Ein Reisebericht von Edith & Horst Klütsch
Pünktlich am 31. August gegen 10:00 Uhr fahren wir vom Wohnmobilstellplatz in Erftstadt ab.
Unsere erste Tagesetappe ist die mittelalterliche Stadt Stromberg, zwischen Koblenz und Bingen gelegen. Die Stromburg selber kann leider nicht besichtigt werden denn dort residiert der bekannte Sternekoch Johann Lafer mit einem Restaurant und einem Hotel. Die Preise sind entsprechend: Die Zimmer kosten je nach Größe zwischen 200 und 300 Euro, die Turmsuite gar 400 Euro pro Nacht.
Auch das Essen im Resto ist uns zu teuer, ein Wiener Schnitzel mit Kroketten schlägt da pro Portion mit 35 Euro zu buche – Da sind wir doch froh, daß wir in unserem Woni selber kochen können.
Am 01. September sollte es eigendlich weiter gehen doch als wir morgens starten wollen gibt es erst mal lange Gesichter – Unser Vorderreifen links ist platt. Wollte da vielleicht jemand unsere Wegfahrt nach Griechenland sabotieren?????? Doch schon kurze Zeit später ist der Schuldige gefunden. Um die Reifen selber reparieren zu können haben wir sogenannte Sprengringfelgen die aus drei Teilen bestehen. Da wir diese schlauchlos fahren, müssen die drei Teile mittels eines Dichtungsringes abgedichtet werden, und eben dieser Dichtungsring ist undicht geworden. Die Reparatur des Rades nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, der Dichtungsring wird ausgetauscht und schon gegen Mittag können wir unsere Fahrt fortsetzen.
Am frühen Abend erreichen wir dann ohne weitere Probleme den Ort Istein kurz vor der Schweizer Grenze. Hier übernachten wir auf dem Friedhofsparkplatz nahe der Felsenkapelle. Diesen Platz haben wir schon oft angefahren wenn unsere Tour Richtung Süden geht.
Am 02. September ist die Durchquerung der Schweiz angesagt. Wir legen dies bewusst auf einen Sonntag, denn zum einen gibt es am Sonntag ein absolutes LKW – Fahrverbot ohne Ausnahmen und zum zweiten sind dadurch die automatischen Wiegecomputer in den Tunneln (wir fahren durch den Gotthard) abgeschaltet. Sicher ist sicher …
Ohne weitere Zwischenfälle sind wir am Nachmittag in der italienischen Stadt Turate, auch hier kennen wir schon seid vielen Jahren einen geeigneten Übernachtungsplatz im dortigen Industriegebiet.
Der 03. September soll uns dann zum Stellplatz in Classe nahe Ravenna bringen. Hier wollen wir einige Tage verbringen bevor es weiter nach Ancona geht. Bereits früh am Morgen, kurz nach sieben Uhr fahren wir los um noch vor dem einsetzenden Berufsverkehr die Millionenmetropole Milano zu umfahren, die etwa 30 Km entfernt ist. Leider haben zehntausende italienische Autofahrer offensichtlich die selbe Idee – S T A U. Wir haben Glück im Unglück und kommen so leidlich vorwärts, hinter Mailand rollt dann der Verkehr in gewohntem Maße. Schon seit Tagen verfolgen wir im Radio die Wettermeldungen, die für Norditalien ein Tiefdruckgebiet vorhersagen. Leider erweist sich diese Prognose als wahr. Sintflutartiger Regen und teilweise überflutete Fahrbahnen machen ein Weiterkommen zur Qual. Zu allem Überfluss spinnt auch noch unser Navi und schickt uns zwei mal um den Autobahnring von Bologna im Kreis herum. Trotz allem sind wir am frühen Nachmittag auf dem Stellplatz in Classe der großzügig angelegt ist und eine moderne Ent- bzw. Versorgungsstation hat, das alles kostenlos.
