Ende Juli 2006 zog die bewährte Truppe Maria, Ute und Jo wieder los, die Bretagne zu bereisen. Irgendwie zieht es uns jedes Jahr dort hin. Man könnte sagen, dass wir Langweiler seien, immer die selben Orte anzusteuern. Aber es ist einfach unsere große Liebe: Einmal dagewesen, immer wieder kommen.
Die Urlaubszeit ist leider begrenzt. Daher besuchen wir meist nur wenige Orte, an denen wir verweilen. Dieses Jahr waren es Plovan (ist ein unbedingtes MUSS), Brignogan-Plages, Roscoff, Cap Frehel und St. Benoit des Ondes.
Vor der Ankunft in Plovan liegt bekanntlich die Anreise. Immerhin 1.000 km für unseren Bus Loretta mit satten 60 PS.
Wir waren alle von unserem Arbeitstag müde, aber wir schafften es noch, uns bis auf französisches Terrain durchzuschlagen, um dann ein Schläfchen auf einem Parkplatz abzuhalten.
Am nächsten Tag nach Kaffee und kurzer Morgentoilette ging es dann weiter.
Plovan:
Der ehemalige Campingplatz des Ortes existiert in seiner damaligen Form leider nicht mehr. Aber es ist Wohnmobilisten immerhin erlaubt auf einem eigens eingerichteten Platz zu stehen.
Im Gegensatz zu unserem letzten Besuch wollte uns auch niemand mehr dort nachts vertreiben. Der Aufenthalt ist jetzt unbegrenzt gestattet. Ausgerüstet mit Toiletten, einem Telefonhäuschen und Müllcontainern kann ein nicht allzu anspruchsvoller Camper hier glücklich werden.
Brignogan-Plages:
Nach langen Wetterdiskussionen hatten wir uns in Plovan darauf geeinigt die nördliche Route zu fahren, die uns hinsichtlich Rückfahrt einige Kilometer sparen sollte. So suchten wir auf der Michelinkarte an der Nordküste nach den verheißungsvollen grünen Markierungen, die landschaftlich schöne Strecken verheißen. Wir entschieden uns für den Ort Brignogan Plages, der nicht weit westlich von Cap Frehel liegt, das wir auch aufsuchen wollten.
Der erste Eindruck vom Campingplatz war nicht begeisternd. Wir wünschten uns einen Platz mit Aussicht aufs Meer, den gab es dort nicht. Immerhin erwischten wir eine Parzelle, von der aus man nach kurzem Fußmarsch den Strand errreichen konnte.
Der wunderschöne Strand allerdings ließ uns unsere Enscheidung allerdings revidieren. Wir blieben einen weiteren Tag. Die Küste mit ihren vielen winzigen Inseln und Felsen im Meer hatte einen malerischen Reiz. Trampelpfade am Ufer entlang luden zu langen Spaziergängen ein. Maria hatte bei einem ausgedehnten Spaziergang einen anderen Campingplatz erspäht (Camping du Phare), der sogar Sicht aufs Meer bot. Aber für einen Umzug waren wir doch zu bequem. Allerdings mußten wir unsere vorgebuchte Parzelle noch tauschen, es sollten ja noch andere Camper kommen. Auf die haben wir dann allerdings vergeblich gewartet und hätten uns die Umräumerei sparen können.
Beim ersten Gang über den Wall zum Strand kam mir der Verdacht ich hätte Hundesch…. am Schuh. So ließ der Geruch vermuten. Falsch, der Geruch kam von gegenüber aus der Bucht. Dort hatten wir bei einer Hotelanlagenbesichtigung schon ein Rohr ausgemacht, das in die Bucht lief. Offensichtlich wurde dort kein Parfüm eingeleitet. Je nach Wind und Wasserstand bekam man an unserem Strand seinen Teil davon ab. Am zweiten Tag war davon nichts mehr zu bemerken.
Auf jeden Fall ist Brignogan Plages einen Besuch wert. Beim nächsten mal vielleicht der Besuch auf dem Campingplatz am Leuchtturm.
