Normandie im August mit dem Reisemobil

Mach Pläne und das Leben kommt dazwischen, die Details erspare ich uns und euch. Ergebnis jedenfalls: wir landen mitten in der französischen Feriensaison in der Normandie, Pösslchen, die Womokaters, Ray und ich, die wir diesmal statt Abenteuer nur Ruhe und Frieden mit Blick aufs Meer suchen, aber natürlich nix reserviert haben, weil – siehe oben und überhaupt. Da wir sonst immer in Vor- oder Nachsaison oder sogar im Winter hier sind, bleibt es natürlich trotzdem ein spannendes Unterfangen. Wird es zu stressig? Zu heiß für die Katzen? Für uns? Zu voll? Als Plan B haben wir immer noch ein paar regionale Naturparks im Inland in der Hinterhand, in Frankreich ist es ja fast überall gut auszuhalten. Aber ein bissl Meer wäre natürlich trotzdem schön.

Wir peilen das bereits im Winter bereiste Cotentin an, in der Hoffnung, dass die eher rauhe Küste etwas ruhiger als die üblichen Strand-Hotspots ist. Die Anreisetage sind brütend heiß, wir nehmen kurze Tagesstrecken unter Pösslchens Reifen und landen – nach dem obligatorischen Huy – erst mal an der Somme-Mündung, wo wir einen ersten Einblick bekommen, was August an Frankreichs Küsten bedeutet. Der zentrale Stellplatz in Le Crotoy, den wir versehentlich zuerst anfahren: ein Alptraum, weiße Womowand an weißer Womowand. Eigentlich wollten wir ja sowieso auf der anderen Seite den Platz hinter den Dünen, wo es etwas entspannter ist. Aber schon recht voll … für eine erste Übernachtung aber ok, und man ist mit drei Schritten hinter den Dünen am Meer (Bild des Platzes siehe Kopfbild).

Blick auf Somme-Bucht. Viel Sand, Ebbe, hinten Wasser und blauer Himmel
Somme-Bucht bei Ebbe. Von „Überlaufen“ abseits der Stellplätze nichts zu spüren
Schattenplatz mit Bäumen, hinten der Fluss, Picknick ausgebreitet auf Isomatte, ein Kater begutachtet die Szenerie.
Da die Pont du Normandie 6km Stau angesagt hatte, schwenken wir zur Pont de Tancarville um, wo man in der Umgebung prinzipiell schöne Picknickplätze am Fluss findet – Schatten war an dem Tag aber durchaus rar gesät und dringend nötig.

Die zweite Nacht landen wir – Honfleur und die Pont du Normandie weiträumig umfahren – in Bayeux, wo wir uns noch ein Kunstmuseum vorgenommen hatten. Außerdem war bei unserem letzten Besuch das Wetter auch eher so mäh … Der Stellplatz nördlich der Stadt auf dem Bauernhof ist auch gut gefüllt, bietet aber freundliche Stimmung, nette Patrons und sogar eine Sanitärhütte, also für 15 Euro eigentlich Campingplatzausstattung, inkl. hausgemachtem Cidre- und Gemüseangebot. Wir bleiben zwei Nächte und kommen von der Hitze erst mal etwas runter, auch die Katers akklimatisieren sich und chillen den ganzen Tag im hohen Gras rund ums Womo.

Womo-Stellplatz auf dem Bauerhhof nahe Bayeux. zwei Reihen auf Gras, in der Mitte ein breiter Weg.
Womo-Stellplatz auf dem Bauerhhof nahe Bayeux. Von hier führt ein Radweg direkt in die Stadt, etwa 3 km.

Es fühlt sich schon angenehm an, zur Abwechslung mal in einer belebteren, sommerlichen Atmosphäre im Land zu sein: Restaurants alle geöffnet, lange Öffnungszeiten, überall Musikangebote und anderes Sommerprogramm.