Am frühen Abend kündigt sich dann plötzlich ein Gewitter an und während wir noch überlegen, ob es sich überhaupt lohnt die Dachluken zu schließen haben wir nur wenige Sekunden später Weltuntergang. So schnell können wir garnicht alle Fenster und Luken schließen und so bekommt unser Bett erst mal eine gehörige Portion Wasser ab. Sintflutartiger Regen, Hagelkörner und wilde Sturmböen lassen unser Fahrzeug schaukeln als wären wir schon auf dem Schiff. Wir sind uns später sicher, daß wir ein solches Unwetter in all den vielen Jahren noch nicht erlebt haben. Nach etwa 30 Minuten ist alles vorbei. Ein Blick aus dem Fenster zeigt, daß unser Stellplatz derzeit ein See ist aber uns und den anderen Wohnmobilen nebst Besatzung ist nichts passiert. Die umliegenden Häuser und Gärten hatten nicht so viel Glück: Abgeknickte Bäume, verbogene Antennenmaste und überflutete Gärten machen einen Feuerwehreinsatz erforderlich der bis zum späten Abend andauert. Ausserdem hat ein Blitz ins nahe Umspannwerk eingeschlagen und die daraus resultierende Folge ist ein Totalausfall der Straßenbeleuchtung in den nächsten zwei Tagen.
Auch die Kathedrale von Classe, sonst in der Nacht immer schön angestrahlt liegt die nächsten 48 Stunden im Dunkeln.
Leider regnet es auch am Dienstag und Mittwoch, so daß unsere Außenaktivitäten sich nur auf kurze Ausflüge zwischen den Regenschauern
beschränken.
Donnerstag den 06. September geht es dann noch mal 130 Km weiter nach Ancona wo unsere Fähre nach Griechenland um 17:30 Uhr ablegt. Auch hier während der Fahrt nur wieder Regen, Regen, Regen – aber wir halten durch – Griechenland wir kommen!
Teil 02: Ankunft in Griechenland und Touren im September
Pünktlich am 07. September verlassen wir nach einerruhigen Überfahrt unser Fährschiff “Superfast VI” im Hafen von Igouminitsa. Waren in den früheren Jahren die Fährschiffe ausgebucht bis zum letzten Platz, so sind in diesem Jahr kaum Fahrzeuge auf dem Schiff. Wo sich sonst auf dem Campingdeck bis zu 300 Fahrzeuge aufreihten sind diesmal gerade mal 20 Camper an Bord. Auch die anderen Decks sind so gut wie leer, PKWs und LKWs verteilen sich auf den restlichen Deck`s, höchstens 300 Stück an der Zahl, dabei kann dieses Fährschiff über 1000 Fahrzeuge und 2000 Personen transportieren. Später hören wir von anderen Reisenden, das die Fahrten von den Reedereien einfach umgebucht und zusammen gelegt wurden und die dadurch entstehenden Abfahrtsverzögerungen von bis zu 2 Tagen muss man dann einfach in Kauf nehmen. Wohl dem, der Zeit genug
hat …
Unseren ersten Halt machen wir an einer Tankstelle, etwas außerhalb von Igouminitsa. Hier sind die Preise für Diesel mit 1,56 Euro niedriger als in Italien mit 1,85 Euro und bei fast 300 Litern die ich tanke sind das schon rund 90 Euro Ersparnis. Anders sieht das bei unserem Smarti aus, mit 35 Litern Tankkapazität fällt dann der Unterschied beim Superbenzin und fast gleichen Preisen kaum ins Gewicht.
