Der kostenlose Wohnmobilstellplatz in Caen liegt zwei Kilometer vom Zentrum entfernt, direkt am Mémorial de Caen, dem zentralen Museum zur Normandie-Schlacht und dem Zweiten Weltkrieg. Huch, Caen, so schnell? Ja, nachdem wir nach einem kurzen Trip nach Trouville und Deauville, wo es weder freie noch schöne Stellplätze für uns gab, noch eine Nacht in Honfleur blieben, regnete und stürmte es die ganze Nacht durch, so dass wir uns spontan die kleinen schnuckligen Küstenorte erst mal kniffen und direkt über Autobahn und Route National nach Caen düsten. Hier gibt es erstens das besagte Mémorial und für weitere Regentage dann das wohl sehr sehenswerte Museum der schönen Künste im Inneren der Festung.
Der kostenlose Stellplatz mit ca. 12-16 Plätzen war gefüllt, aber nicht überfüllt, es gab genug Plätze. Viele fahren auch nach dem Museumsbesuch wieder, dürfen aber trotzdem nicht auf den normalen Parkplatz. Die Lage ist an einer Seite an der Straße, die aber nachts ruhig ist, und zur anderen Seite hin zum Park des Museums. Nichts besonderes, aber ganz nett. Der Eintritt ins Museum ist heftig: 19,80 Euro plus teure und nicht erforderliche Audioguides. Überwiegend dreisprachig inkl. (richtig gut getextetem) Deutsch, didaktisch sehr breit aufgestellt, nicht diese typischen Waffen- und Panzerausstellungen, die sich als Friedensmuseum tarnen. Natürlich kennt man als drei-achtel-gebildeter Mensch vieles davon, aber die französische Sicht auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts war noch mal anders, und vor allem insgesamt auch sehr viel internationaler, nicht so eurozentristisch wie bei uns meist. Parallel die Entwicklungen in Asien, USA, Europa aufgezeigt, die unweigerlich in die Katastrophe führen. Starker Fokus natürlich auf das besetzte Frankreich, dann aber auch einiges zu den Luftangriffen u.a. auf Dresden. Einige sehr harte Fotos und Texte, die ich so noch nicht gesehen hatte.
Der Donnerstag überrascht uns mit Sonnenschein, nachem wir erst mal etwas nächtlichen Graupelschnee oder Hagel von Pösslchens Iso-Nase gesammelt haben. Trotzdem noch den Rest der Ausstellung zur Nachkriegszeit und dem Kalten Krieg besucht, der z.T. an das Haus der Geschichte in Bonn erinnerte, auch einige Leihgaben von dort hatte. Neben bedrückenden Filmen von sowjetischen und amerikanischen Atombombentests („Mr. Krushchev said we will bury you – Mr. Reagan says we will protect you“). Die Sowjets hatten wenigstens Schutzanzüge und Dosimeter in ihren Propagandafilmen, die Amis nur Kaugummis und „Duck and cover“. Viel Berlin natürlich, zum Schluß dann Gorbi, Mauerfall und Trabi. Geschafft, Ende der Geschichte. Oder? Ok, raus hier.
Caen, so haben wir gestern gelernt, war 1944 nicht so schnell zurückerobert, wie sich die Alliierten sich das vorgestellt hatten, sondern war über einen Monat umkämpft, was am Ende zu einer fast vollständigen Zerstörung der Stadt führte. Wir fuhren mit Pösslchen ins Zentrum und wollten eigentlich nachmittags zurück zum Stellplatz. Bißl Festung, bißl Kirchen, bißl Nachkriegsarchitektur und womöglich das Kunstmuseum.
Der Wetterbericht, der uns allenthalben entgegengraute, bereitete uns ein wenig innere Unruhe, obwohl ich ja eigentlich nicht dran glaube: die nächsten Tage zieht hier ein breites Wolkenband von den Azoren oder so durch, das fette Niederschläge bringen wird. Da werden wir wohl kaum den einzigen schönen Tag noch mal ins Museum gehen und morgen auf dem Museumsparkplatz nicht wissen wohin eigentlich. Wir schauen uns einen Platz mit Strom auf einem Bauernhof in der Nähe der Küste aus, der sich auch für Tagesausflüge nach Bayeux eignet und wo man zur Not ein paar Nächte stehen kann. Vorher noch mal den Kühlschrank auffüllen und Not-Brot einpacken, da es auf dem Dorf keine Bäckerei mehr gibt.
Noch ist blauer Himmel und Sonne, und wir nähern uns Omaha Beach: Hier der Wegweiser zum Soldatenfriedhof, hier zum Panzermuseum, hier zur lokalen D-Day-Ausstellung. Aber immerhin, das Meer endlich. In Honfleur war es ja eher erweiterte Seinemündung. In Englesqueville-la-Percée, etwas westlich von Omaha Beach und östlich des Pointe du Hoc, finden wir einen gemütlichen Stellplatz. Der „Bauernhof“ ist tatsächlich ein durchaus großer landwirtschaftlicher Betrieb mit Kühen, Rübenmieten und allem was dazugehört, nennt aber auch ein großes Anwesen mit Herrenhaus und Nebengebäuden sein Eigen. Dahinter liegt der Stellpatz mit großzügigen Parzellen (Schotter fürs Pösslchen, Gras für die Möbel), VE und Stromflat. Weit und breit außer Kühen zunächst niemand zu sehen, eine junge Dame in Reiterhose antwortet auf meine Frage zur Zahlung nur „yes, qui, demain matin“. Fein.
Ein weiter Blick übers Land und ein knapper Kilometer zum Meer. Hier läßt es sich aushalten. Die dunklen Wolken, die gegen Abend anzogen, müssen sich irgendwie woanders hin verabschiedet haben, während ich dies schreibe, jedenfalls gibt es derzeit sternklaren Himmel. Ich glaub ja eh nicht an Wetterberichte …
Hallo, guter Reisebericht. War vor Jahren ebenfalls im WAR II Memoriel. Man sieht endlich eimal eine Darstellung aus Sicht der Allierten. Eben kein Landser-Heft-Darstellung. An vs. Landungsstränden bzw. Orten frei mit WOMO gestanden.
http://www.meersonnewind.npage.de
Gruß Uwe
Hallo Uwe, danke für das Kompliment.