Roscoff:
Die Korsarenstadt Roscoff (bretonisch Rosko) ist eine französische Hafenstadt im Département Finistère in der Bretagne. Sie liegt auf einer Halbinsel in der Bucht von Morlaix. Ihr gegenüber liegt die Insel Île de Batz.
In jedem Jahr wird in Roscoff Ende August die einheimische rosa Zwiebel (genannt Johnnie) auf Märkten, Kochwettbewerben und diversen Kunstformen gefeiert. Früher war Roscoff ein wichtiger Umschlagplatz für diese Zwiebeln, die nach England verschifft wurden. Der Hafen ist Ziel und Ausgangspunkt für Fähren über den Ärmelkanal. Über diese erreicht man auch die nahe gelegene Île de Batz.
Unser Aufenthalt in Roscoff war eher zufällig. Da wir aber nun mal hier waren, haben wir uns ein wenig umgeschaut. Maria entdeckte denn auch direkt eine Ausstellung zum Thema Geologie (ihrer geheimen Passion) in einem reizenden kleinen Haus, das wie eine Kapelle aussah. Jo machte es sich draußen gemütlich und bestaunte die stählernen Skulpturen davor, während Ute ihre Scheckkarte aus dem Bus holte um Geld abzuheben.
Bei einer weiteren Reise sollte man sich die Zeit nehmen diesen Ort etwas genauer zu erkunden.
Cap Frehel:
Nach Brignogan-Plages war es schwer, den Eindruck von schönen Ecken in der Bretagne für die Mädels zu toppen. Hatte Jo doch so von Cap Frehel geschwärmt, wo es einen Camping Municipal gäbe mit einzigartigen Plätzen in den Dünen mit direktem Meerblick. Bei früheren Besuchen mit seinem Sohn Sebastian hatten sie einen Platz direkt oberhalb der Bucht ergattert. Traumhaft in einer kleinen Senke völlig für sich gelegen. Es gab dort nicht die typischen Parzellen. Innerhalb des riesigen Geländes konnte sich jeder einen Platz suchen wo er wollte. Eine weitere Attraktion waren die gigantischen Glühwürmchen (ich kann mich in diesem Jahr an keine erinnern) von denen Angela heute noch schwärmt. Spannweiten von knapp einem Meter und mehr waren bei ihr damals üblich. Echte Albatrosse der Insektenszene also. Na ja … wer Angela kennt.
Dieses Jahr schien sich die ganze Urlaubswelt in Cap Frehel zu treffen. Der Campingplatz jedenfalls erweckte den Anschein. Da war nichts mit einem Platz mit Meeressicht. Wir konnten froh sein, einen Platz an der Straße zu bekommen. Immerhin wurden morgens dort aus einer motorisierten Bäckerei frische Baguette geliefert. Der Aufenthalt am Strand entschädigte jedoch, war er doch immer noch derselbe wie vor Jahren.
Erwähnenswert ist noch das Schlemmerparadies im vorderen Teil des Platzes. Dort gab es Einkaufsmöglichkeiten und eine Art Biergarten, wo man sein Bierchen und auch alle anderen Arten von Genüssen bestellen konnte. Wir buchten einen Abend (eigentlich wollten wir Muscheln bestellen, trauten jedoch den Umständen bez. Lebensmittelbevorratung nicht) eine riesige Pizza. Mit ca. 2 Stunden geplanter Wartezeit konnten wir sie dann fast minutengenau beim Pizzabäcker abholen und uns darauf stürzen.
Hoffen wir, dass bei einem weiteren Besuch der Besucherandrang nicht ebenso krass sein möge wie in 2006.
St. Benoit des Ondes:
Dieser Ort war quasi die letzte Station unserer Reise, bevor es wieder in Richtung Heimat ging. Ab Mt. St. Michel wollten wir die Küste verlassen und im Landesinneren den kürzesten Weg nachhause wählen. So bot St. Benoit eine letzte Gelegenheit noch am Meer zu verweilen. Auch wenn es eine aufregende Küste wie in Plovan vermissen läßt – das Meer hier scheint keinen Mut zu haben sich in Ufernähe blicken zu lassen – ist es dennoch ein nettes Städtchen mit einigen Lokalitäten, die es symphatisch machen. Beispielsweise die Patisserie direkt gegenüber dem Campingplatz, die uns mit frischem Baguette und Pain au Chocolat versorgte.
