wenigstens alle Mücken aufgefressen.
Als Abendmahl gibt es unser zünftiges Transalpina-Womo-Menü: Bratkartoffeln mit Pfifferlingen und frischem Schafskäse aus den Bergen, und zum Nachtisch frische Waldbeeren.
Wir ziehen also weiter, um uns ein paar schnucklige Städtchen anzusehen. Bald mehr!
die Strassen von vor ca. 20 Jahren, an die ich mich erinnere, sahen deutlich schlimmer aus. Dagegen ist das ja der pure Luxus.
Gute Reise weiterhin.
LG JO