Somme-Bucht mit dem Wohnmobil – und zwei Katzen
Es gibt ja diese imaginäre Liste von Orten, an die wir unbedingt noch mal zurückkommen wollen, und die sich immer weiter füllt, weil wir ja doch noch soo viele andere Orte bereisen und kennenlernen wollen. Diesmal ist es anders: wir reisen mit den Schmitzkaters, und unter anderem deshalb haben wir uns ein Ziel ausgesucht, das wir bereits kennen und wo wir zunächst einen großen, ruhigen Platz direkt an den Dünen ansteuern. Abgesehen davon sind wir im Moment noch etwas „batteriereduziert“ unterwegs, da uns eins der beiden guten Stücke in der Bretagne weggebrutzelt war und wir uns 2018 noch nicht für zwei neue entscheiden konnten. Deshalb steuern wir sichere Plätze mit zumindest stundenweise Strom an.
Unsere Katers sind inzwischen – mit knapp 12 Monaten – echte Brocken geworden, sie kommen voll nach ihren ebenfalls riesigen Eltern. Dazu noch extrem anhänglich und auf uns fixiert (wie wir uns einbilden), so dass wir uns entscheiden, sie nicht zuhause in Köln zu lassen, wo sie allein in der Wohnung womöglich irgendwelchen idiotischen Böllereien ausgesetzt wären, sondern im Pösslchen mitzuschleppen. Wenn es nicht geht, können wir ja immer noch umkehren, sagen wir uns.
Auf den ersten Womo-Touren mit Katze waren die Katers ja immer noch etwas nervös und quakten während der Fahrt rum – das hat sich völlig gelegt. Wir nehmen die praktische und robuste Klappbox mit, die man bei Bedarf einfach wegklappen kann, sowie die leichte und etwas größere Reisetasche – bei der Fahrt hat sich herausgestellt, dass die Jungs die etwas engere, aber stabilere dunkle Box lieber mögen, ich schätze sie gibt ihnen einfach mehr Halt. Diese wird auf der Dinettenbank hinter dem Tisch festgeklemmt und angeschnallt – fertig.
Was soll ich sagen – die beiden sagen keinen Ton und sind während der Fahrt tiefenentspannt. Alle zwei Stunden oder so halten wir an und bieten Leckerlis und/oder Toilette an (was beides nicht benötigt wird), und mehr als fünf Stunden fahren wir eh nicht am Stück. Erster Anlaufpunkt ist Le Crotoy am nördlichen Rand der Somme-Bucht, und wie erwartet stehen da nur eine Handvoll Fahrzeuge gut verteilt auf dem Platz. Wir stellen uns im Abstand einer Kabellänge von der Versorgungssäule auf, so dass wir uns bei Bedarf eine Stunde Strom buchen können. Das klappt ganz gut. Der Platz kostet inzwischen auch im Winter 7 Euro pro Nacht, plus 2 Euro pro Stunde Strom – das ist immer noch seltsam viel, aber im Grunde auch in Ordnung, mehr als zwei Stunden Ladung pro Tag brauchen wir eigentlich nicht, zumal auch die Sonne noch herauskommt und die Panels ein paar Stunden füttert. Der Vorteil des Platzes ist gleichzeitig der Nachteil: seine recht abgelegene Lage macht es zumindest im Winter erforderlich, rechtzeitig alles einzukaufen, inkl. Baguettes fürs Frühstück am nächsten Morgen.
Dieser Ort ist wie geschaffen für lange Strandspaziergänge. Einen kurzen Ausflug unternehmen wir erst mal mit den Katers: mit der Tasche zum Strand. Das ist vermutlich doch etwas too much für den Anfang, sie bewegen sich kaum aus der Tasche raus, und als doch, steigt mir der mutigere der beiden von hinten unter die Jacke bis oben auf die Schulter. Ich erwähnte, dass sie anhänglich sind, oder? Vermutlich ist es den beiden Warmduschern einfach zu kalt.
Da sie ob der Luftveränderung sowieso fast den ganzen Tag pennen, können wir uns am nächten Tag einen ausgiebigen Strandspaziergang bis in den Hafen von Le Crotoy mit dem anderen Wohnmobilstellplatz des Ortes gönnen. Ein paar Menschen, viele Vögel, Muscheln, sonst nur Ruhe: das ist genau das, was wir um diese Jahreszeit nötig haben. Le Crotoy ist ein unverdorbener kleiner Ort mit ein paar kleinen Lädchen, einem Mini-Supermarkt und einer Bäckerei. Und natürlich allerlei Lokale und Salons de Thé.
Nachmittags gehen wir mit dem mutigeren der Schmitzkaters noch mal an der Leine zum Strand rüber. Es stellt sich heraus, dass die freie Ebene ohne Deckung nichts ist für den Tiger. Aber die Dünen! Das Gras! Die Hundekacke! So viel zu entdecken! Er kann sich überhaupt nicht trennen und würde sich am liebsten irgendwo im Gebüsch rumtreiben. Und zwischendurch legt er sich einfach mal in den Sand. Von Panik oder Angst keine Spur, die Neugier überwiegt deutlich. Der zweite ist und bleibt ein Wohnungs- oder Womokater: Nase kurz in den Wind, nee, ist mir zu kalt, ich bleibe drinnen. Hat natürlich auch den Vorteil, dass man die Schiebetür mal aufmachen kann, ohne dass beide Tiere gleich rausflutschen.
Wir bleiben zwei Nächte hier und wollen dann noch mal auf die andere Seite der Bucht wechseln, ihr wisst schon, die Robben und das urige Muschel- und Fischlokal. Bis dahin genießen wir den hiesigen Sonnenuntergang, begleitet von einem Rotwein und den Resten der Weihnachtsplätzchen. Alles fein.