Aber dann endlich rüber nach Cotentin, wo wir ausgerechnet im „beliebtesten Dorf Frankreichs“ Saint-Vaast-la-Hougue landen: hier schlägt die Saison voll zu, wir bekommen so grade noch einen Platz für zwei Nächte in diesem wirklich klasse gelegenenen Ort mit Vauban-Festung, vorgelagerter Insel, Hafenpromenade, Strand und allerlei anderen Annehmlichkeiten. Der vorgelagerte Womo-Stellplatz, den wir vom Winter noch kennen, ist natürlich auch voll und macht mit seiner Parkplatzatmo – trotz besserem Blick auf die Festung – im Sommer echt keinen Spaß. Wir genießen jedoch die zwei Tage und versuchen unser Glück ein paar Kilometer weiter in dem schnuckligen Barfleur. Fehler: drei küstennahe Campingplätze und alle complet, désolé.

So wird das wohl nichts :-(

Doch, doch. Man muss es nur nicht ausgerechnet mit den beliebtesten Hafenstädtchen versuchen. Wir tasten uns vorsichtig weiter die Küste hoch, ignorieren die Park4night-Favoriten und beschließen, einfach den nächsten freien Platz zu nehmen. Eine kurze Verirrung auf einen superpiefigen Mobilhome-Camping mit nagelscherenkurzem Heckenschnitt und Friedhofsatmosphäre – wir ergreifen die Flucht, so verzweifelt sind wir jetzt auch noch nicht! Ein paar hundert Meter weiter … und das Glück ist uns hold.

Auf den ersten Blick hat der Camping du Sablon in dem winzigen Vicq-sur-Mer auch nur die typisch unspannenden Mobilhomes, und auf die Frage „ist was frei?“ muss Pascal sich erst mal auf seinen bejahrten Golfcaddy setzen und nachschauen … er winkt uns dann über den Platz auf einen Wiesenstreifen, wo wir uns zwischen anderen Womos und Vans niederlassen können. Viel los, aber hier liegt genau die richtige Stimmung in der Luft: eine hübsche kleine Strand(!)bucht unter Piratenflagge und abends manchmal Musik, aber immer Bier, Cocktails, Eis und Crêpes an der Snackbar;  natürlich auch Baguettes am Platz nach Vorbestellung. Hier lässt es sich aushalten (ein echter Tipp für Jo!). Spaziergänge entlang des Zöllnerpfades, Radtouren zu den nahegelegenen Caps, Festungen und Menhiren und Sonnenuntergang am Strand. Was will man mehr? Die Plätze leeren sich zur dritten Augustwoche hin, vielleicht wird es ja wirklich ruhiger, mal sehen.

angenehm verrostete Schilder an einer Bar: Place de l'Apero, Place du Camping, eine Muschel etc.
Hier bleiben wir
Abendstimmung am Strand, Grashalme mit kleinen Schnecken im Vordergrund, hinten das Meer
Ruhe

Die Temperaturen haben sich zum Glück auch etwas reguliert, so dass wir immerhin nicht den Stress haben, wegen der Katers unbedingt Schattenplätze zu benötigen (das wäre vermutlich wirklich schwierig hier oben). Der Abenteuerkater verschwindet auch prompt im Gebüsch und genießt es, aus seinem Versteck heraus die Welt zu beobachten. Die stundenlange Suche bis in die Nacht, als er aus welchen Gründen auch immer nicht zum Thunfischdosenklang nach Hause wollte oder konnte und wir ihn bei Vollmond dann aus der gegenüberliegenden Wiese pflückten, ist eine andere Geschichte …

Zwei Katzen mit Geschirren am Womo im Gras
Auch die Herren fühlen sich wohl

Vorläufiges, vorsichtiges Fazit nach einer Woche: es gibt sie noch, die guten Ecken, wir werden uns weiterhin abseits vermuteter Hotspots halten, machen wir sonst ja eigentlich auch. Drückt uns die Daumen!

 

Ein Kommentar

  1. Danke für den Tip. Vielleicht bekomme ich Emma ja doch noch mal auf die Straße. Dann würde ich es noch mal in Angriff nehmen: eine Tour immer an der Küste entlang. Immerhin ist die Normandie nicht so weit entfernt wie die Bretagne.
    Jetzt bin ich langsam auch im Urlaubsfieber. Ende nächster Woche geht es los nach Loctudy. Ich werde mich von dort mal mit ein paar Bildern melden.
    Dir, Ray und Katers noch schöne Zeit im “heiligen Land”
    GRZ aus Kölle
    JO

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