Finale in Quiberon, Côte Sauvage

So langsam geht die Rundreise dem Ende zu … und nach einigen wärmeren Tagen wird es perspektivisch auch so langsam Herbst. Wir gönnen uns zum Abschluss noch drei reine Natur- und Küstentage auf der Halbinsel Quiberon an der Südküste der Bretagne. Diese besteht im Prinzip aus einer eher bade-affinen Ostküste, und einer „wilden“ Westküste, der Côte Sauvage. Hier ist Baden und Surfen weitestgehend unmöglich, wenn dir dein Leben lieb ist – die Warnschilder und Erinnerungssteine sprechen eine deutliche Sprache. Dafür gibt es eine Menge Action mit Felsen, Gischt und Brandung. Selbst bei Ebbe ist einiges los.

Gedenkstein Retter leichtsinniger
„In dieser Felsenbucht, am 16. März 1979, haben M.P (Freiwillige Feuerwehr) und A.R. (Gendarmerie) den Tod gefunden – beim Retten eines Leichtsinnigen. Erinnert euch.
Seht ihr die kleinen Sarg-Symbole da unten rechts?
Seht ihr die kleinen Sarg-Symbole da unten links? Muss anscheinend so deutlich sein …

Auf dieser Seite der Insel ist die Saison Mitte September ebenfalls schon beendet, der Campingplatz in Kerné ist geschlossen, und für die zahlreichen Wohnmobile steht ein recht geräumiger Stellplatz direkt davor zur Verfügung. Wir haben aufgrund der Zaunkonstruktion die Vermutung, dass ein Teil des Stellplatzes während der Hauptsaison noch zum Campingplatz zugeschlagen wird, und außerhalb der Saison einfach mehr Platz für den Wohnmobil-Stellplatz freigemacht wird, aber das ist so halb geraten. Der Platz liegt fast direkt neben der Küstenstraße, eine Minute zu Fuß vom Meer und dem Küstenpfad entfernt, hier und da hat man auch den Blick – allerdings haben die hohen Hecken schon ihren Sinn, denn auch hier windet es ganz ordentlich. Der Stellplatz ist ganz nett, trotz der vielen Fahrzeuge gibt es kleinere Einheiten und es wirkt nicht ganz so wie der „Busparkplatz“ in Honfleur. Etwas eng kann es je nach Belegung (und Kuschelbedürfnis des Nachbarn *seufz*) trotzdem werden, einer totalen Überbelegung wird mit dem Schlagbaum vorgebeugt und einer Anzeige, wieviele Plätze noch frei sind. Das finde ich mal sinnvoll.

Eingangsbereich Wohnmobilstellplatz Kermé, Quiberon
Eingangsbereich Wohnmobilstellplatz Kermé, Quiberon
Stellplatz mehr oder weniger direkt am Meer. Die Straße ist noch dazwischen.
Stellplatz mehr oder weniger direkt am Meer. Die Straße ist noch dazwischen.
Aber abends kann der Blick mal so sein – Sonnenuntergang überm Meer sollte drin sein.
Aber abends der Blick kann sich sehen lassen – Sonnenuntergang überm Meer sollte drin sein, wenn nicht grade die Wolken davor sind.

Die Küstenwanderung zur Pointe du Percho im Norden der Insel nimmt ca. 2,5 bis 3 Stunden in Anspruch – eine wenig anstrengende Tour, kaum Steigungen, aber viele Abstecher zu einzelnen herausragenden Felsenformationen. Man kann sich etwas verdröseln, weil’s hinter jeder Ecke was zu schauen gibt.

Ruine einer Überwachungseinrichtung, mit allerliebster „ruin art“
Ruine einer Überwachungseinrichtung, mit allerliebster „ruin art“
…
Suchbild: was und wieviele davon seht ihr?
Suchbild: was und wieviele davon seht ihr?

