Der Weg vom westlichen Ende der Halbinsel Crozon nach Pointe du Raz ist erstaunlich kurz, nur rund 80 Kilometer. Generell sind wir angenehm überrascht von der Länge unserer relativ spontan angesetzten Tagesetappen, die sich so zwischen 80 und 100 Kilometern bewegen. Normalerweise verschätze ich mich um einiges mehr, so dass wir schon oft „grob geplante“ Routen abkürzen mussten, z.B. unser Wohnmobil-Trip in Englands Südwesten (Devon/Cornwall) wo die Zeit nicht für Land’s End gereicht hatte. Hier in der Bretagne sieht es aber sehr entspannt aus, wir haben allerdings auch inzwischen mehr Erfahrung darin, nicht jede Kirche, nicht jeden Hotspot bei der ersten Reise „mitnehmen“ zu müssen. Es gibt noch immer genug Highlights und noch dazu Überraschungen am Wegesrand.
Also, nach den – für uns – eher langweiligen „Points“ auf Crozon zieht es uns doch noch an einen potentiellen Hotspot, denn „spektaktulärer als hier rennt das Meer nirgendwo gegen den europäischen Kontinent an“, schreibt Marcus X. Schmid im Reiseführer bei Michael Müller. Außerdem sieht das nach einer interessanten kleinen Küstenwanderung aus.
Am Pointe du Raz nehmen wir auch mal das Angebot vor Ort an und nutzen den vorhandenen Womo-Stellplatz, der im Grunde nur der entsprechende Parkplatz-Abschnitt für Reisemobile ist. Wenn man dort übernachtet, zahlt man allerdings auch ungefähr 2x den Tagestarif – satte 15 Euro, dafür bekommt man hier in der Gegend normalerweise einen Camping Municipal inkl. Strom, hier gibt’s nur die exponierte Lage und einen Mülleimer dazu. Die ganze Küste hat anscheinend in den letzten Jahren starke Renaturierungsmaßnahmen erfahren, da war so einiges von den Massen totgetrampelt und wird jetzt kontrollierter eingehegt – klar ist da nicht mehr so viel Freiheit für den einzelnen, und es gibt traurige Geschichten dazu (sehenswerter Film in interessanter Technik!), der Natur scheint es aber gut getan zu haben. Wie dem auch sei – hinter Parkplatz und Womo-Stellplatz empfängt einen erst mal der Touri-Trichter mit allerlei Souvenir- und Gastro-Angeboten, Toiletten, sogar Gepäckschränken, sowie großem Infocenter. Dahinter dann noch mal ein Fußweg (oder-1€-Shuttle) zum eigentlichen Kap. Da verläuft sich einiges, und es gibt ja auch noch den Küstenpfad, der einmal ums Kap herum läuft. Den nahmen wir uns für den nächsten Morgen vor.
Abends ist es am Aussichtspunkt, oder eher der großen Steinplattform vor dem eigentlichen Kap, recht entspannt – natürlich sind hier Menschen, aber alles ganz ruhig, wenn man mal vom heranbrausenden Meer absieht … der Blick geht auf die vorgelagerten Inseln und Leuchttürme, im Rücken hat man eine militärische Anlage und die strahlend weiße Muttergottes der Schiffbrüchigen, die mit uns aufs Meer blickt (bzw. auf den armen Schiffbrüchigen, den sie grade rettet).
Morgens wählen wir den seitlichen Einstieg für die kleinen Küstenwanderung. Eigentlich nehmen wir uns eine größere Runde vor, die auf dem Rückweg noch ein Stück landeinwärts führt, allerdings schlaucht uns der Wind hier draußen doch mehr als erwartet. Es gibt kaum windstille Partien auf dem Pfad. Hinzu kommt, dass wir uns das etwas anspruchsvollere Gekraxel auf dem vorgelagerten Felshaufen, das ganz nach vorne zum Kap führt, natürlich nicht ganz verkneifen können. Es ist bei dem Wind dann aber doch etwas knifflig (Fotoapparat weggepackt, man brauchte beide Hände), so dass wir trotz guter Wanderstiefel auf halbem Weg umkehren – und ein völlig verrücktes Pärchen, das tatsächlich in leuchtenden Joggingklamotten wie die Bergziegen, teils trabend (!) über die Felsen hüpft, von weitem bestaunen. Könnten glatt J+J sein, ebenso sportliche Freunde von uns.
Der Rückweg bietet wunderbare Blicke auf den Plage de la Baie des Trépassés sowie den Pointe du Van gegenüber. Wir kürzen dann aber durch die renaturierten Farnwälder ab und kommen ziemlich gut durchgepustet und leicht kopfmatschig bei Pösslchen an. Ganz gemütlich gondeln wir dann einfach ein paar Kilometer weiter die Küste runter und erholen uns auf dem maximal verwunschenen Campingplatz l’Ocean in Plouhinec kurz vor Plovan (das wir aber Jo und seinen Jugendträumen überlassen und nicht durch einen Reality Check verderben wollen).
Jetzt, nach dem 15. September, sind viele strandnahe Campings bereits geschlossen, man muss sich also etwas umschauen. Am Camping L’Ocean begrüßt uns eine superliebe Madame in einem winzigen Bürocontainer, der Platz selbst liegt etwas oberhalb des Meeres (man hört das Rauschen die ganze Nacht) und wir kriegen die einzige Parzelle mit Meeresblick – der Rest des Campingplatzes ist beinahe leer. Die Sanitärausstattung ist so später DDR-Standard, aber sauber (und richtige Wasserhähne und nicht diese nervigen Drückventile). Die Parzellen sind riesig, ich kann mir das gut vorstellen für Familien, die hier im Sommer länger bleiben und den Strand weiter unten genießen möchten, ohne so eine Surfer-Party-Atmosphäre haben zu wollen. (Keine Ahnung, warum ich kein Foto davon gemacht habe. Muss wohl echt noch etwas matschig gewesen sein.)
Der Plan ist, jetzt in aller Ruhe weiter die Küste runter zu fahren und auf der Halbinsel Quiberon noch ein paar an einem Ort einzulegen, bevor es so laaaangsam wieder Richtung Heimat geht.
auf einen blick, ein actionmobil. selbstbau nein, aber denoch unikate, alles nach den eigenen wünschen. auf der caravan mal rein geklettert. geschmacksache (ohne neid), aber damit durch die bretagne zu juckeln. konkurrenzprotzen mit den deutlich preisgünstigeren womobussen – oder aber auch eine zwischenstation auf dem weg zur großen expedition.
tolle bilder vom point du raz. da habt ihr mehr glück gehabt als wir, mehrfach haben wir das ziel gecancelt, da jedesmal regen oder dicker nebel. gute reise noch. lg
jup, ich wollte es jetzt nicht so ausbreiten, aber bei den Preisen bin ich auch erst mal hintenüber gekippt … schade, hab die Marke auf der Caravan gar nicht gesehen, normalerweise habe ich ein Auge auf diese Dinger. Über das Wetter können wir echt nicht klagen – erst heute ging es mit der Regenfront los, aber wir sind auch schon praktisch auf dem Heimweg.