Den Regentag in Turda nutzten wir, um die Saline Turda zu besichtigen – beeindruckender unterirdischer Zirkus für die ganze Familie, aber nicht genug für einen Blogbeitrag … und reisten dann die paar Kilometer weiter nach Cluj-Napoca, zu deutsch Klausenburg und – tusch – eine Partnerstadt von Köln. Nachmittags querten wir die zweitgrößte Stadt Rumäniens schon mal auf der Suche nach einem Kaufland (der hat das beste Brot), und zogen dann 18 km weiter raus nach Gilău auf einen wieder mal niederländisch geführten Campingplatz. Dieser liegt leider an einer der Durchgangsstraßen, ist aber ansonsten ok. Nichts Besonderes, aber alles was man braucht, inklusive VE, Strom, Pool etc. Es gibt noch einen Platz näher am Zentrum, aber Ray wollte unbedingt zum Holländer …
Strom brauchten wir bis auf den ersten Tag mit der Kühlschrankzickerei übrigens noch überhaupt nicht, und ist hier auch vergleichsweise teuer (also so um die 2-3 Euro pro Nacht). Unsere neuen Platten auf dem Dach (sowie regelmäßiges Fahren) sorgen dafür, daß die Akkus immer voll sind.
Der nächste Tag war wieder himmelblau und wir gönnten uns einen Sommertag in der Stadt. Die Gurkerei mit dem Womo in die Innenstadt inkl. Parkplatzsuche ist sicher nicht jedermanns Sache, war aber noch im Rahmen, wir standen am Straßenrand in der Nähe des Stadions.
Cluj-Napoca ist eine Universitätsstadt, und das macht ihren Reiz und ihr Leben aus. Überall Bibliotheken (leider in den Ferien alle geschlossen), nette Cafés, Graffitis (politische und künstlerische) und viele junge Leute. Nicht ganz so provinziell und museal wie Timisoara, etwas mehr Action. Das Zentrum ist natürlich voll von prachtvollen Bauten und Denkmälern. Wir beschlossen, das mal weniger intellektuell angehen zu lassen und uns nicht allzu tief in die Geschichte und die dako-romanische Kontinuitätstheorie und die damit verbundenen ungarisch-rumänischen Kabbeleien einzuarbeiten, sondern uns einfach treiben zu lassen. So z.B. mit einer Mittagspause im bezaubernden botanischen Garten von Cluj. (Achtung Nachahmer: die kulinarische Auswahl dort oben beschränkt sich auf einen Sandwich-Automaten und einen Eisstand, also eigenen Proviant mitnehmen)
Als kleines Kontrastprogramm zur architektonischen Pracht der Kirchen, Theater und Fassaden gönnten wir uns zwischendurch noch eine Fotorunde sozialistischer Betonarchitektur. Jede Wette, daß vieles davon in 10 Jahren nicht mehr existiert. Aber für Euch natürlich noch etwas von der Pracht.
Ein weiteres Highlight liegt auf der „Heimreise“ zum Campingplatz: das Polus Center, eine riesige Einkaufs-Mall auf der grünen Wiese. Gegen Abend strömen hier die Massen rein wie früher um die Zeit aus den Fabriken raus. Wir hatten nur eine kleine Erledigung im Mediamarkt-ähnlichen Laden, wo die Preise – wie eigentlich überall – sehr ähnlich denen in Deutschland sind. EU eben. Den Knüller gab’s auf dem Parkplatz, den wollte ich Euch nach der Meckerei über den Müll in der Turda-Schlucht nicht vorenthalten: die modernste Entsorgungsstation, die ich außerhalb von Ossendorf jemals gesehen habe. Überhaupt – in Sachen Fortschritt muß sich das Land sowieso nicht verstecken – die Kaufland-Ladestationen für E-Autos (die ich bisher nicht kannte) gibt es auch hier auf jedem Parkplatz.
Der Abend auf dem Campingplatz gehört dem Grill, auf dem Ray sich perfekt marinierte Fleischspießchen und ich mir vegetarische Falafelbällchen gönne. Die leise Sorge, daß ich als Vegetarierein hier nicht zurande komme, hat sich sowieso nicht bestätigt.
Morgen geht es weiter ins Apuseni-Gebirge, mal sehen, ob wir unser Ziel dort erreichen …