Oben im Norden angekommen, wollten wir eigentlich gemütlich in einer Brasserie oder einem Café etwas handfestes zu uns nehmen und dann die Küste wieder runterlaufen – ausnahmsweise hatten wir außer Getränken mal keinen Proviant eingepackt. Wir laufen also noch bis in den Hafen von Portivy weiter, wo es außer einem nobleren Menü-Lokal nichts gibt – die Crêperie hatte zu, ansonsten gab es nur eine gemütliche Bar mit Flüssignahrung. Google zeigte uns noch einen kleinen Supermarkt in der Ortsmitte an, der aber seltsamerweise erst um 16 Uhr wieder öffnete … Ups. Wie sollten wir das ohne Notfall-Müsliriegel hinkriegen? Nützt ja nix.

Statt Küste nahmen wir also Schleichwege quer durch die Insel, das waren nur gute 4 Kilometer. So lernt man die Gegend kennen! Es gibt Reitmöglichkeiten und einen weiteren Wohnmobilstellplatz in Keridenvel – modern, VE, alles was man so braucht außer dem Meer – und sonstiger Infrastruktur. Der Platz war völlig leer, der Ort praktisch ausgestorben, wie fast alle kleineren Orte im Inneren der Insel. Also nicht ausgestorben wie in „lost place“ sondern ausgestorben wie in „wir machen die Läden zu und sind im Herbst dann mal weg“. Wobei einige Orte durchaus ein paar Schnuckligkeitspunkte kriegen könnten. Nur gibt es auf der ganzen Insel nix mehr zu Essen um die Jahreszeit ;-) Mit letzter Kraft schleppten wir uns zurück zum Stellplatz, wo noch ein leckeres Baguette und Reste von den gestrigen Bratkartoffeln auf uns warteten.

Quiberon ist nicht nur der Name der Stadt, sondern auch des Hauptortes im Süden der Insel – Fährhafen nach Belle-Isle-en-Mer (größte Insel der Bretagne), semi-mondäner Badeort, Thalasso-Therapie, Romy Schneider war drei Tage hier, samstags gemischter Markt (ungefähr wie der Jakobsmarkt in Remagen: von Kurzwaren, Tupperware, Reinigungsmittel und Räucherwurst über Stoffe und Klamotten bis hin zu Frischgemüse und Fisch ist alles dabei). Nett zum Flanieren, sicher auch feine Cafés und Restaurants dabei, und für Ray natürlich wieder Schiffe gucken. Leider zog am dritten Tag dann so langsam die Regenfront auf, so dass wir uns auf einen kurzen Marktbesuch beschränkten und dann das Trockene suchten.

Die nächsten Tage werden wir uns mit einigen verrückten architektonischen Zwischenstopps über Saint-Nazaire, Nantes und Paris zurück nach Köln hangeln.

 

Ein Kommentar

  1. hi, wir waren letztes jahr im august auf dem stellplatz für drei nächte und haben viel mit dem fahrrad dort abgefahren, auch km-weit auch morgens baguette geholt, da der bäcker erst recht spät auf den SP kam.
    der campingplatz hat mit dem stellplatz gar nichts zu tun. durch die einzäunung (glaube grüner maschendrahtzaun) ist das areal des CP auch separiert und auch auf dem CP Rasenfläche.
    trotz sommersaison war der stellplatz nicht immer voll, da wohl viele nicht beim auschecken, die endgültige abreise bestätigt haben unter anzeige “complete”.
    Oh ja, auch wir sind diesen Sommer kilometerweit und stundenlang nördlich von portsall gelaufen und haben keine lokalität gefunden, keinen kleinen supermarkt, einfach nix, außer ein paar schöne fleckchen erde. auch wir kamen am nachmittag hungrig am womo an und freuten uns auf den inhalt unseres kühlschrank.
    wir freuen uns auf weitere schöne berichte und fotos von euch und wünschen euch weiterhin eine schöne reise.

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