Einmal Batterie laden bitte – so könnte diese Reise auch überschrieben sein. Unser traditioneller Reset ist ja eher über Weihnachten und Silvester, was zum Jahreswechsel 2024/25 aus diversen Gründen diesmal nicht ging, nur die kleine Tour in die Ardennen war drin. Die zwei Wochen Resturlaub mussten deshalb im Januar dran glauben. Und ob man’s glaubt oder nicht, die Entfernung in die Bretagne und an die Küsten Südfrankreichs ist auch mehr oder weniger gleich, und deshalb zog es uns diesmal eher in den Süden, um einerseits mal wieder ein neues Stück Frankreich kennenzulernen und andererseits ein paar Wärmegrade mehr zu genießen. Und natürlich „St. Tropez, Cannes, Nizza … irgendwas davon wollte ich immer schon mal sehen“, hieß es von Ray. Ich lasse mich nicht lange bitten und suche uns ein paar schöne Winterplätze aus. Das ist hier unten um einiges leichter als im Norden, weil das Konzept „Überwintern im Süden“ jetzt insbesondere an der Côte d’Azur nicht unbedingt neu ist ;-) und sich der Tourismus zumindest in Teilen drauf eingestellt hat. Also halten wir es mit den Ents:
Nach Süden geh‘ ich immer gerne. Irgendwie hat man das Gefühl, man geht bergab
Die Route führt uns am ersten Tag noch in eisiger Kälte via Luxembourg (tanken) nach Beaune, ein charmanter Tipp von H., der den Wohnmobilstellplatz von seinen eigenen Reisen kannte. Dieser ist nur ein großer, ordentlicher Parkplatz, liegt aber dafür fußläufig zu der sehr charmanten Innenstadt von Beaune, einem Zentrum des Weinanbaus im Burgund. Hier hieß es noch Mütze und Handschuhe auspacken, aber es war ja nur die Durchreise. Die Autoroute du Soleil ruft! Gewohnheitsmäßig nehmen wir die deutlich kürzere Innenstadtdurchfahrt durch Lyon und merken dabei, dass es vielleicht doch eine gute Idee gewesen wäre, sich mal mit der Crit´Air-Vignette auseinanderzusetzen. Es ging noch mal gut, und wir bestellen sie gleich darauf.
Ab da ging es dann wirklich bergab, und als der Mont Ventoux seitlich endlich ins Blickfeld kam, war alles gut. Die Luft wurde schlagartig wärmer, die letzten Kilometer bis zur Küste und um Marseille herum zogen sich etwas, aber dann: La Ciotat kurz hinter Cassis war unsere erste Station, wo es einen herrlich aus der Zeit gefallenen Campingplatz gibt, der winters geöffnet hat. Wir waren reichlich durch und müde, weshalb ich den Scherz des Patrons nur schwer verdauen konnte: „nous sommes complet“ – in Wirklichkeit waren wir vielleicht ein halbes Dutzend durchreisende Womos auf einem großen Platz verteilt und noch mal so viele Dauer- oder Wochenendcamper. Perfekt: ein einzelner Stellplatz mit direktem Meerblick und reichlich Auslauffläche für die Katers – hier bleiben wir erst mal und kommen runter.

Es gibt hier die so genannten Calanques und theoretisch auch die Möglichkeit, sie bis Cassis auf einer Panoramastraße zu befahren. Neuerdings ist die Strecke wohl am Wochenende nur für Fußgänger und Fahrräder reserviert; wir lassen es erst mal ruhig angehen, genießen das Örtchen und die kleineren Routen rund um das Hafenbecken und die beiden Felsformationen, die man vom botanischen Garten aus erreicht. Die Blicke sind schon hier einfach nur wohltuend.
La Ciotat hat alles, was man fürs erste braucht: Strandpromenade, bissl Kultur und historische Innenstadt, Märkte, Hafen, Natur drumherum. Und hier wurde einer der ersten Filme überhaupt – Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat der Gebrüder Lumière zur Aufführung gebracht. Nicht zuletzt wird das Hafenbecken von riesigen Werftkränen dominiert: Hier wurden schon seit dem 19. Jahrhundert Frachtschiffe produziert und damit an die 3500 Werktätige in Lohn und Brot gebracht – inzwischen ist man aber anscheinend auf die Yachten der Menschen mit dickem Portemonnaie spezialisiert. Auch ein Transformationsprozess, passt ja irgendwie in die heutige Zeit.
Fazit für die ersten Tage: Camping Santa Gusta eine echte Empfehlung, aber aufpassen beim schwungvollen Rausfahren – Platz ist eigentlich genug, aber Pösslchen hat sich spontan ein bissl Blech-Aua am Steinmäuerchen gezogen. Und unbedingt die Fahrräder oder E-Bikes mitnehmen!
Die nächsten Tage ziehen wir weiter Richtung Osten die Küste entlang.