Schon auf dem Schiff haben wir bemerkt, daß schon wieder ein Reifen Luft verliert, diesmal hinten links. Deshalb müssen wir wohl als nächstes zum Reifenflicken in eine Werkstatt. Vorher machen wir aber noch beim MB 100 einen Zwischenstopp. Der MB 100 ist eine fahrbare Kantina, etwa 50 Km hinter Igouminitsa, der aber immer nur an der gleichen Stelle steht und dort seine leckeren Speisen verkauft. Wir kennen ihn schon seid vielen Jahren und sollten wir in der Nähe sein ist ein Besuch beiihm schon fast Pflicht. So fällt auch diesmal die Wahl auf seine leckeren Souvlaki mit frischem Brot. Während wir dort unter Pinien mit Blick auf`s Meer sitzen, beobachten wir, wie die anderen Gäste schon munter Ouzo trinken – wir haben gerade mal 11 Uhr.
Jetzt trennen sich die Wege von Edith und mir. Während Edith direkt mit dem Smarti nach Vonitsa zu unserer Traumbucht fährtmache ich einen Umweg über Preveza um unseren Reifen reparieren zu lassen. Ein Reifendienst ist schnell gefunden und die Ursache ebenfalls, wieder ist ein Dichtungsring undicht geworden. Sofort wird ein neuer aufgezogen und dabei die Felge samt Sprengring entrostet. Nach einer Stunde ist die Arbeit erledigt und auch ich steuere jetzt unsere Traumbucht in Vonitsa an. Zu unserem Erstaunen ist die Bucht menschenleer, keine Wohnmobile, nur einige abgestellten Wohnwagen, die von den Griechennur während ihrer Urlaubszeit genutzt werden. Auch das sah in den vergangenen Jahren anders aus, bis zu 20 Wohnmobile aller Nationalitäten haben wir hier schon gezählt. So genießen wir dann unsere Einsamkeit undrichten uns ein. Die Temperaturen liegen tagsüber zwischen sonnigen 25 und 30 Grad und auch die Wassertemperatur ist mit 26 Grad nicht wirklich erfrischend. So stehen wir dann nur 10m vom Meeresufer entfernt und springen das erste Mal in die warmen Fluten.
Die Taverne hier in der Bucht hat leider heute den letzten Tag geöffnet. Eine schlechte Saison, berichtet uns der Besitzer Thoma. In diesem Jahr waren kaum Wohnmobile hier und die wenigen Griechengrillen lieber selber und trinken abends höchstens mal ein Bier, es fehlt das Geld. So lassen wir`s uns heute richtig gut gehen und bestellen gegrilltes Kotelett, dazu Bauernsalat mit Schafskäse und das obligatorische frische Brot.
Die nächsten Tage verbringen wir nur mit Faulenzen und Schwimmen im Meer und tatsächlich haben sich auch noch einige Wohnmobile hierher verirrt. Ein Internetcafe ist auch schnell gefunden, im nahen Vonitsa auf der Hafenmeile gibt`s das Speetycafe mit WLAN und gesichertem Zugang. Das Paßwort ist dann aber schnell gefunden, dem Besitzer fiel nichts besseres ein als die Zahlenfolge 12345678. Der Internet – Wetterbericht verheißt für die nächste Tage mieses Wetter. Von Freitag bis Sonntag soll es ein Unwetter mit Starkregen und heftigen Gewittern geben. Leider behalten die Wetterfrösche diesmal recht, am Donnerstag gegen Abend verfinstert sich der Himmel und ein heftiges Gewitter mit Sturmböen zieht über uns hinweg. Ediths Wasserschuhe sind das erste Opfer, sie werden von einer kleinen Windhose erfasst und ins Meer geschleudert,können aber später von mir unter “heldenhaften Schwimmeinsatz” von dennahen Felsen gerettet werden. Der Lohn der Mühe, zahlreiche Seeigelstacheln in meinen
Füßen, die Edith anschließend “herausoperieren” muß. Bei den Griechen bzw. ihren abgestellten Wohnwagen waren die Schädenschon größer.
Abgerissene Dachluken, zerrissene Vorzelte und zahlreiche ins Wasser gewehte Gegenstände waren die Folge. Auch hier hatten wir alle Hände voll zu tun um alles einzusammeln und es an den richtigen Wohnwagen zu deponieren.
