Mit den historischen Holzbooten unterwegs

Tag 11–14: ein paar Tage in Argentat

Es entwickelt sich so nach und nach eine kulturhistorische Tour, die uns sehr anschaulich das Leben entlang der oberen Dordogne näherbringt. Bewusst wird uns dies in Argentat – das wir uns als nächstes Ziel ausgesucht hatten, weil uns mal wieder nach etwas Gastronomie und vielleicht einem Schaufensterbummel war. Mit seiner Bevölkerung von knapp 3000 Personen ist Argentat vergleichsweise größer und gilt als malerischer Fischerort an der Dordogne. Wir haben also jetzt die unendlichen Mäander mit steilen, bewaldeten Ufern, mehrere Staudämme und -seen hinter uns gebracht, die alte Bahnlinie des Corrèze kennengelernt und das eine oder andere ältere Brückenbauwerk überquert.

Holz war und ist ein wichtiger Erwerbszweig im Département – fast die Hälfte ist bewaldet, und davon wiederum machen 60% Laubwälder aus (sooo schön!). Und hier kommen die Gabarren der Waldarbeiter ins Spiel: Ab dem 17. Jahrhundert wurden auf diesen tonnenschweren Booten bis zu 20 Tonnen Holz flussabwärts transportiert (ca. 6 Pösslchens!), und Argentat war der erste Stopp nach dem vermutlich gefährlichsten Teil der Strecke (auf der es natürlich noch keine Staudämme gab, der Fluss war ungezähmt, aber nur wenige Tage im Jahr wirklich schiffbar). Von hier aus ging es weiter Richtung Bordeaux, wo man das gute Eichen- und Kastanienholz dringend für die Weinfässer benötigte (Heute Papier, Europaletten, Bauholz – ernüchternde Erkenntnis).

Ausstellungsgabarre in Argentat

Mit dem verstärkten Aufkommen der Eisenbahn war es dann mit den Gabarren vorbei – und heute spielen sie eher eine touristische Rolle. So haben wir es uns nicht nehmen lassen, im Office du Tourisme von Argentat eine Tour zu buchen. Nach langwierigen Vorbereitungen hatte ich gerade bezahlt, als mir mitgeteilt wurde, dass die Ablegestelle 4 km flussaufwärts läge, nur 10 Minuten mit dem Auto … wobei wir gerade mit dem Fahrrad unterwegs waren und Pösslchen am anderen Ende auf dem Campingplatz stand. Also eine ungeplante und leicht hektische Tour hinauf hinter den nächsten Staudamm, wo uns die Gabarre erwartete. Ein „theatralischer“ Bootsführer brachte uns auf Französisch die Geschichte und Gefahren im Leben der Gabarriers näher – Untiefen, Drachen, Tavernen am Ufer … Das Boot war im übrigen nur halb besetzt, damit die Abstände schön eingehalten werden konnten, und natürlich mit Mundschutz für alle Reisenden. Eine schöne abendliche Tour – erstaunlicherweise ohne Mücken.

Argentat selbst hat nicht so ganz gehalten, was wir uns versprochen hatten – es ist zwar überaus malerisch und hat eine pittoreske Altstadt mit Trödelläden usw., aber in der Nachsaison ist es so ruhig, dass schon die meisten Geschäfte völlig zu haben, gastronomisch kaum noch eine Auswahl vorhanden war und auch sonst alles sehr tot wirkt. Ob das zum Teil Corona-Pleiten waren oder der normale Nachsaison-Zustand, können wir nicht so recht herausfinden, im Sommer soll es wohl recht gut besucht gewesen sein. Für die paar Touri-Nasen im Ort lohnt es aber auch nicht mehr wirklich.

Als Campingplatz haben wir den Aire Municipal ausgewählt – der noch ein paar Reisemobile und Wohnwagen beherbergte, der Pool wird allerdings bereits saniert, und um Brot müssen wir uns auch selber kümmern (die Bäckerei macht in ein paar Tagen auch ihren Jahresurlaub …). Die Sanitäreinrichtungen sind sauber und mit festen Regeln nutzbar, Abzüge gibt es nur für die Chemiekloentsorgung, deren Details ich euch hier lieber erspare.

Social Distancing auf der Herrentoilette

Soweit … wir sind noch nicht ganz fertig mit der Dordogne, da es hier schon ein wenig kühl wird, begeben wir uns als nächstes nach Beaulieu-sur-Dordogne, dem offiziellen Beginn des Südens – was man auch klimatisch bemerken soll. Wir sind gespannt!

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