Bei einem Spaziergang und auf der Suche nach einem netten Lokal, entdeckten wir, dass es sich nicht um einen typischen “Straßenstrich” (nach eigener Definition kleine Orte, die aus wenigen Häusern entlang der Straße bestehen) handelte, sondern mit einem Ortskern mit eigener Kirche etc..Ein echter Hingucker ist der Rest einer alten Mühle direkt an der Straße gelegen.
Ortsfest auf der Uferwiese.
Am ersten Abend wollten wir endlich unseren lang gehegten Wusch nach Muscheln mit Fritten verwirklichen. Nachdem wir meilenweit die Straße nach einer günstigen Lokalität abgelaufen waren, ließen wir uns auf der Terasse eines kleinen Restaurants nieder, das gut besucht war. Allerdings schenkte man uns auch nach längerer Wartezeit keine Aufmerksamkeit. Die Bedienung schien völlig ausgebucht. Wir wechselten darauf einfach die Straßenseite auf eine Wiese, wo eine Art Volksfest statt fand. Das war die beste Idee des Abends. Maria kam direkt mit einem Bretonen über die Weltmeisterschaft ins Gespräch und wir erfuhren, dass es keine Fritten mehr gäbe. Da zog gerade einer mit sieben Portionen los, die die letzten waren. Dafür kostete die Portion Muscheln lediglich 2 Euro und das Bier ebenfalls. In netter Atmosphäre und mit bretonischer Musik beschallt schlabberten wir gemütlich unsere Muscheln. Der Abend war gerettet.
Auch die Invasion der italienischen Mafiacampingflotte löste sich schon am folgenden Morgen auf. Die erste Phalanx, die uns den Blick auf das Meer blockierte, hatte sich schon unauffällig im Morgengrauen davongestohlen. Unsere Familienclans neben uns folgten ihnen noch am Vormittag. Genießen konnten wir das neue Platzangebot nur kurz, da wir selber auch am Nachmittag schon aufbrechen wollten.
Unsere letzte Besuchsstation sollte der Mt. St. Michel werden. Auch wenn er inzwischen als reine Touriefalle verkommen ist, bleibt sein Reiz als außergewöhnliches Bauwerk erhalten und ein Besuch lohnt sich eigentlich immer.
Mont Saint Michel:
Normalerweise ist der Mont Saint Michel auf Jo’s Bretagnereisen immer der erste Anlaufpunkt. Ist er doch ca. 780 km von Köln entfernt und fordert zur ersten ausgedehnten Rast auf. Hatten wir ihn auf dem Hinweg schon quasi links liegen lassen, wollten wir doch wenigstens auf dem Rückweg einen Blick auf ihn werfen. Allerding war es schon Abend und die geforderten Parkgebühren taten den Rest, um uns denn schnell wieder zu vertreiben. Ein kurzer Stop um ein Foto zu schießen und schon ging es weiter in Richtung Heimat.
Auch wenn der Berg fest in den Händen der Touristenströme ist, so ist ein Besuch in aller Ruhe eine Empfehlung wert. Wenn man abseits der Menschenlawinen kleinere Gassen betritt, kann man reizvolle bewohnte Häuser und liebevoll angelegte Gärten entdecken. Es gibt auch immer wieder Ecken, die man sich mit nur wenigen Besuchern teilt, wo man Ruhe und Besinnlichkeit und einen großartigen Ausblick über die Bucht des Mt. Saint.Michel genießen kann. Wer mehr Informationen zu diesem beeindruckenden Weltkulturerbe sucht, findet bei Wikipedia lesenswertes Material.
Wir jedenfalls verließen an diesem Tag den Berg und machten uns durchs Landesinnere auf den Weg nach Köln. Das Ende des Urlaubs!