Freitag und Samstag schüttete es dann wie aus Eimern. Eins der Wonis, ein Kastenwagen aus München verliert die Nerven undwill unbedingt weg. Doch der Untergrund ist nur noch eine Matschpampe und schon nach wenigen Metern steckt er fest. Meine Bereitschaft, ihn herauszuziehen, hält sich in Grenzen. Schon hundertfach haben wir in denletzten Jahren andere Wohnmobile befreit, die sich durch ihre Leichtsinnigkeit und ihr fahrerisches Unvermögen in Sand, Schlamm oder Schnee festgefahren haben. So gebe ich dann erst mal die Sandbleche heraus und erkläre dem Fahrer wie sie gehandhabt werden und wie er sich damit am besten aus dem Schlamm befreit. Aber auch hier haben wir wieder ein Prachtexemplar an Dummheit. Obwohl die Sandbleche nur 1,5m lang sind gelingt es ihm immer wieder, durch extremen Lenkeinschlag!!! seitlich daneben zu fahren.
Es ist zwecklos, wir rufen einen Freund an und schon 20 Minuten später steht ein Traktor hier und zieht den Bazi raus (für20 Euro). Ein zweites Wohnmobil will nun ebenfalls weg und schafft die Schlammpassage einwandfrei, ohne Traktor. Na bitte – Geht doch.
Sonntag gab es nur noch vereinzelte Schauern und seid Montag haben wir wieder schönes Wetter pur, auch die Temperaturen liegen wieder bei 28 Grad. Um uns selber für die geleistete Arbeit zu entschädigen, gehen wir Sonntagabend auf der Hafenmeile griechische Pizza essen. Ein Ausflug auf die nahe gelegene Insel Lefkas bringt kaum neues, zu oft sind wir hier schon in den Fußgängerzonen herumgelaufen. Lediglich das Angebot ist noch viel touristischer geworden und der neue Yachthafen mit seinen hunderten von Booten ist auch fertig. Wir finden schließlich noch einen Lidl und frischen unsere Vorräte an Lebensmitteln auf.
Auch die Katzen haben uns natürlich hier gefunden. Ein roter Kater den wir Djiego nennen und eine graue Katze der wir den Namen Seppi geben. Beide kommen jeden Tag ihre Ration an Katzenfutter abholen und gelegentlich fällt auch ein weiteres Leckerli ab.
Gegen Ende des Monats kommen noch Freunde aus Deutschland und besuchen uns in “unserer Bucht”. Leider können sie nur einen Tag bleiben weil sie Montags jemand in Patras von der Fähre abholen wollen um dann gemeinsam mit ihm auf die Peloponnes zu fahren. Macht nichts – Wir werden uns irgendwann im Oktober wiedersehen wenn auch wir uns weiter Richtung Süden bewegen und unser Winterlager aufsuchen.
Die letzten Tage im September gibt das Wetter hier in Vonitsa noch mal richtig Gas. Tagsüber liegen die Temperaturen über 30 Grad, in der Nacht fällt das Thermometer nicht unter 23 Grad und natürlich springen wir immer noch mehrmals am Tag ins 24 Grad warme Meer des ambrakischen Golfes. Ja, das Camperleben hier in Griechenland ist schon hart …
Schööööööön … !
ich würd mir ja an dieser Stelle als Technikinteressierter viel mehr Infos über das interessante WomMo der Extraklasse wünschen. So ein echtes Expeditionsfahrzeug sieht man nun mal nicht alle Tage.
Liebe Familie Klütsch: Mehr davon!
Stimmt, das habe ich mich auch gefragt, was das für ein Fahrzeug ist.
Hallo, bin bei der Suche nach Stellplätzen auf Eure Seite gestossen. Tolle Berichte, waren schon desöfteren mit dem Womo in GR, aber Schildkröten haben wir noch nie gesehen.
Grüße aus A