Trégastel – Ploumanac’h – Perros-Guirec
Nur ungern lösten wir uns vom Camping Municipal mit Blick auf Cap Fréhel, aber wir wollten ja noch ein paar spektaktulärere Küstenabschnitte der Bretagne erleben. Die reinen Strandsitzer sind wir ja auch nicht so, auch wenn das schon sehr entspannend war. Wir nahmen die Strecke möglichst an der Küste entlang, erst die D786, dann D6/D7 und wieder D786, via Paimpol. Im Nachhinein stellte sich das als durchaus sinnvoll heraus, da es rund um Lannion wohl recht unübersichtliche Baustellen und Umleitungen gab, wie uns Stellplatznachbarn berichteten.
Besonders spektakulär ist die Strecke nicht, sind aber nur rund 120 Kilometer, also ganz gemütlich – außer in St. Brieuc, die eine extrem unübersichtliches Berg-Tal-Topografie zu bieten hat, uns sonst aber nicht vom Hocker riss … auch das mit dem Einkaufen hätten wir andernorts einfacher haben können. Aber egal. Gegen Nachmittag kamen wir dann zunächst in Perros-Guirrec an, wo wir einen Blick auf den Camping Municipal Ernest Renand warfen. Der liegt an einer geschützten Lagune und direkt hinter dem Deich, war uns aber a) zu weit weg vom Wanderpfad, den wir gehen wollten, und b) doch etwas zu parzelliert-konventionell. Also weiter. Im Zentrum Perros-Guirec gibt es einen Parkplatz (France Libre), der einige Plätze für Wohnmobile bereithält, ein nettes Plätzchen für einen kleinen Mittagssnack. Kurz vor oder schon in Trégastel landeten wir schließlich auf dem Camping Tourony – der liegt direkt zwischen Ploumanac’h und Trégastel und hat damit Hafen, Strand und GR 34 – den Zöllnerpfad – direkt vor der Nase. Perfekt. Er liegt unter dicken, hohen Pinien, hat unterschiedlich große Parzellen in zwei Preisklassen (16/19 Euro) und ist soweit ganz gemütlich (Nach dem Platz in Fréhel kann natürlich so schnell kein Platz richtig punkten, aber ist schon ganz nett hier). Ein Super-U liegt 700 Meter entfernt. Ebensoweit entfernt liegt ein „echter“ Womo-Stellplatz mit guter Lage zur nächsten Bucht, aber leider mit der üblichen Parkplatz-Atmo und direkt an der Straße, muss nicht sein.

Wir buchen uns für zunächst zwei Nächte ein und wählen uns für den nächsten Tag einen schönen Rundweg aus. Der Reiseführer von Michael Müller empfiehlt, den Zöllnerpfad auf dem Abschnitt von Osten nach Westen zu gehen, also überqueren wir gegen Mittag (wg. Nachmittagslicht) den Hübbel, laufen erst mal zur Kapelle Clairté und dem Aussichtspunkt Tertre hoch. Hier lege ich aber erst mal eine Sammlung von Hortensienfotos für Jo an – die sind überwiegend schon in herbstlich-verblichenem Zustand (evtl. auch durch die Dürre?), hier und da blühen sie aber noch, vor allem in Blau und Rosa. Die Bretagne ist voll davon. Wusstet ihr, dass die Farben der Hortensienblüten vor allem vom pH-Wert des Bodens abhängen? Man kann also z.B. mit Essigwasser gießen und die rosa Hortensien werden blau. Hier in der Gegend hat man oft Sträucher, die gleich mehrere Farben haben. Da muss sich jemand richtig Mühe gegeben haben …
Danach geht es steil runter zum Plage de Trestratou in Perros-Guirec – hier startet dann die eigentliche Wanderung auf dem Sentier des Douaniers, zumindest dem winzigen, aber spektaktulären Abschnitt, den wir hier vor uns haben und der uns zurück in unsere Bucht führt.

Hier ist noch richtig was los, wenn auch nicht grade Busladungen voll. Es gibt wenige Steigungen und der Pfad ist ganz gemütlich laufbar. Aber man bekommt das Grinsen nicht aus dem Gesicht, so schön ist es hier … die Kamera bekommt das überhaupt nicht eingefangen. Hinter jeder Wegbiegung finden sich neue Felsformationen (es ist Ebbe), schnucklige Buchten, riesige Granitfelsen … grandios, mir fehlen da wirklich die Worte. Schön ist es, wenn man so vor sich hinstrahlt und seufzt, und es kommt einem jemand entgegen, der genau weiß, was in deinem Kopf vorgeht, und leise und mit leuchtenden Augen zurückstrahlt.
Die einzelnen Formationen haben natürlich alle irgendwelche Namen, die ich jetzt hier nicht weiter aufführe – da ist jeder Reiseführer besser geeignet. In der Bucht von Saint-Guirec legen wir ein kleines Picknick-Päuschen ein, danach sind wir aber schon recht flott wieder in unserem kleinen Hafen.
Der hat übrigens eine spannende Angewohnheit: wenn abends die Flut kommt und die Boote und die anliegenden Häuser fein im Abendlicht stehen, tritt sie sanft blubbernd, aber durchaus mächtig über die Kaimauer, wo eigentlich eine Straße langführt und auch schon die Vorgärten der Häuser anfangen. Klimawandel? Wie soll das erst bei größeren Fluten aussehen, das ist doch noch ganz sanft hier … Auch ein aufgestelltes Stativ und ein abgestellter Rucksack mussten ganz plötzlich einen Rückzieher machen, als es über die Mauer schwappte. Man kann sich jedenfalls schnell nasse Füße holen und ab einer bestimmten Zeit kommt man fast gar nicht mehr durch. Und am nächsten Mittag liegt wieder alles trocken und sie tut als wär nix. Der Tidenhub in dieser Gegend ist für uns Landeier immer wieder faszinierend.


