Das verlangsamte Reisetempo halten wir bei, es tut uns allen gut. Einen neuen schönen Punkt suchen und dort ein paar Nächte bleiben. Toulon umfahren wir, nach Stadt ist uns noch nicht. Zwei nicht so schicke oder völlig abgelegene Plätze lassen wir links liegen, deshalb ist schon Le Lavandou dran, genauer der Stellplatz am Plage de Cavalière unweit des „Cap Nègre“. Hier hat sich Camping-Car-Park (die Betreiber mit der Karte) einen netten Teil eines leicht terassierten Parkplatzes direkt hinter Küstenstraße und Strand geschnappt und einen Stellplatz draus gemacht, funktioniert wie immer gut, selbst wenn mal das Internet ausfällt oder die Schranke nicht will (zweimal seit Silvester vor der Ausfahrtschranke gestanden, beide Male Top-Telefonsupport und unmittelbae Hilfe. Und da der Parkplatz um die Jahreszeit praktisch leer ist … top. Ein großes altes Niesmann-Bischoff-Womo hat sich hier anscheinend für die Überwinterung oder auch länger eingenistet, mit Pavillon, Möbeln draußen usw. – könnte mir auch fast gefallen.
Ein paar Schritte zum Sandstrand, die Sonne kommt richtig raus, was natürlich zwingend dazu führt, dass ich am zweiten Tag direkt aus dem Womo mal kurz die Paar Schritte zum Meer sprinte und ein paar Züge schwimmen muss (no pics).
Mit den Rädern gondeln wir ein wenig durch die Dörfer, dann geht der Blick weiter nach Westen: Da rund um St. Tropez keinerlei Stellplätze oder Campingplätze zu finden sind, wollen wir „einfach“ mal reinfahren, irgendwo parken, 1-2 Stunden spazieren und dann weiterfahren. Allerdings haben wir die Rechnung ohne die St.-Tropezianer gemacht, die einfach keine Womos in ihrem Ort haben wollen. Eine riesige Parkplatzfläche am Hafen, maximal zu 20 % gefüllt, und alles abgedengelt oder für uns unzugänglicher Busparkplatz. Sonstige Parkplätze am Straßenrand – alles voll. Zwei Runden, dann schlängeln wir uns genervt wieder raus und um die Bucht herum hinter Sainte Maxime, das bei der Durchfahrt auch schon recht vielversprechend aussieht. Wir landen auf einem Vier(!)-Sterne-Platz in Roquebrune-sur-Argens, der in Park4Night noch als Objekt mit „fünf Stellplätzen für Womos“ vermerkt war. Man hat hier die Wahl zwischen zwei direkt nebeneinanderliegenden Plätzen: einmal einen echten Stellplatz „chez Marcel“, der nicht zum „Paradis“ gehört und eher eingezäunten Parkplatzcharme versprüht und dann der maximal zu 20% besetzte Campingplatz, wo riesige Parzellen unter Palmen unser und der Katers Herz erfreuen. Nicht der übliche Viersterne-Schnickschnack, der uns meist abstößt, sondern einfach nur liebevoll gemacht. Kostet natürlich inkl. Strom, Katers, Baguettservice und Kurtaxe so an die 37 Euro die Nacht, aber das ist es auch wert. Und auch hier nur ein paar Schritte bis zum Meer, vom Platz aus sogar unter der Küstenstraße hindurch.


Von hier aus geht’s in eine Richtung mit dem Fahrrad nach Sainte Maxime, in der leisen Hoffnung, dass das Boot nach St. Tropez schon fährt, was natürlich nicht so ist. Ray ist doch irgendwie ein ganz kleines bisschen auf die großen Namen hier unten fixiert und verspürt ein leises Bedauern, aber Sainte Maxime hat auch seine schönen Seiten und mich kann St. Tropez erhrlich gesagt mal.
In die andere Richtung liegt Fréjus, und hier zum ersten mal wieder etwas richtigen historischen Kleinstadtcharme und nicht „nur“ Strandpromenade, Hafen, Strand und Sonne (keine Beschwerde!). Fréjus hätte noch einiges an römischen Ruinen zu bieten gehabt, wir konzentrieren uns auf die Innenstadt und genießen die romanische Kathedrale Saint-Léonce und die Gastronomie. Ein zufällig für uns aufgebauter Wochenmarkt und ein Hafenspaziergang rundet das Ganze ab.
Bei dieser Aufzählerei der Orte vergisst man leicht, dass allein schon die Radtouren entlang der Küste reines Vergnügen sind. Die Radwege sind hier super ausgebaut (mal ein paar Wurzeln im Asphalt außen vor), teils oberhalb der Küstenstraße durch vermutlich stillgelegte Kleinbahnstrecken mit tollen Ausblicken aufs Meer. Oder, Richtung Fréjus, zwar unten an der Straße, aber schön separat und auch Blick übers Meer. Ich krieg das Grinsen nicht aus dem Gesicht.
