Roadtrip Zentralfrankreich – dem Sturmtief davonfahren

Leider mußten wir die Atlantikküste wieder verlassen, und mein Kopf bekommt gerade nur knapp auf die Reihe, daß das erst gestern morgen war. Wir hauen einiges an Mautgebühren raus im Moment …

Aber von Anfang an. Den Wohnmobil-Stellplatz auf der Île de Ré, schön geschützt hinter der Düne, verließen wir am Morgen mit frischem Baguette im Bauch und einer Träne im Knopfloch Richtung Festland. Das sonnige Wetter hatte sich verabschiedet und das Meer, gestern noch wild und wellig, zickte auch rum und war weg.

Wohnmobilstellplatz Atlantikküste Le Griveau, Île de Ré
Wohnmobilstellplatz in Le Griveau, Île de Ré

Aufgrund des üsseligen Wetters wurde das ein reiner Fahrtag quer durchs Land. In Tours fuhren wir mal versuchsweise runter von der Autobahn, um gemütlich an der Loire entlang bis zum Ziel zu gondeln, aber ein richtiges Vergnügen war das auch nicht. Die Dörfer hier machen nicht viel her, die Schlösser stehen eh nicht am Fluß (außer in Amboise) … aber die Loire ist auf der Strecke recht schön, ganz natürlicher Verlauf, nicht schiffbar, viele Sandbänke. In Blois, das bei schönem Wetter natürlich einen längeren Stopp wert gewesen wäre, versorgten wir uns noch mit Brot und begaben uns dann auf die hochherrschaftliche Domaine des Schlosses Chambord (drunter wollte Pösslchen es nicht machen, wenn er schon so viel fahren muß).

Der Wohnmobilstellplatz Chambord (11 Euro/24Std., Ticketautomat nur mit Karte) ist auf 120 Wohnmobile ausgelegt (man stelle sich das im Sommer vor!) – eine Versorgungssäule mit VE und zwei (!) Steckdosen (5€ für 8 Stunden), Mülleimer, ansonsten einfache Schotterplätze. Aber in der ersten Reihe und im Winter hat man von 3 Plätzen aus beinahe Schlossblick!

Wohnmobilstellplatz Chambord Loire
Wohnmobilstellplatz Château Chambord

Morgens steht man genau falsch für das gute Licht auf das Schloss, aber dafür scheint die Sonne an einer Seite rein und an der anderen wieder raus:

Wohnmobil Chambord Loire Winter - Sonnenaufgang
Nach Sonnenaufgang in Chambord
Wohnmobil Loire Winter Chambord
Winterliches Chambord

Apropos Wetter und Sturmtief Burglind: Das einzige, was mich in der Nacht um zwei geweckt hat, war das Piepsen der Katastrophen-App NINA, die vor dem Sturm in Köln warnte. Danke sehr! (Doch, es hat uns schon etwas durchgeschaukelt, aber kein Vergleich zu Deutschland oder der Normandie grade).

Bei strahlendem Sonnenschein mit Regenbögen und einigen kleinen Schauern ziehen wir los Richtung Nordosten, um unser nächtes Etappenziel anzusteuern. Ein paar kleine brutalistische Architektur-Umwege erspare ich Euch, zu viel Beton für die geneigten Durchschnittsmitlesenden …. Wir landen in Sens, wo es für unsere Sammlung „gotische Kathedralen Frankreichs“ das älteste Exemplar zu besichtigen gilt. Das Städtchen ist mit 25.000 Einwohnern grade mal so groß wie mein Heimatstädtchen in der Vor(!)eifel, und obwohl mittendrin die Kathedrale steht, ansonsten recht verschlafen. Die Innenstadt hat erstaunlich viel buntes Fachwerk, erinnert fast ein wenig an Colmar, aber es gibt einigen Leerstand, die Immobilienpreise sind vergleichsweise niedrig und man sieht wenig Menschen auf der Straße für einen Mittwochnachmittag. Rundherum extrem viel Platz, riesige, zentrumsnahe und kostenlose Parkplätze. Schnuckelig, es fehlte mir jedoch ein wenig Leben. Aber die Kathedrale … sehr schön. Großartige und sehr alte Fenster, klasse Raumwirkung, vergleichsweise ordentlicher Erhaltungszustand. Und der heilige Geist erscheint gleich in Form von mehreren Tauben, die durch die Halle fliegen.

Wohnmobil Kathedrale Sens
Hier hat man wenigstens genug Platz für die Fotografen auf der Westseite gelassen – das gibt Pluspunkte!
Wohnmobil Winter Frankreich Sens Kathedrale
Südportal der Kathedrale

 

Einen Stellplatz findet man übrigens nicht in der Stadt, sondern im nahegelegenen Dorf Gron auf der anderen Seite der Yonne – ein einfacher Parkplatz in ruhiger Lage an einem kleinen Park mit der üblichen VE-Säule (im Winter deaktiviert) und einem rollstuhlgerechten Toilettenhäuschen (geöffnet).

Morgen geht es erst mal nur bis Troyes, dort interessiert uns – aus Gründen – die Sammlung moderner Kunst des erzbischöflichen Museums. Und natürlich auch hier die Kathedrale. Das schließt sich grade sehr schön an die französische Gotik an, die wir auf anderen Touren schon gesehen haben. Auch wenn aus der Normandietour ein Roadtrip quer durch Frankreich geworden ist.

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