Südküste Bretagne im Schnelldurchgang

Keine Hektik nach dem Pointe du Raz, aber irgendwie dann auch keine Lust auf Städtchen, seien sie noch so pittoresk. In Quimper, der Hauptstadt des Finistère, genehmigen wir uns ein köstliches Galette-Mittagsmahl (die Madame und das Lokal haben den Eintrag im Gault Millau wirklich verdient!). Die Stadt hat eine Kathedrale mit zwei vollständigen Türmen (Seltenheitswert!) und erzielt schon einen ordentlichen Wert auf der Schnuckligkeitsskala. Kein reines Touristenpflaster, könnte sich auch für eine kleine Shoppingtour durchaus eignen. Und hier hat der bekannteste Hersteller von elektrischen Crêpe-Platten (Krampouz) seinen Hauptsitz. Wir suchen immer noch eine ordentliche Pfanne, die hat er leider nicht im Sortiment. 

Ein Hauch von Quimper-Atmosphär
Ein Hauch von Quimper-Atmosphär
Das Motiv ist im Reiseführer mit „Altbau – Neubau“ beschriftet. Nun ja.
Das Motiv ist im Reiseführer mit „Altbau – Neubau“ beschriftet. Nun ja.

Leider war es in Quimper etwas zu bedeckt für ordentliche Fotos und wir zogen weiter nach Concarneau. Sieht topografisch hochspannend aus: Eine Mini-Festungsinsel im Hafenbecken, drumherum der Rest der Stadt. Die Sonne hat auch wieder etwas hergegeben, und es gibt einen großzügigen Wohnmobilstellplatz oberhalb der Stadt, ca. 10 Minuten Fußmarsch zum Hafenbecken. Hier kann man tagsüber kostenlos stehen und muss nur nachts bezahlen. Fair!

Concarneau, Hafenbecken
Concarneau, Hafenbecken
„Ville enclos“
„Ville enclos“
Spaziergang auf der Festungsmauer
Spaziergang auf der Festungsmauer

So ganz warm wurden wir dann aber nicht mit dem Städtchen. Die Festungsstadt ist eine einzige Souvenirladenmeile, man kann oben auf der Mauer drumherumlaufen (wobei es da ganz witzig ist, in die Hintergärten/Hinterhöfe der diversen Häuser innerhalb der Festung zu schauen, das sind zum Teil Abgründe ;-). Es mag auch an den peruanischen Panflötenmusikern gelegen haben, die uns gleich am Eingangstor begrüßten (wusste gar nicht, dass es die wirklich noch gibt?). Concarneau-neu, um das Hafenbecken herum, besteht erst mal nur aus Parkplätzen. Und dahinter schien uns die Stadt irgendwie … gesichtslos. Viel Leerstand, der nicht nur durch die Nachsaison bedingt scheint, und architektonisch nichtssagend. Eine Kirche in für uns ungewöhnlich schwierig einzuordnender Architektur steht städtebaulich seltsam unpassend in der Gegend. (Später lernen wir, dass der Westeuropa-Orkan von 1987 dem Vorgängerbau, der selbst erst von 1912 stammte, endgültig den Rest gegeben hat – sie wurde abgesehen vom Turm abgerissen und durch den Neubau ersetzt. Und wo sieht man schon mal Kirchenneubauten aus dem 90ern?)

Schräg, oder?
Konnten wir jetzt architektonisch nichts mit anfangen, je suis désolé.
Bonjour, deux sardines s'il vous plaît!
Bonjour Gisèle, deux sardines s’il vous plaît!

Auch hier zogen wir deshalb wieder weiter Richtung Küste und/oder Natur. Die erste Stellplatzmöglichkeit außerhalb wäre ein versteckter Platz zwischen Krankenhaus und Sportanlage gewesen, etwas schräg, und freundliche Reisemobilisten schnappten uns, die wir uns grade orientierten, die letzten Plätze vor der Nase weg. Die Lage war mit Küstenlage gar nicht sooo schlecht, aber wir zogen noch mal weiter und landeten auf einem Reisemobilstellplatz an einer einsamen Bucht. Ziemlich einsam, aber auch hier so an die 5-6 Fahrzeuge, ganze zwei (!) davon mit Katzenbegleitung. (Wir vermissen unsere Schmitzkaters soooo, nächstes Mal sind sie dabei!) Die Bucht hat auch bei Flut nicht wirklich Strandqualitäten, aber man kann wohl Muscheln und anderes Krustengetier suchen, mehrere Herren mit Gummistiefeln versuchten mit Grabgabeln ihr Glück. Sehr schön ruhig und einsam. Natürlich kein Baguette um die Ecke, dafür hatten wir schon am Abend vorher vorgesorgt.

Schön versteckt, einsam: Wohnmobilstellplatz bei Trégunc
Schön versteckt, einsam: Wohnmobilstellplatz bei Trégunc

Vor Quiberon legten wir noch eine Nacht in St. Cado ein – wieder ein Dörfchen auf einer Insel, davor noch eins der angeblich meistfotografierten Objekte der Bretagne (huch?) – das Häuschen mit den blauen Fensterläden auf der einsamen Mini-Insel. Das ist wirklich ein feiner Ort für die Nachsaison. Der örtliche Camping St. Cado (nur zwei Sterne, aber erstklassige Sanitäreinrichtung!) liegt fast direkt am Ufer, bei Flut hat man einen kleinen Strand, das Dorf ist so gut wie leer (Brot nur im Aldi einen guten Kilometer weg). Die große Prozession, Volksfest des bretonischen Pardon in St. Cado hatten wir leider grade um ein paar Tage verpasst. Hier könnte man es auch noch gut ein paar Tage aushalten, die Gegend bietet genug Ziele für Fahrrad, Kanu oder zu Fuß. Das „meistfotografierte“ Häuschen machte mir Ärger: Sonne und Wolken (und am liebsten noch Flut) sind nie gleichzeitig da, wenn man sie braucht.

Camping St. Cado
So unkompliziert haben wir’s am liebsten: Bin 17 Uhr zurück, stellt euch schon mal hin.
Campingplatz St. Cado Bretagne
Was wir dann auch machen. Einziger Nachteil an dem Platz: Man schleppte erstaunlich viel Dreck rein.
St. Cado am Abend
St. Cado am Abend
Inseldörfchen
Inseldörfchen
St. Cado am Morgen
Das Postkartenmotiv am Morgen, bei Ebbe
St. Cado mit Boot
Oder mit Ausflugsboot?

Etwas wehmütig ging es nach einer Nacht weiter Richtung Quiberon. Dazwischen – also zwischen St. Cado und Carnac – liegen die weltberühmten Hinkelsteine, Dolmen, Megalithgruppen, Alignements und was nicht noch alles. Und wisst ihr was? Die ließen wir ganz schnöde am Wegesrand liegen, da sind wir Urkulturbanausen.

Allerliebst: die jungen Nachbarn gegenüber.
Allerliebst: die jungen Nachbarn gegenüber mit Mini-Wohnwagen. Die beiden Riesenvorzelte hatten sie schon abgebaut.

 

 

 

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