Tag 1-2: Preliminiarien und brutalistische Anreise
Weder Planung noch Spontaneität war in diesem tollen Jahr bislang möglich. Die Idee, den Frühsommer in Südfrankreich mitzunehmen, war recht schnell gestorben, die Idee, mit dem rechtzeitig bestellten Omnia zu Zeiten der Ausgangsbeschränkungen irgendwo sogar brötchenautark und maximal sozial distanziert in der Eifel zu stehen, ebenso. Alles war dicht und es kam sogar vor, dass Autos mit auswärtigen Kennzeichen die Scheiben eingeschlagen wurden. Da vergeht einem sogar der Wanderparkplatz im Nachbarkreis. Deutschland 2020. Also: sechs Monate Homeoffice, Wände und Monitor anstarren und um den Block und zum Rewe joggen. Später vereinzelte Wochenenden mit Pösslchen in der näheren Umgebung versöhnten ein wenig und schafften einen Hauch von Erholung.
Die aktuelle Idee: warten, bis die meisten Ferienreisenden zurück sind und die Campinplätze hoffentlich wieder leerer. Ausgesucht haben wir uns eine Region in Frankreich, die wohl weniger überlaufen als Provence und Bretagne ist: die Auvergne. Dass die Geduld, auf Ende August zu warten, womöglich bestraft wird durch eine zweite Welle, die aus den Sommerferien überall hin als Souvenir mit zurückkommt, macht die Familie nervös, aber ich kann es nicht ändern, wir müssen einfach raus. Aus der Stadt, aus diesem Land. Wo wir mit dem Mundschutz in den Supermarkt rennen, ist nun auch schon egal (und die französischen Supermärkte sind größer und machen mehr Spaß, hallo Jo). Wir hoffen das beste und starten Freitagabends Richtung Mosel durch, wo wir wieder in Pole Position für La France stehen.
Auf dem Weg liegt bei Lyon eine Ikone des Brutalismus: das Dominikanerkloster Sainte Marie de la Tourette. Samstags bis 16:30 gibt es sogar Führungen im Inneren – was uns veranlasst, nicht gerade zu rasen, aber ohne größere Pausen schön im Wechsel am Steuer strack Richtung Lyon zu rollen – und das Glück ist uns hold, wir klopfen um 15:30 Uhr an der Klostertür. Natürlich haben wir die Führung nicht im Voraus gebucht, und ebenso natürlich ist es ausgebucht. Das Glück ist uns ein zweites Mal hold: zwei Anmeldungen verfallen wegen „no show“ und wir schlüpfen noch mit rein. Immer schön diszipliniert mit Mund-Nasenschutz und auf Abstand.
Zu Le Corbusier muss ich wohl nicht viel sagen – entweder ihr erkennt die Schönheit des Betons, oder eben nicht ;-) – wir kannten von diesem berühmten Bauwerk, das 2016 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde, bislang auch nur die „Sonnenseite“, also die typische Ansicht von Westen. Wie so oft überraschte der Gesamtkomplex und das Innere (was auch genau so gedacht ist): der Blick aufs weite Land, das Klangkonzept (!) der westlichen Fensterfassade, die Belichtung des Kircheninneren – strahlende Augen bei uns beiden und ein wahrhaft geglückter Startpunkt dieser Sommerreise.
Wir übernachteten auf einem gemütlichen 1-Sterne-Campingplatz (das sind die besten!) in der Nähe, der in einem alten Kirschgarten liegt und von wo aus man ein beinahe 180° offenes Bergpanorama vor sich hat. Von hier aus starteten wir Samstag Richtung Westen. Clermont-Ferrand als Tor zur Auvergne liegt nur 130 Kilometer entfernt am Fuße des 1465 Meter steil aufragenden Puy de Dome … den wir aber erst mal rechts liegen lassen. Wir queren die abwechslungsreiche Vulkanlandschaft und lassen uns zunächt am Lac de Val direkt am Fuß des Chateau de Val nieder, um im wahrsten Sinne des Wortes „runterzukommen“. Drückt uns die Daumen.
na dann viel Spaß in den weitläufigen Supermarches und gute pannenfreie Fahrt. Ich würde gern auch hier raus und würde sogar stundenlange Wartezeiten vor Supermärkten inkauf nehmen ;-)